Rheinische Post: Lieblingsrolle: Kanzlerpartei
Geschrieben am 02-12-2007 |
Düsseldorf (ots) - Von Reinhold Michels
Der CDU, die Parteitag hält, geht es verglichen mit der SPD gut. Sie stellt die Kanzlerin und zuzüglich der CSU elf Länder-Regierungschefs. Die Union schlüpft wieder in ihre Lieblingsrolle: die einer scheinbar geborenen deutschen Volks- und Kanzlerpartei, mit Tandenz zur Selbstgefälligkeit. Sieht man von dem heiligen Zorn des CDU-Wirtschaftsflügels über Merkels Elastizität gegenüber der Mindestlohn-Salami-Taktik der SPD ab, fühlt sich die CDU-Familie wohl in ihrer Haut; und sie strahlt das aus. So überrascht es nicht, dass die Union ihre Berliner Lebensabschnittspartnerin SPD demoskopisch deutlich auf Abstand hält. Das Volk mag die Zuversichtlichen, nicht die Verdrießlichen. Von Ausnahmen abgesehen wirkt die SPD so, als ob sie nicht mit sich im Reinen sei. Was die CDU in Hannover mit Gespür für die Kraft simpler Botschaften signalisiert, dass sie "die Mitte" verkörpere und nicht das Randständige - das gab's schon bei Adenauer, Erhard und Kohl. Merkel mussten einige radikalliberale Flausen ausgetrieben werden, bevor sie begriff, was etwa ein rheinischer CDU-Urtyp wie Rüttgers stets wusste: dass die Union nur bei Strafe ihres Niedergangs eine große FDP sein kann. Merkels neues Sowohl-als-auch mag etwas von langweiliger Vernünftigkeit haben. Aber genauso will die Mehrheit der Deutschen regiert werden.
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