Saviano: Italienische Politik scheut Kampf gegen Mafia
Geschrieben am 06-12-2007 |
Hamburg (ots) - Der italienische Journalist Roberto Saviano hat gestern Abend in Hamburg sein Enthüllungsbuch über die Camorra vorgestellt. Der junge Autor beschrieb im Gespräch mit ZEIT-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo die Realität der organisierten Kriminalität in Italien. "Die Camorra hat im Großraum Neapel etwa 100.000 aktive Mitglieder, deren Angehörige mitgezählt. Das entspricht gut zehn Prozent der dortigen Bevölkerung", erklärte Saviano den rund 800 Zuschauern. "Für junge Italiener sind die Angehörigen der Camorra mythische Gestalten - alles, was einen Mann ausmacht: Geld, Frauen, Erfolg und Todesverachtung. Der Tod wird nicht als Risiko gesehen, er ist letztlich Bestandteil des Geschäfts, er vollendet die Gestalt des 'echten Mannes'."
Die süditalienische Camorra mischt mit im internationalen Drogenhandel, verschiebt Giftmüll in Italien und anderswo, macht Geschäfte mit der Herstellung von Textilien, hat praktisch das Monopol auf den Handel mit Zement - und Geschäftsbeziehungen, die bis nach Deutschland, aber auch nach Schottland und China reichen.
Mit seinem Buch "Gomorrha" wurde Saviano in Italien schlagartig berühmt, aber auch gefährdet. "Wenn man sich gegen die Macht der Camorra auflehnt, läuft man Gefahr, das gleiche Schicksal zu erleiden wie die Opfer, auf die man aufmerksam machen möchte", so Saviano. Die italienische Politik nehme den Kampf gegen die organisierte Kriminalität trotz allem nicht entschieden genug auf. "Es bringt keine Wählerstimmen, nur Ärger." In Italien werde es ungern ausgesprochen, so Saviano, dass die Camorra vornehmlich mit dem Mitte-Links-Lager paktiere - ganz anders als etwa die auf Silvio Berlusconis Forza Italia fixierte sizilianische Mafia. Nirgendwo gebe es mehr wegen Mafia-Umtrieben aufgelöste Kommunalregierungen als in Campanien, dem Stammland der Camorra.
Der Moderator di Lorenzo wandte sich mit einem persönlichen Anliegen ans Publikum: "Wie kann es sein, dass in einem Land Kerneuropas Kriminelle so mächtig sind, dass ein 28-Jähriger Journalist um sein Leben fürchten muss? Das ist etwas Ungeheuerliches. Wir dürfen uns damit nicht abfinden und sollten die Sicherheit, das Leben Roberto Savianos zu unser aller Anliegen machen."
Roberto Saviano, 1979 in Neapel geboren, arbeitete nach dem Studium der Philosophie als Journalist für den Corriere del Mezzogiorno, il Manifesto und L'Espresso. Für "Gomorrha", sein erstes Buch, erhielt er 2006 den Premio Viareggio.
Dieses ZEIT FORUM POLITIK ist eine gemeinsame Veranstaltung des Carl Hanser Verlags, der Buchhandlung HEYMANN, des Italienischen Kulturinstituts Hamburg, der freien Spielstätte Kampnagel und der Wochenzeitung DIE ZEIT.
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Pressekontakt: Sandra Friedrich
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