LVZ: Betreuungsgeld: Gemeindebund warnt vor Verzögerungen und falschen politischen Weichenstellungen / Familienministerin tritt dem Eindruck entgegen, in ihrem Haus gebe es einen grundsätzlichen Meinu
Geschrieben am 02-11-2007 |
Leipzig (ots) - Der Deutsche Städte- und Gemeindebund hat die Politik dringend vor der Einführung eines Betreuungsgeldes gewarnt. Das setze die falschen politischen Prioritäten, verzögere den Einstieg bei den Kommunen beim Aufbau der notwendigen Kinderbetreuungs-Infrastruktur und fördere die Benachteiligung bildungsferner Schichten, meinte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes, Gerd Landsberg, in einem Gespräch mit der "Leipziger Volkszeitung" (Freitag-Ausgabe).
Gegenüber der gleichen Zeitung trat Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) dem Eindruck entgegen, es gebe in ihrem Haus einen grundsätzlichen Meinungswandel im Zusammenhang mit dem politisch umstrittenen Betreuungsgeld. Ministeriumssprecher Jens Flosdorff sagte gegenüber der "Leipziger Volkszeitung": "Ziel der Ministerin bleibt es, dass eine Betreuungsgeld-Lösung unter bildungspolitischen Aspekten, insbesondere auch was die Sprachfähigkeit betrifft, keine Anreize setzen darf, die gerade Kinder mit schlechten Startchancen, beispielsweise mit Migrationshintergrund und/oder aus sozial problematischen Verhältnissen, von fördernden Betreuungseinrichtungen fernhalten."
Für den Städte- und Gemeindebund betonte Hauptgeschäftsführer Landsberg, "dass wir vor Ort eine klare Planungs- und Finanzierungsgrundlage für den Aufbau der Infrastruktur für die Kinderbetreuung innerhalb der nächsten Jahre benötigen". Dies werde ganz offensichtlich durch politische Debatten um das Betreuungsgeld verzögert. Es sei im Übrigen "sehr ungewöhnlich", einen reinen politischen Wunsch einzelner Politiker, wie der nach einem Betreuungsgeld, in ein Gesetz zu schreiben. "In einem Gesetz sollen Tatbestände und kein politischer Wunschkatalog festgehalten werden", kritisierte Landsberg.
Zudem könne er sich "nur wundern, dass der Bund offenbar im Geld schwimmt, wenn er jetzt 1,3 Milliarden Euro zusätzlich für ein Betreuungsgeld einsetzen will", sagte Landsberg. "Wenn es so viel Geld zu verteilen gibt, dann wäre es sehr viel besser, man steckte es in die Qualifizierung der Kinderbetreuung, statt finanzielle Anreize dafür zu schaffen, dass gerade bildungsfernere Schichten das Betreuungsgeld nehmen werden, um es gerade nicht in eine gute Betreuung ihrer Kinder zu investieren." Wenn man schon für alle etwas bieten will, dann, so erklärte Landsberg, "fordere ich die Bundesministerin auf, an dem Gutschein-Modell festzuhalten, auch wenn es Widerstände aus der Politik und aus bestimmten Ländern gibt". Das sei "ein gangbarer Weg, den die Kommunen auch konkret umsetzen könnten" und der manchem Kind die Chance auf Flötenunterricht, Schwimmkurse oder noch bessere Sprachfähigkeit gebe.
"Die Ministerin sieht nach wie vor Gesprächsbedarf bei der konkreten Umsetzung des Betreuungsgeldes", meinte der Sprecher der Bundesfamilienministerin. "Die jetzige Vorlage aus unserem Haus setzt eins zu eins das um, was der Koalitionsausschuss zuvor vereinbart hatte. Über die Ausgestaltung des Betreuungsgeldes, das 2013 ansteht, kann nun in Ruhe politisch diskutiert werden."
Im Hause von der Leyen wird betont, "dass jetzt erst einmal die Kommunen eine Grundlage zu den Bedingungen des Rechtsanspruchs in die Hand bekommen, um nun zügig die auf sechs Jahre ausgelegte Aufbauphase für ausreichend Betreuungseinrichtungen zu beginnen". Politisch wird in Koalitionskreisen darauf verwiesen, dass in Norwegen beispielsweise bereits wieder über die Abschaffung eines allgemeinen Kinderbetreuungsgeldes nachgedacht werde. Es habe sich mittlerweile herausgestellt, dass offenbar aus finanziellen Erwägungen gerade Eltern aus Problembereichen (insbesondere mit Migrationshintergrund) ihre Kinder aus den sprachfördernden Betreuungseinrichtungen abgemeldet hätten.
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
Pressekontakt: Leipziger Volkszeitung Büro Berlin Telefon: 030/72626-2000
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
101742
weitere Artikel:
- Greenpeace führt Tempo 120 auf Autobahn A8 ein Stuttgart (ots) - Aus Protest gegen die Blockade eines Tempolimits haben Aktivisten von Greenpeace heute morgen an der Autobahn A8 Verkehrsschilder mit der Aufschrift "120 - Klimaschutz" aufgestellt. Die 13 Schilder stehen an einem rund 26 Kilometer langen Abschnitt der A8 zwischen den Auffahrten Stuttgart-Flughafen und Aichelberg in beiden Fahrtrichtungen. Die Greenpeace-Aktivisten handeln damit in so genannter Geschäftsführung ohne Auftrag für Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD), der sich trotz eines Parteitagsbeschlusses mehr...
- Riester versteht SPD-Parteitagsbeschluss zu ALG I "nur schwer" Berlin (ots) - Zitate aus "Studio Friedman", Polit-Talk am Donnerstag, 1. November 2007, 23:30 Uhr, auf N24 Der SPD-Politiker und frühere Arbeitsminister Walter Riester hat die Verlängerung der Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes I für Ältere als "falsche Rückentwicklung" abgelehnt. In der N24-Talksendung "Studio Friedman" sagte er am Donnerstagabend, dass sich auf dem SPD-Parteitag eine Mehrheit für den Vorstoß von Parteichef Kurt Beck gefunden habe, verstehe er "auch nur schwer." Er glaube zwar nicht, dass damit die Konjunktur mehr...
- EUROSAFE Forum 2007 Berlin: Nukleare Sicherheit in Europa Köln (ots) - Das diesjährige EUROSAFE-Forum am 5./6. November 2007 in Berlin steht unter dem Generalthema: Gewährleistung der nuklearen Sicherheit in den nächsten Jahren. In Plenarvorträgen, einer Podiumsdiskussion unter Einbeziehung des Publikums und in einem Workshop sowie in themenspezifischen Seminaren stellen Behörden, Sicherheitsorganisationen und Industrie ihre jeweilige Position dar. EUROSAFE will damit das gemeinsame Verständnis in Europa für Fragen der nuklearen Sicherheit fördern. Nach den Plenarvorträgen am ersten Tag diskutieren mehr...
- INSM-Aufruf: "Nein zum Reform-Rückschritt!" / Ex-Arbeitsminister Wolfgang Clement fordert Politik auf, am Reformkurs festzuhalten Köln (ots) - Wolfgang Clement, früherer Minister für Wirtschaft und Arbeit im Kabinett von Bundeskanzler Gerhard Schröder, beteiligt sich an einem heute verbreiteten Aufruf der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM): Clement, unter dessen Ägide als Minister jene Reformen auf den Weg gebracht worden sind, die nach dem Urteil vieler Wissenschaftler heute zu wirken beginnen, wendet sich gemeinsam mit prominenten Ökonomen wie Hans-Werner Sinn (ifo-Institut), Michael Hüther (IW Köln) und Klaus F. Zimmermann (HWWI) und anderen Politikern mehr...
- Ramsauer und Niebel zu Gast bei "Was erlauben Strunz" Berlin (ots) - Thema: "Ist die große Koalition am Ende? / Am Montag, 5. November 2007, um 23:30 Uhr auf N24 Peter Ramsauer, Vorsitzender der CSU-Landesgruppe der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, und Dirk Niebel, FDP- Generalsekretär, sind am Montag, 5. November 2007, um 23:30 Uhr zu Gast im N24-Talk "Was erlauben Strunz". Thema: Ist die große Koalition am Ende? Ob Tempo 130, Arbeitslosegeld oder Bahnprivatisierung - die Gräben zwischen SPD und CDU werden immer größer! Kann diese Koalition für die Menschen noch etwas erreichen, mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|