Börsen-Zeitung: Krisenfonds als Notlösung, Kommentar zum US-Superfonds von Carsten Steevens
Geschrieben am 12-11-2007 |
Frankfurt (ots) - Auch wenn Citigroup, Bank of America und JPMorgan Chase sich jetzt auf einen 75 Mrd. Dollar schweren Krisenfonds zur Stabilisierung der Kreditmärkte geeinigt haben: Mit dem neuen Superfonds, der im Dezember einsatzbereit sein und der Zweckgesellschaften (SIV), die von Banken außerbilanziell betrieben werden, forderungsbesicherte Wertpapiere abnehmen soll, sind die Unsicherheiten an den Finanzmärkten nicht beseitigt. Eher im Gegenteil. Nach den Milliardenabschreibungen im dritten Quartal hat sich der Verdacht erhärtet, dass es bei dieser von der US-Regierung angeschobenen Initiative gerade auch darum geht, großen US-Instituten wie der Citigroup aus der Bredouille zu helfen.
Finanzminister Henry Paulson setzt darauf, dass mit dem Fonds zumindest weitere Verwerfungen an den Kreditmärkten abgefedert werden können. Ist die Erwartung des früheren Goldman-Sachs-Chefs realistisch? Mit seiner Ausstattung ist der Fonds offensichtlich zu klein, auch wenn sich das Anlagevolumen der übrig gebliebenen Zweckgesellschaften von ursprünglich geschätzten 400 Mrd. Dollar inzwischen fast halbiert haben soll. Der Fonds sei kein "rettender Heiland", dämpfte Paulson selbst Erwartungen. Offenbar setzen die Initiatoren mit dem Fonds darauf, Zeit zu gewinnen in der Hoffnung, dass Vertrauen in die Finanzmärkte zurückkehrt und die Banken nicht gezwungen werden, Verluste der strukturierten Investmentvehikel in die Bilanz zu nehmen.
Für den Erfolg des Projekts wäre aber auch entscheidend, dass sich die Koalition der Willigen erweitert. Dass jedoch tatsächlich, wie es den drei beteiligten Wall-Street-Banken vorschwebt, bis zu 60 der weltweit größten Finanzinstitute bei dem Fonds mitmachen, ist vorerst nicht mehr als Wunschdenken. Die Begeisterung im Bankensektor hält sich seit Bekanntwerden der Fondspläne vor einigen Wochen doch auffallend in Grenzen - und das nicht nur, weil Informationen über das Vehikel fehlen. Die Zurückhaltung ist verständlich: Wer sich an dem Superfonds beteiligt, müsste auch für Abschreibungen und Verluste geradestehen. Kaum zu kalkulieren dürften auch die Konsequenzen sein, sollte der Krisenfonds selbst in eine Schieflage geraten. Die nun eingeleitete Gründung durch die drei größten US-Banken hat an den Vorbehalten gegen das Vehikel nichts geändert.
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