(Registrieren)

Corona-Effekt im Tropenwald / WWF-Analyse: Waldzerstörung in den Tropen schnellt während Corona-Pandemie um 150 Prozent in die Höhe

Geschrieben am 21-05-2020

Berlin (ots) - Mit der weltweiten Ausbreitung von COVID-19 ist der Waldverlust in den Tropen massiv angestiegen. Wie eine aktuelle Untersuchung des WWF ergibt, stieg die Waldzerstörung in 18 untersuchten Ländern im März 2020 im Vergleich zu den Vorjahren um durchschnittlich 150 Prozent an. Insgesamt seien damit allein im März dieses Jahres rund 645.000 Hektar Tropenwälder verschwunden, was etwa der siebenfachen Fläche Ber-lins entspricht. Den größten Verlust verzeichnen die Umweltschützer in Indonesien mit über 130.000 Hektar, gefolgt von der Demokratischen Republik Kongo (100.000 Hektar) und Brasilien (95.000 Hektar).

Dafür, dass Entwaldung und die Pandemie miteinander zusammenhängen, gibt es laut WWF eindeutige Indizien: "Alles weist darauf hin, dass wir es bei der explodierenden Waldzerstörung mit einem Corona-Effekt zu tun haben", sagt Christoph Heinrich, Vorstand Naturschutz beim WWF Deutschland. "In vielen Ländern hat sich der Staat während des Lockdowns aus dem Waldschutz zurückgezogen, was illegale Holzeinschläge und die Plün-derung anderer Ressourcen begünstigt." Auch indigene Territorien und Naturschutzgebiete würden vielerorts schlechter gesichert und fielen Kriminellen leichter zum Opfer. Polizei, Ranger und andere staatliche Kontrolleure seien deutlich weniger präsent und auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der verschiedenen zivilgesellschaftlichen Organisationen säßen meist im Home-Office fest.

Kriminelle Energie und Profitstreben seien jedoch nicht der alleinige Treiber der Umwelt-zerstörung in Corona-Zeiten. Vielerorts hätten wegbrechende Einkommen die Menschen in eine schwierige Lage gebracht. In mehreren afrikanischen Ländern sei der legale Holzhan-del und die Verarbeitung des Holzes zum Erliegen gekommen. Ein substanzieller Anteil der Holzprodukte des Kongobeckens wird nach China und Vietnam exportiert. Durch die Schließung der Häfen wurde dieser Handelsweg unterbrochen. Die Wälder verlören dadurch schlagartig ihren Wert und das Risiko einer Umwandlung des Waldes steige an. In der Mekong-Region in Asien seien aufgrund sinkender Einnahmen im Tourismus und aus dem Verkauf von Waldprodukte wie Honig, Nüssen oder Beeren viele Menschen in ihre Heimatdörfer zurückgekehrt und nutzten jetzt den Wald verstärkt als Brennholz- und Ein-kommensressource.

Zum Schutz der Wälder der Welt fordert der WWF eine Unterstützung der Entwicklungs- und Schwellenländer. Technische und finanzielle Hilfe könnte dazu beitragen, die illegale Entwaldung einzudämmen. Dazu gehöre nicht nur die bessere Durchsetzung von Gesetzen, sondern auch die Schaffung alternativer Einkommensquellen und die Abmilderung sozialer Probleme durch Folgen der Corona-Pandemie. Der mächtigste Hebel seien jedoch die in-ternationalen Handelsbeziehungen. Hier brauche es dringend bessere und verbindliche Sozial- und Umweltstandards, insbesondere zu entwaldungsfreien Lieferketten. Die Euro-päische Union habe hier eine besondere Verantwortung. Rund ein Sechstel aller hier ge-handelten Lebensmittel trügen zur Entwaldung in den Tropen bei. Derzeit wird auf EU-Ebene ausgelotet, mit welchen Maßnahmen wie die Entwaldungsfreiheit für Produkte auf dem gesamten EU-Markt gewährleistet werden kann.

"Der Schutz der Wälder ist eine gemeinsame Aufgabe der Staatengemeinschaft, der sich keiner entziehen kann. Wir müssen die weltweite Entwaldung dringend stoppen und neue naturnahe Wälder aufbauen, sonst könnte COVID-19 nur ein Vorgeschmack auf künftige Krisen sein. Wir wissen mittlerweile, dass die Ausbrüche vieler Infektionskrankheiten in direktem Zusammenhang mit Waldrodungen stehen. Eine intakte Natur ist ein Bollwerk gegen Krankheitserreger und muss endlich als Schlüsselfaktor für unsere Gesundheit wahr-genommen werden. Wenn wir nicht zügig handeln, wird die Plünderung des Planeten mit aller Macht auf uns zurückfallen", so Christoph Heinrich.

Zur Analyse:

Für die Analyse "Waldverlust in Zeiten der Corona-Pandemie - Holzeinschlag in den Tro-pen" wertete der WWF Satellitendaten aus, um die Entwaldung in 18 tropischen Ländern zu bestimmen - jeweils sechs in Afrika (Zentralafrikanische Republik, Kamerun, Demokra-tische Republik Kongo, Republik Kongo, Kenia, Tansania), Asien (China, Indonesien, Kam-bodscha, Myanmar, Malaysia, Thailand) und Südamerika (Argentinien, Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Peru, Paraguay). Dabei wurden die Entwaldungszahlen von März 2020 mit der durchschnittlichen Entwaldung im gleichen Monat der Jahre 2017, 2018 und 2019 vergli-chen. Die Daten stammen aus der Datenbank "GLAD primary humid tropical forest alerts" der University of Maryland und basieren auf Landsat-Satellitenbildern.

Pressekontakt:

WWF - World Wide Fund For Nature
Immo Fischer
Telefon: +49 (0)151 188 548 34
E-Mail: immo.fischer@wwf.de

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/6638/4602771
OTS: WWF World Wide Fund For Nature

Original-Content von: WWF World Wide Fund For Nature, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

734029

weitere Artikel:
  • NDR Info startet mit "Synapsen" einen neuen Wissenschafts-Podcast Hamburg (ots) - Rund 43 Millionen Abrufe über alle Plattformen: "Das Coronavirus Update" mit Christian Drosten hat sich binnen kurzem zum erfolgreichsten Podcast entwickelt. NDR Info und das NDR Audio Lab "Think Radio" hatten ihn Ende Februar gemeinsam an den Start gebracht, nun gibt es einen neuen Podcast von den Macherinnen und Machern des Erfolgsformats. Seit Corona kennt jeder den R-Wert, aber was genau machen Modellierer damit? Plötzlich wollen alle wieder zum Mond fliegen, aber warum eigentlich? Die Gefahr von Umwelthormonen ist bekannt, mehr...

  • "Wissen hoch 2" in 3sat mit Doku "Reif für den Knast?" und "scobel - Das Prinzip Strafe" (FOTO) Mainz (ots) - Donnerstag, 28. Mai 2020, ab 20.15 Uhr Erstausstrahlungen Bestrafungen sollen unsere Gesellschaft vor Gefahren beschützen. Aber sind Strafen wirklich sinnvoll? Und wie sieht es aus, wenn Kinder und Jugendliche kriminell werden? "Wissen hoch 2" setzt sich am Donnerstag, 28. Mai 2020, ab 20.15 Uhr in der Dokumentation "Reif für den Knast?" und der anschließenden Sendung "scobel - Das Prinzip Strafe" mit dem Thema auseinander. Schwere Delikte wie Diebstahl, Körperverletzung und Mord werden auch von Kindern und Jugendlichen begangen. mehr...

  • FibroGenesis meldet COVID-19-Durchbruch mit Fibroblastenzelltherapie (präklinische Testphase) Houston (ots/PRNewswire) - PneumoBlast(TM) verbessert Krankheitsbild und reduziert Flüssigkeitsansammlung in der Lunge bei COVID-19-Modell FibroGenesis informierte heute über die signifikante Wirksamkeit seines Produktes PneumoBlast(TM) bei einem Tiermodell mit Lungenentzündung, die COVID-19 ähnelt. Die Immunsysteme von Mäusen wurden auf eine Weise stimuliert, die sie in einen Hyperaktivierungsmodus versetzte, wodurch mit COVID-19 vergleichbare Symptome erzeugt wurden. Nachdem eine COVID-19-Simulation erreicht war, konnte die Verabreichung von mehr...

  • Soziale Isolation erhöht das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und Tod aus allen Ursachen, so die Forschung auf dem virtuellen Kongress der Europäischen Akademie für Neurologie Wien (ots/PRNewswire) - Neuen Untersuchungen zufolge haben sozial isolierte Menschen ein um mehr als 40 % höheres Risiko, einen kardiovaskulären Vorfall wie einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden als diejenigen, die sozial integriert sind. Die deutsche Studie, die morgen auf dem virtuellen Kongress der Europäischen Akademie für Neurologie (EAN) vorgestellt werden soll, ergab, dass Menschen, die sozial isoliert sind, mit fast 50 % höherer Wahrscheinlichkeit an irgendeiner Ursache sterben. Die im Rahmen der Heinz-Nixdorf-Recall-Studie mehr...

  • Corona-Pandemie in Gaza: Wenn das Virus auf Armut und Not trifft (FOTO) Gaza (ots) - Armut, Gewalt, mangelnde Versorgung: Seit Jahrzehnten leben die Menschen in Gaza unter menschenunwürdigen Zuständen. Wegen der Belastung durch die Corona-Pandemie hat sich die Situation nach Angaben der Hilfsorganisation SOS-Kinderdörfer in allen Bereichen verschlimmert. "Das Leid der Bevölkerung ist massiv angewachsen - obwohl wir offiziell bislang noch nicht einmal viele Infizierte haben", sagt Samy Ajjour, Leiter der Hilfsorganisation in Gaza. Zahlreiche Menschen hätten ihre Jobs verloren, da Fabriken, Geschäfte und Restaurants mehr...

Mehr zu dem Thema Sonstiges

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

Sat1.de mit neuem Online-Spiele-Portal Sat1Spiele.de / SevenOne Intermedia baut Bereich Games weiter aus

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht