WAZ: Schule muss sich wandeln - Kommentar von Sigrid Krause
Geschrieben am 29-11-2007 |
Essen (ots) - Nun reden sie sich wieder die Köpfe heiß. Nach der Iglu-Grundschulstudie und vor der nächsten Pisa-Studie wächst sich die "Bildungsfrage" erneut zum abendfüllenden Debattenthema aus. Eltern und Lehrkräfte, Politiker und Arbeitgeber, Laien und Experten - keinen, der mit Kindern zu tun hat, lässt das Thema kalt. Längst ist ja klar, dass zu vieles falsch läuft im Alltag der Schulen, vieles sich ändern muss. Über den Königsweg zur besten aller möglichen Schulen lässt sich trefflich streiten. Nur: Dieser Streit hilft den Kindern von heute nicht weiter. Was aber brauchen sie, um heute erfolgreich zu lernen?
Respekt. "Kein Kind darf beschämt werden": Dieses Grundprinzip des finnischen Schulwesens ist kostenlos zu haben. Wer Kinder und Jugendliche nicht als unvermeidliches Übel betrachtet, sondern sie mit ihren Bedürfnissen, Wünschen und Nöten ernst nimmt, wird erleben, dass auch sie ihm oder ihr mit Respekt begegnen. Was gar nicht heißt: jeden Wunsch erfüllen.
Einen guten Start. Wer die angeborene Wissbegierde kleiner Kinder, ihre Offenheit und Lust am Lernen frühzeitig fördert, setzt den Grundstein für eine erfolgreiche Schulkarriere. Für viele arme Eltern ist Bildung kein Gewinn. Gerade ihre Kinder brauchen "Ersatzeltern": Gut ausgebildete Erzieherinnen, die schon den Kleinsten helfen, spielerisch ihre Talente zu entwickeln.
Mutmacher. Also Lehrerinnen und Lehrer, die ihre "Sorgenkinder" erkennen und unterstützen - in jeder Schulform. Viele Sitzenbleiber sind kein Ausweis mehr für die Qualität einer Schule. Fünfen zu verteilen und ein Kind damit allein zu lassen, ist einfach, aber falsch. Frühzeitig zu sehen, was diesem Kind weiterhilft, aber richtig.
Selbstbewusste Lehrer. Vorbei sein sollten die Zeiten, da Lehrer hinter verschlossener Klassentür einen einsamen Kampf führen - Psychoterror und Willkür inklusive. Moderne Pädagogen stellen sich der Kritik der Kollegen und Schüler. Und erleben zumeist Erstaunliches: Sie werden nicht etwa gnadenlos niedergemacht, sondern erfahren Respekt und Anerkennung. Auch Lehrer machen Fehler - wer dies vor seinen Schülern eingestehen kann, gewinnt.
Fehler. Wer keine macht, kann auch nicht daraus lernen. Die große Furcht, etwas Falsches zu sagen oder die falschen Fragen zu stellen, blockiert jegliche Lernfreude. Vor allem jene Kinder, die Deutsch mit Mühe lernen müssen, brauchen die Freiheit, Fehler zu machen. Dazu Geduld und jede erdenkliche Unterstützung. Schule muss sich wandeln
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
Pressekontakt: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Zentralredaktion Telefon: 0201 / 804-2727 zentralredaktion@waz.de
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