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Lausitzer Rundschau: Deutschland und die neue Pisa-Studie: Der Bildungsjammer

Geschrieben am 04-12-2007

Cottbus (ots) - In Deutschland hat noch jede Pisa-Studie eine
Menge Staub aufgewirbelt. Seit der ersten Erhebung vor sieben Jahren
ist der Begriff vom Pisa-Schock einerseits zum festen Bestandteil
unseres Sprachschatzes geworden. Andererseits bot sich durch Pisa
auch eine gute Gelegenheit zum radikalen bildungspolitischen
Umsteuern. Zwei weitere Pisa-Studien später muss jedoch an der
heilsamen Wirkung des Schocks gezweifelt werden. Sind die Ergebnisse
doch längst zum Spielball politischer Interessen geworden. Im
aktuellen Fall war das besonders unappetitlich. Experten, die das
gegliederte Schulsystem in Deutschland schon immer für absurd
hielten, fanden sich in den häppchenweisen Vorabveröffentlichungen
genauso bestätigt wie notorische Gesundbeter unserer
Bildungslandschaft. Und um die Verwirrung zu komplettieren, wurde
obendrein publik, dass Schüler in anderen Staaten mit Geldgeschenken
zur Lösung der Aufgaben angespornt wurden, während ihre
Altersgenossen hierzulande lediglich einen Pisa-Stift bekamen.
Nun lässt sich mit ein paar Dollars sicher keine Klugheit kaufen.
Sonst hätte Deutschland sein Bildungsproblem garantiert schon gelöst.
Trotzdem bleibt der Wert der Pisa-Ergebnisse stark begrenzt.
Substanzielle Neuigkeiten sucht man jedenfalls vergebens. Seit Jahren
wissen wir, dass der Bildungserfolg in Deutschland weniger von der
Intelligenz des Kindes, wohl aber von seiner sozialen Herkunft
abhängt. Obgleich hier die Schranken etwas durchlässiger geworden
sind, haben Akademikerkinder immer noch fast dreimal so große Chancen
auf den Abschluss des Abiturs wie Kinder aus Arbeiterfamilien. Seit
Jahren ist bekannt, dass die verschiedenen Schultypen riesige
Leistungsunterschiede produzieren. Seit Jahren wird auch das
Schicksal der Kinder aus Zuwandererfamilien thematisiert, für die das
Gymnasium schon deshalb ein Fremdwort bleiben muss, weil ihre
Deutschkenntnisse jämmerlich sind.
Die Gegenmittel sind ebenfalls bekannt: Gefragt ist eine gezielte
Förderung - und zwar von Kleinkindesbeinen an. Dazu gehören
flächendeckende Sprachtests weit vor der Einschulung, aber auch eine
entsprechende Qualifizierung der Pädagogen.
Niemand wird bestreiten, dass sich bei der frühkindlichen Bildung und
Erziehung etwas bewegt im Land. Davon zeugt zum Beispiel der geplante
Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz. Allerdings mahlen die Mühlen
immer noch sehr langsam. Auch um diesen Befund wissen wir nicht erst
seit der aktuellen Pisa-Studie. Es mag provokant klingen, wenn einige
Politiker den Ausstieg aus dem internationalen Bildungstest fordern.
Aber vielleicht wäre das dafür aufgewendete Geld tatsächlich besser
in (vor)schulischen Investitionen angelegt. Zumal es nicht an
Bildungsstudien mangelt.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_47069.rss2

Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de


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