Kleine und mittlere Unternehmen nutzen die Informations- und Kommunikationstechnologie noch viel zu wenig für die Schulung ihrer Mitarbeiter. Das liegt zum einen daran, dass das das Angebot an passenden E-Learning-Produkten gering ist, obwohl viele Projekte und Anbieter den Anspruch erheben, Anwendungen für KMU anzubieten. Zum anderen gelten Vorteile, die großen Unternehmen durch den Einsatz von E-Learning entstehen, für KMU nur eingeschränkt. Im Rahmen des Projektes ARIEL (Analysing and Reporting on the Implementation of Electronic Learning in Europe) hat das Institut Arbeit und Technik (IAT/Gelsenkirchen) in Kooperation mit Wissenschaftlern und Praktikern aus Irland, Italien, Ungarn und Rumänien E-Learning-Projekte der EU untersucht und Empfehlungen für die sinnvolle Nutzung in KMU entwickelt.
KMU interessieren sich dann für E-Learning, wenn damit deutlicher und schneller Nutzen für ihre Geschäftsprozesse verbunden ist. Die Standard-Verkaufsargumente für Großbetriebe, wie z. B. die schnelle Verbreitung neuer Lerninhalte oder die Reduzierung von Trainingstagen, gehen an KMU vorbei. Für sie ist es relevanter, ob Angestellte, die sonst aus Zeit- oder Kostengründen kein Seminar besuchen könnten, durch E-Learning dazu die Möglichkeit erhalten. Die Betriebe erwarten eine hohe praktische Verwertbarkeit des Trainings sowie fehlerfreie, benutzer-, kundenorientierte und selbstbeschreibungsfähige Lern-Systeme.
Bei KMU spielt zudem das Vertrauen in die Bildungsanbieter eine große Rolle, das sich entweder durch gute Erfahrungen in der Vergangenheit bildet, durch die Reputation einer anerkannten Institution mit zertifizierten Bildungsabschlüssen oder dadurch 'verordnet' ist, dass die Weiterbildung verpflichtend ist, wie z. B. bei Führerscheinen. Die Anbieter von E-Learning sollten die etablierten Bildungsträger darin unterstützen, ihr herkömmliches Bildungsangebot mit E-Learning zu erweitern.
KMU sind stark von einer guten Bildungsinfrastruktur abhängig, wie z. B. Berufsschulen, Bibliotheken oder Datenbanken. Gemeinschaftliche und koordinierte Formen der beruflichen Bildung sind dazu notwendig ebenso wie öffentliche Investitionen in eine Wissensinfrastruktur, die finanziell und organisatorisch zugänglich ist. Die Politik sollte zudem Partnerschaften zwischen Hochschulen und Betrieben unterstützen. Insbesondere dann, wenn Universitäten und Forschungseinrichtungen E-Learning mit öffentlichen Geldern entwickeln, sollte der Inhalt zusammen mit den zukünftigen Nutzern eingerichtet und auf die Arbeitsaufgaben der Lernenden ausgerichtet sein. Die Qualität und die Nachhaltigkeit der geförderten Projekte sollte strenger auf ihren KMU-Nutzen und die Einsetzbarkeit in KMU hin überprüft werden.
Die Innovationen der Informationstechnologie schaffen neue Möglichkeiten, Weiterbildung am Arbeitsplatz zu organisieren. Unternehmen sollten dazu klare Vorstellungen über ihre strategischen Ziele entwickeln und den daraus resultierenden Qualifizierungsbedarf regelmäßig und rechtzeitig erheben. Die Unternehmenskultur bestimmt, ob das Lernen willkommen ist als Möglichkeit, die Dinge kontinuierlich besser zu gestalten oder ob Weiterbildung eher eine Feuerwehrrolle spielt und nur dann nachgefragt wird, wenn es brennt. E-Learning funktioniert am besten in jenen Betrieben, die sowohl das formelle wie auch das informelle Lernen kontinuierlich fördern.
IAT-Report 2006-01: E-Learning in kleinen und mittleren Unternehmen - Der Lange Marsch nach Lissabon http://iat-info.iatge.de/iat-report/2006/report2006-01.html
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