Freie Presse (Chemnitz): Köhler: "Da ziehe ich den Hut" - Staatsoberhaupt fordert mehr Respekt vor ostdeutschen Lebensläufen - Menschen haben sich nicht unterkriegen lassen - Wirtschaftsentwicklung s
Geschrieben am 01-12-2007 |
Chemnitz (ots) - Bundespräsident Horst Köhler hat mehr Achtung vor den Lebensläufen der Ostdeutschen eingefordert. "Auch die Menschen in der früheren DDR haben hart gearbeitet, etwas geleistet und ihre Kraft eingesetzt", sagte Köhler in einem Interview mit der Chemnitzer "Freien Presse" (Samstagausgabe). Das anzuerkennen heiße keineswegs, "die Diktatur zu verklären". Auch wolle er niemanden reinwaschen, der sich in Schuld verstrickt habe. Köhler forderte, "die Lebensleistungen der Menschen auch zu DDR-Zeiten mehr zu würdigen, ohne die dunklen Seiten des Regimes auszublenden". Kein Verständnis habe er allerdings für ehemalige Funktionäre, die noch heute von den offenkundigen Verbrechen der SED-Diktatur nichts wissen wollten. Ausdrücklich würdigte Köhler die Leistungen der Ostdeutschen im Zusammenhang mit der Wiedervereinigung. Die Menschen hätten sich nicht unterkriegen lassen und mit Ideen und Einsatz ein neues Leben gestaltet. "Davon wird im Westen nicht genug erzählt", bemängelte Köhler. Er sei immer wieder auf Leute mit unglaublich viel Tatendrang und Schaffenskraft gestoßen. "Da ziehe ich den Hut", betonte das Staatsoberhaupt. Der Zusammenbruch der DDR brachte für jeden DDR-Bürger auch Brüche in der eigenen Biografie und Zwänge sich umzustellen. So etwas sei von den Westdeutschen nie verlangt worden. Mit Blick auf den Aufbau Ost verwies Köhler auf das Wirtschaftswachstum des vergangenen Jahres, das mit drei Prozent höher liege als in Westdeutschland. Auch sei die Zahl der Arbeitslosen gegenüber dem Vorjahr um rund 180.000 zurückgegangen. "Diese Entwicklung sollte uns Mut machen", meinte das Staatsoberhaupt.
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