Der Tagesspiegel: Ex-Bahnchef Ludewig stärkt Mehdorn den Rücken
Geschrieben am 27-10-2007 |
Berlin (ots) - Berlin - Der ehemalige Bahn-Chef Johannes Ludewig hat davor gewarnt, die Privatisierung der Deutschen Bahn zu gefährden. "Sie können ein Unternehmen mit mehr als 200000 Leuten nicht über Jahre auf ein Ziel ausrichten und dann plötzlich sagen ,April, April, jetzt machen wir etwas ganz anderes', sagte er dem "Tagesspiegel" (Samstagausgabe) mit Blick auf Bedenken in der SPD gegen den Börsengang des Konzerns. Er warnte vor negativen Folgen für das Unternehmen. "Es wäre jammerschade, wenn wir die erfolgreiche Bahn beschädigen würden, das würde jenseits der deutschen Grenzen kein Mensch verstehen", sagte der CDU-Politiker. "Wenn man das Projekt jetzt abbläst oder in eine falsche Richtung lenkt, bleibt das nicht ohne Folgen."
Ludewig, Vorstandschef der Bahn zwischen 1997 und 1999 und heute Präsident des europäischen Bahnverbands CER, stellte sich hinter den Gesetzentwurf von Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD). "Die Befürchtung, dass die Bahn morgen eine ganz andere ist, kann ich nicht nachvollziehen." Er verstehe die Debatte um die Privatisierung "nur sehr bedingt". Da die große Mehrheit an der Bahn bei der öffentlichen Hand bleibe, sei das Risiko "eigentlich Null. Der Schritt bleibt kalkulierbar, weil der Bund genügend Zugriffsrechte auf die Bahn hat." Überfrachte man die Privatisierung nun mit Regulierung oder mit "der Frage, ob man Volks- oder Namensaktien ausgibt, gerät das ganze Projekt in Gefahr". Die SPD will auf ihrem Hamburger Parteitag über einen Antrag debattieren, nach dem Bahn-Aktien ohne Stimmrecht ausgegeben werden sollen, um unliebsame Investoren abzuwehren.
Der Ex-Manager mahnte, den Sinn des Bahn-Verkaufs nicht aus den Augen zu verlieren. "Wenn die Bahn ihr Geschäft weiter entwickeln will und mehr leisten soll, braucht sie mehr Eigenkapital." Vom Staat komme das nicht, also müssten private Investoren einspringen. Ihn erfülle mit Sorge, dass dieser Grundgedanke mit vielen anderen Anforderungen überfrachtet werde "und verloren zu gehen droht". Je mehr Konditionen an die Privatisierung geknüpft würden, desto schwieriger werde es, überhaupt privates Kapital zu mobilisieren.
Aus Ludewigs Sicht ist die Bahn ein "Erfolgsmodell". "Sie hat einen Spitzenplatz in Europa. Das war vor 15 Jahren noch nicht so." Im Güterverkehr etwa sei die Bahn größer als die beiden Nächstplatzierten, die französische und die polnische Bahn zusammen. Zudem sei der Wettbewerb in keinem Land intensiver. "In Europa fahren 600 Eisenbahnunternehmen, die Hälfte davon in Deutschland."
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Originaltext: Der Tagesspiegel Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/2790 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_2790.rss2
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