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Börsen-Zeitung: Blessings Hypothek, Kommentar von Bernd Wittkowski zum Quartalsergebnis der Commerzbank und zum angekündigten Wechsel an der Spitze

Geschrieben am 06-11-2007

Frankfurt (ots) - Im deutschen Kreditgewerbe war für die Abteilung
Frohsinn schon immer die Commerzbank hauptzuständig. Doch erweist
sich die Zuversicht, die der amtierende Vorstandssprecher Klaus-Peter
Müller stets besonders überzeugend darbietet, mitunter als reiner
Zweckoptimismus. Insofern sollte auch eine Aussage wie jene, die
aktuellen Zahlen zeigten, "dass die Commerzbank hält, was sie
verspricht", unter den eigenkapitalpflichtigen Risikoaktiva gebucht
werden.

Tatsächlich wird dem Publikum eine traurige Wahrheit in leichter
verdaulichen Portionen serviert. Gewiss, da sind die Gelben in guter
Gesellschaft. Citigroup muss auf zuvor kommunizierte Wertkorrekturen
von 6,5 Mrd. Dollar bis zu 11 Mrd. Dollar drauflegen. Bei Merrill
Lynch hat sich der Wertberichtigungsbedarf auf fast 9 Mrd. Dollar
verdoppelt. Daran gemessen geht es bei der Commerzbank um Peanuts. In
der Relation indes sieht die Sache sogar wilder aus als bei den
US-Kolossen. Ursprünglich hatte Deutschlands zweitgrößte Bank
verbreitet, sie werde mit Abschreibungen von 80 Mill. Euro auf ihre
Subprime-Investments (1,2 Mrd. Euro) über die Runden kommen. Seit
September wurde die Prognose sukzessive einkassiert, nun ist man beim
Vierfachen des Ausgangswerts angelangt - Wiedervorlage nach dem
vierten Quartal. Dass die Commerzbank sich in diesem unsicheren
Umfeld, mitten in der schwersten Finanzmarktkrise seit langem,
bereits jetzt auf eine höhere Dividende festlegt, könnte für den
künftigen Vorstandssprecher Martin Blessing noch zu einer schweren
Hypothek werden.

Müllers vorzeitigen Abschied in eine Reihe mit den Rücktritten von
Stanley O'Neal (Merrill) und Charles Prince (Citi) zu stellen, hieße
freilich, es mit den Parallelen maßlos zu übertreiben: da gibt es
keine, und unter günstigen Umständen wird Blessing von seinem
Vorgänger ja ein Haus in wirklich vorzeigbarer Verfassung übernehmen.
Das macht eine Corporate-Governance-Interpretation à la Commerzbank
aber auch nicht besser. "KPM", der im Februar versichert hatte, er
wolle seinen bis 2010 laufenden Vertrag erfüllen, "wenn man mich
lässt", äußert neun Monate später den "Wunsch", im Mai 2008 aus dem
Vorstand auszuscheiden. So schnell geht das. Unter sehr flexibler
Auslegung der einschlägigen Regeln wird der 63-Jährige dann den
Aufsichtsratsvorsitz übernehmen - ein Wechsel, der Ausnahme sein
soll, aber bei der Commerzbank ausnahmslose Regel ist.

(Börsen-Zeitung, 7.11.2007)

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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