WAZ-Chef Bodo Hombach: Post agiert "wie auf dem Balkan"
Geschrieben am 24-10-2007 |
München (ots) - Der Geschäftsführer der WAZ-Mediengruppe, Bodo Hombach, hat die Deutsche Post AG und ihren Vorstandschef Klaus Zumwinkel mit scharfen Worten für deren Gratiszeitungspläne kritisiert. In einem Interview mit dem Magazin "Werben & Verkaufen" (EVT: Donnerstag, 25. Oktober) sagt der Chef des Essener Zeitungskonzerns (Westdeutsche Allgemeine Zeitung, NRZ): "Da sitzt dieser übermächtige King Kong auf seinem Posttower und trommelt sich auf die Brust. Weil die Milliarden-Erträge des Postmonopols auslaufen, ist er traurig." Hombach kritisiert vor allem die Tatsache, dass mit der Post ein zu rund 30 Prozent im Staatsbesitz befindliches Unternehmen den deutschen Zeitungsverlagen Konkurrenz machen würde. "Wenn der Einfluss von Staat und Gewerkschaft genutzt wird, um Konkurrenten zu benachteiligen und in die Knie zu zwingen, wird das eine Systemfrage." "Ähnliches" kenne er "aktuell nur aus dem Balkan", meint der frühere EU-Beauftragte für den Balkan. "Als in Russland einige Medien missliebig wurden, hat Gazprom sie gekauft", so Hombach weiter. "Hier unvorstellbar. Aber wollen wir jetzt eine Zeitung unter Staatseinfluss kreieren?" Hombach reagiert damit auf jüngste Ankündigungen von Post-Chef Zumwinkel. Der hatte vergangene Woche gesagt, sein Unternehmen würde "mit Freude" ein Gratisblatt in sein Vertriebsnetz aufnehmen. Dass die Post dabei nicht selbst als Verlegerin auftreten würde, lässt Hombach als Argument nicht gelten: "Schon bei der Tarifvertragsgestaltung zu Lasten Dritter hat jeder gemerkt, wie einflussreich, einfallsreich und tricky der Vorstandsvorsitzende Dr. Zumwinkel ist. 'Nur vertreiben' wäre auch tricky. Ohne die privilegierte Postverteilung entstünde kein nationales Gratisblatt". Hintergrund des Konflikts zwischen der Post und deutschen Verlagen ist ein Streit um Mindestlöhne bei Briefzustellern. Zahlreiche Verlage, darunter die WAZ-Gruppe, wollen nach dem Fall des Postmonopols im nächsten Jahr dem Bonner Konzern Konkurrenz machen. Hombach ist Aufsichtsratschef eines der wichtigsten Post-Konkurrenten, der mehrheitlich zur Axel Springer AG gehörenden Pin Group.
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