LVZ: Die Leipziger Volkszeitung zu Haushalt/Steinbrück -
Geschrieben am 27-11-2007 |
Leipzig (ots) - Von Bernd Hilder. Das finanzpolitische Horrorszenario liegt nur wenige Jahre zurück: Als Hans im Glück ließ sich der rot-grüne Finanzminister Hans Eichel feiern, als er der Öffentlichkeit vorgaukelte, seine Regierung würde sparen. In Wahrheit steuerten die Bundeshaushalte der Schröder-Jahre unerbittlich auf die Katastrophe zu. Mit immer neuen Rekorden der Neuverschuldung wurde Deutschland zum internationalen Sorgenkind. Nicht einmal mehr die großzügigen Maastricht-Kritierien, nach denen neue Schulden drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes nicht überschreiten dürfen, wurden eingehalten. Deutschland als finanzpolitische Bananenrepublik. Doch diese Zeiten sind vorbei. Der großen Koalition ist eine Trendwende gelungen. In Brüssel steht der deutsche Haushalt nicht mehr als Sanierungsfall unter Beobachtung, die Neuverschuldung kann 2008 auf vermutlich zwölf Milliarden Euro gesenkt werden. 2011 soll ein ausgeglichener Haushalt vorliegen. Kanzlerin Merkel zeigt sich zufrieden, weil die Investitionen im Haushalt wieder deutlich über der Neuverschuldung liegen. Das immerhin wirft keine peinlichen Fragen mehr nach der Verfassungsmäßigkeit deutscher Finanzpolitik auf. So weit - so akzeptabel. Aber echte Haushaltskonsolidierung und harte Spardisziplin sehen anders aus. Steinbrück steht als Glückspilz da, weil die Steuereinnahmen sprudeln wie noch nie. Das aber liegt nicht nur an der brummenden Konjunktur, sondern zum guten Teil an den größten Steuererhöhungen, die die Bundesbürger jemals über sich ergehen lassen mussten. Deshalb sollten sich die Finanzpolitiker der großen Koalition nicht allzu kräftig auf die Schultern klopfen. Sie könnten schon sehr viel mehr erreicht haben. Sowohl die Bundesländer insgesamt als auch die Sozialkassen erwirtschaften in diesem Jahr ein Plus, nur der Bund vergrößert wieder den gigantischen Schuldenberg von 1,5 Billionen Euro. Angesichts der guten Wirtschaftslage ist es wenig ambitioniert, erst in fünf Jahren mit dem Schuldenabbau beginnen zu wollen - und bis dahin immer neue Kredite aufzutürmen. Natürlich ist es sinnvoll, wenn die Konjunktur nicht kaputtgespart und mehr Geld für Infrastruktur, Forschung und Kinderbetreuung ausgegeben wird. Aber das Geld hätte durch Umschichtungen im Etat erwirtschaftet werden müssen. Den Streit aber über echte Sparmaßnahmen wollten sich die sowieso schon dauerzankenden Koalitionäre ersparen - auf Kosten der Jüngeren, die zugunsten heutigen Staats-Konsums nun länger auf der wirtschaftshemmenden Verschuldung sitzen bleiben. Sparchancen wurden verpasst. Und niemand weiß, ob die gloriosen Absichtserklärungen zukünftig überhaupt eingehalten werden können. Als sicher gilt, dass sich die Konjunktur bald wieder abkühlen wird. Wieder steigende Arbeitslosigkeit, höhere Sozialabgaben und sinkende Steuereinnahmen wären die Folge. Es darf gewettet werden, ob die Haushaltsdisziplin dann noch so groß sein wird, Schulden abzubauen anstatt wieder mehr neue zu machen.
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