Sozialstaatssekretärin Lichy mahnt Reform der Pflegeversicherung an
Geschrieben am 05-05-2006 |
Stuttgart (ots) -
bpa-Fachtag: "Perspektiven häuslicher und stationärer Pflege"
Dringenden Reformbedarf bei der Pflegeversicherung sieht die Staatssekretärin im baden-württembergischen Ministerium für Arbeit und Soziales, Johanna Lichy (CDU): "Die Zahl der Pflegebedürftigen in Baden-Württemberg wird bis zum Jahr 2020 von 230.000 auf 310.000 ansteigen. Eine umfassende Reform ist daher unumgänglich", sagte Lichy zum Auftakt des Fachtages "Perspektiven in der häuslichen und stationären Pflege", den der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e. V. (bpa), Landesgruppe Baden-Württemberg, heute in Sindelfingen veranstaltete.
Wie das entsprechende Gesetz aussehen soll, habe man von Seiten der Bundesregierung aber noch nicht gehört, mahnte Lichy zur Eile. Leistungsverbesserungen, insbesondere die Besserstellung Demenzerkrankter, dürften nicht länger auf die lange Bank geschoben werden. Klar sei, dass neben den notwendigen Leistungsverbesserungen auch die Finanzierungsseite zu stärken sei. Lichy: "Dabei brauchen wir mehr Kapitaldeckung."
Weniger Verständnis zeigte die Sozialstaatssekretärin für ein Problem, das primär den Trägern privater Pflegeeinrichtungen auf der Seele brennt: Ein aktueller Gesetzesantrag des Landes Baden-Württemberg zur Entbürokratisierung sieht u. a. vor, dass die Grundstückskosten bei der gesonderten Berechnung der betriebs-notwendigen Investitionsaufwendungen - trotz der klaren Rechtsprechung des Bundessozialgerichts - nicht berücksichtigungsfähig sind. Rainer Wiesner, Vorsitzender des bpa in Baden-Württemberg: "Das ist kein Beitrag zur Entbürokratisierung, sondern ein 'enteignungsgleicher' Eingriff zu Lasten der Einrichtungsbetreiber durch die Hintertür, um die knappen Haushaltsmittel zu schonen." Dabei sei das Land hier eindeutig in der Verantwortung. Wiesner: "Wir können dem Sozialhilfeträger nicht kostenlos Grundstücke zur Verfügung stellen. Er hat den Sicherstellungsauftrag, nicht die Einrichtungen."
Ein existenzbedrohendes Problem auch für baden-württembergische Einrichtungen wurde in Sindelfingen durch den viel zitierten "Schattenwirtschaftsexperten" der Bundesregierung, Prof. Friedrich Schneider (Universität Linz), konkretisiert: "Illegale Beschäftigungen in Pflegehaushalten". Rund ein Drittel aller Schwarzarbeiter im "Musterländle" seien im Bereich "Putz- und andere Haushaltshilfen" tätig, worunter de facto auch Pflegeleistungen fielen. So bestätigte Schneider den über 100 anwesenden professionellen Pflegeanbietern, die mit illegaler Billiglohn-Pflege nicht konkurrieren können: "Sie sehen sich zu Recht einem ruinösen Wettbewerb ausgesetzt, da wirksame Sanktionen nicht erkennbar sind."
Bundesweit seien zwar schon rund 9.000 Zöllner zu "Schwarzarbeitsjägern" umgeschult worden, so Schneider. Diese seien aber angesichts des enormen Volu-mens der Schwarzarbeit "total überfordert". 346,2 Mrd. Euro (15,4% des Bruttoinlandsprodukts) seien 2005 in die Schattenwirtschaft geflossen. Für eine wichtige "vorbeugende Maßnahme" halte er, wie der bpa, die Ausweitung der steuerlichen Absetzbarkeit von haushaltsnahen Dienstleistungen. Hierdurch könnten die Leistungen professioneller Pflegeanbieter attraktiver werden. Außerdem sprach sich Schneider für eine befristete Mehrwertsteuerrückvergütung bei arbeitsintensiven Dienstleistungen und für eine Senkung der Lohnnebenkosten aus.
Originaltext: bpa - priv. Anbieter sozialer Dienste Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=17920 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_17920.rss2
Für Rückfragen: Stefan Kraft, Landesbeauftragter, 07 11 / 9 60 49-72
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
10893
weitere Artikel:
- Der Tagesspiegel: Studentenwerk: Hessische Studiengebühren "möglicherweise verfassungswidrig" Berlin (ots) - Der Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks, Achim Meyer auf der Heyde, kritisiert die Höhe der hessischen Studiengebühren als "möglicherweise verfassungswidrig". Ab dem Wintersemester 2007/2008 sollen Studierende in Hessen Studienbeiträge von bis zu 1500 Euro im Semester zahlen. Das beschloss am Freitag die hessische Landesregierung. In seinem Studiengebühren-Urteil vom Januar 2005 habe sich das Bundesverfassungsgericht "auf 500 Euro festgelegt", sagte Meyer auf der Heyde dem Tagesspiegel (Samstagsausgabe). Ein Sprecher mehr...
- Schirrmacher: Vereinbarkeit von Familie und Beruf massiv fördern Bonn (ots) - Für finanzielle Anreize und weitere staatliche Förderung für Familien hat sich der Journalist und Bestseller-Autor Frank Schirrmacher ausgesprochen. In der PHOENIX-Sendung "Im Dialog" (Aus-strahlung am heutigen Freitag, 21 Uhr) sagte er: "Der Staat muss diese Angebote liefern. Er muss insbesondere, was die Vereinbarkeit von Arbeit und Beruf angeht, massiv Angebote liefern." Allerdings dürfe man nicht damit rechnen, dass sich dann signifikant etwas ändere. "Um es klar zu sagen: Für uns ist der Zug abgefahren, weshalb es jetzt mehr...
- Stuttgarter Nachrichten: zu Einbürgerung: Stuttgart (ots) - Aber machen wir uns nichts vor: Auch nach dem Einbürgerungskompromiss will die große Mehrheit der hier lebenden Ausländer gar keinen deutschen Pass. Den meisten reichen die Segnungen des Sozialstaates - und eine einfache Aufenthaltserlaubnis. Die, die kein Deutsch lernen, denen unsere Grundwerte egal sind und für die Integration weiter ein Fremdwort ist, werden also bleiben. Sie mit Fingerspitzengefühl und Druck für unsere Gesellschaft zu gewinnen, ist der nächste Schritt. Ein neuer Kraftakt. Originaltext: Stuttgarter mehr...
- Südwest Presse: Kommentar zu Einbürgerung Ulm (ots) - Die Innenminister der Länder haben sich bei der Einbürgerung verständigt - auf einem extrem hohen Niveau. Ausländer, die nicht in Deutschland geboren wurden oder eine geringe Bildung haben, werden sich künftig schwer tun, einen deutschen Pass zu erhalten. Grund sind die Sprachkenntnisse, die künftig auch schriftlich nachgewiesen werden müssen. Natürlich: Wer die deutsche Staatsbürgerschaft erwerben will, muss sich auf deutsch verständigen können. Ob er dafür zum Auftakt seiner staatsbürgerlichen Integration aber auch ein mittelschweres mehr...
- Westfälische Rundschau: zu Einbürgerung Dortmund (ots) - Die populistische Debatte ist versachlicht worden, vollends widerstanden haben die Innenminister ihrem Sog aber nicht. Die Hürden vor der Einbürgerung werden erhöht, obwohl nicht zu viele, sondern zu wenige Einbürgerungswillige das Problem sind. Die deutsche Staatsbürgerschaft ist nicht so attraktiv, dass dafür die ursprüngliche aufgegeben würde. Das Klima im Lande ist nicht so einladend, dass Migranten nach mehr Mitwirkung, mehr Teilhabe strebten. Tests und Prüfungen bergen die Gefahr, dass weniger Gebildete benachteiligt mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|