Lausitzer Rundschau: Die Unionsparteien und der Mindestlohn Vergifteter Erfolg
Geschrieben am 30-11-2007 |
Cottbus (ots) - Die Chefetage der Union ist fieberhaft bemüht, den Konsens beim Post-Mindestlohn als eigenen Erfolg zu reklamieren. In Wahrheit hat sich die Union den Sozialdemokraten angepasst und nicht umgekehrt. Dafür gibt es eine einfache Erklärung: Die Argumente für einen Mindestlohn erscheinen den allermeisten Bürgern plausibler als sämtliche Bedenken dagegen, obwohl sie zum Teil durchaus berechtigt sind. Und weil Angela Merkel nicht Gefahr laufen will, bei den anstehenden Landtagswahlen empfindliche Niederlagen einzufahren, hat sie alle Bedenken beiseite gewischt. Der Preis dafür ist, dass die Diskussion um Mindestlöhne nun erst recht Fahrt aufnimmt und die Kanzlerin-Partei zu überrollen droht. Dank guter Konjunktur kommen viele Menschen wieder in Lohn und Brot. Auf der anderen Seite haben jedoch heute fast 500 000 Vollzeiterwerbstätige Anspruch auf zusätzliches Geld von der Sozialbehörde, weil ihr Verdienst lausig niedrig ist. Noch vor zwei Jahren waren es nur halb so viele. Insofern wirkt der alte Unions-Slogan "Sozial ist, was Arbeit schafft" fast schon zynisch. Die SPD hat diese Schwachstelle frühzeitig erkannt. Wer ordentlich schafft, muss auch davon leben können, lautet ihre Devise. Um die Sozialdemokraten ruhigzustellen, machte Angela Merkel bei der Sommerklausur in Meseberg Zugeständnisse. So wurde der Post-Mindestlohn auf die politische Bühne getragen. Dabei handelt es sich um das falsche Objekt. Denn die zum Gesetz werdende Lohnuntergrenze für Briefzusteller dient vorrangig dazu, das auslaufende Postmonopol zu zementieren. Dass der gelbe Riese seinen privaten Konkurrenten eine Lohnhöhe diktieren kann, die noch über der DGB-Forderung für einen flächendeckenden Mindestlohn liegt, hat mit Wettbewerb nichts zu tun. Allein, die SPD denkt längst weiter. Ihr früherer Vizekanzler Franz Müntefering hatte schon im Januar eine Liste mit insgesamt zehn Branchen von der Fleischverarbeitung bis zum Leiharbeitsgewerbe in Umlauf gebracht, die ebenfalls reif für allgemeinverbindliche Mindestlöhne sind. Ein genialer Plan. Denn mit jedem neuen Mindestlohnabschluss wächst auch die gesellschaftliche Akzeptanz für den alten SPD-Traum eines flächendeckenden Mindestlohns. Angela Merkel hat den taktischen Fehler gemacht, Münteferings Strategie nicht zu erkennen. Noch vor zwei Jahren hätte sie das sozialpolitisch brisante Thema mit dem Angebot eines relativ niedrigen allgemeinen Mindestlohns aus der Welt schaffen können. Es spricht Bände, dass der Verbandschef der Postkonkurrenz, Florian Gerster, daran gestern mit tiefem Bedauern erinnerte. Nun sind die Preise im wahrsten Sinne des Wortes gestiegen. Für die Briefzusteller erklärte sich die Union mit einem Mindestlohn von bis zu 9,80 Euro einverstanden. An dieser Latte wird das soziale Image der Merkel-Partei künftig gemessen werden.
Originaltext: Lausitzer Rundschau Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_47069.rss2
Pressekontakt: Lausitzer Rundschau Telefon: 0355/481231 Fax: 0355/481247 lr@lr-online.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
107888
weitere Artikel:
- Lausitzer Rundschau: Hauptstadt-Finanzierungsvertrag unter Dach und Fach Ohne Gestaltungswillen Cottbus (ots) - Ende gut - alles gut? Nein, das monatelange Tauziehen um die Gelder, mit denen Berlin bei seinen Hauptstadtaufgaben unterstützt werden soll, ist leider eine dieser bürokratischen Kröten, mit denen niemandem wirklich geholfen wird. Der Bund übernimmt zwar weitgehend die Finanzierung einiger Glanzobjekte an der Prachtmeile Unter den Linden. Dafür aber hat jetzt die Stadt mit dem Gelände und den Bauten des Flughafens Tempelhof eine gigantische Leerstelle ausgerechnet in unmittelbarer Nachbarschaft der sozial stark gefährdeten mehr...
- Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) schreibt zur Hypothekenkrise: Bielefeld (ots) - Peer Steinbrück muss als Kind seinen Honig eimerweise leergelöffelt haben. So hat er nun nichts Süßes mehr, das er anderen um den Mund schmieren könnte. Zugegeben, Diplomatie gehört nicht zu den Eigenschaften, die einem Finanzminister zuerst abverlangt werden. Da ist es wichtiger, dass er Eins und Eins zusammen zählt und sich im Steuerrecht kein X für ein U vormachen lässt. Trotzdem ist es manchmal schwer erträglich, wie lose Steinbrück das scharfe Wort führt. Seine verbalen Hiebe treffen leider nicht nur Schuldige, sondern mehr...
- Rheinische Post: Werbetrick von Aral Düsseldorf (ots) - Von Martin Kessler Für aufmerksame Autofahrer kam es nicht überraschend: Das Mineralölunternehmen Aral verlangt nur noch einen Preis für Normal- und Superbenzin. Zuvor hatte der Unterschied gerade noch einen Cent betragen. Doch was jetzt als Erleichterung für die leidgeprüften Autofahrer daherkommt, bringt in erster Linie den Öl-Konzernen neue Einnahmen. Denn die planen den Ersatz des Normalbenzins durch das höherwertige und teurere Super. Sie sparen dann etliche Zapfsäulen, unterschiedliche Produktionsverfahren mehr...
- Rheinische Post: Riester halbherzig Düsseldorf (ots) - Von Alexander von Gersdorff Während die große Koalition nach außen hin gelegentlich den Eindruck vermittelt, sie stünde kurz vor dem Aus, wird im Innern oft erstaunlich gut zusammengearbeitet. Das gilt auch für den "Wohn-Riester", also die Einbeziehung des Wohneigentums in die staatlich geförderte private Altersvorsorge - mit dem früheren Arbeitsminister als Namensgeber. Die Eckpunkte liegen jetzt vor. Leider ist die neue Wohnimmobilien-Förderung ein weiterer Beleg für den ständigen Zickzack-Kurs in der Bundespolitik. mehr...
- Rheinische Post: Strittige Herdprämie Düsseldorf (ots) - Von Detlev Hüwel Im Jahr 2013, wenn zufälligerweise die übernächste Bundestagswahl stattfindet, will der Staat mal wieder die Spendierhosen anziehen. Eltern und Alleinerziehende, die ihr Kind selbst betreuen und es nicht einer Tagesstätte anvertrauen (müssen), sollen ab dann einen finanziellen Ausgleich bekommen. Darauf haben sich die Koalitionspartner in Berlin grundsätzlich verständigt. Was umgangssprachlich als "Herdprämie" bezeichnet wird, heißt offiziell Betreuungsgeld. Und für dessen Einführung mag es ja auch mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|