WAZ: Die toten Kinder - Jede Aktion, die hilft, ist eine gute Aktion - Leitartikel von Birgitta Stauber-Klein
Geschrieben am 06-12-2007 |
Essen (ots) - Die getöteten Kinder der vergangenen Monate, die Fälle, die uns so fassungslos machen, so hilflos - sie gipfelten nun in der fünffachen Tötung der Jungen und den gefundenen drei Babyleichen.
Die Nachricht von acht getöteten Kindern an einem Tag erschüttert umso mehr, weil die Mütter die Täterinnen sein sollen. "Das muss man doch verhindern" - ist die reflexhafte Forderung, die uns hilft, mit diesen Nachrichten fertig zu werden.
Über eines müssen wir uns aber klar werden: Selbst wenn ein Jugendamt wie in Gelsenkirchen jede neue Familie besucht; wenn Behörden bei Verdacht auf Kindesmisshandlung immer schnell und konsequent handeln; wenn die Nachbarn aufmerksam sind, wenn sich Großeltern kümmern (die Liste lässt sich beliebig fortsetzen, sie wird aber nie vollständig sein): Derartig dramatische Fälle von Kindstötung wie sie in Plauen und Garry geschahen, lassen sich niemals hundertprozentig verhindern.
Dennoch können und müssen wir eine Menge tun. Denn die Zahl der Eltern, die nicht mit ihrem Alltag und erst recht nicht mit dem Alltag der Kinder klarkommen - sie wächst dramatisch. Experten schätzen, dass mittlerweile fünf Prozent eines jeden Jahrgangs in diesen so genannten Hochrisikofamilien aufwachsen müssen. Armut, Alkohol, psychische Erkrankungen, Verwahrlosung - diese explosive Mischung müssen wir bekämpfen. Wir - damit ist die Politik gemeint, auch die Verbände. Und natürlich die Gesellschaft, also jeder einzelne.
Ob es nun um die Pflicht geht, sein Kind regelmäßig dem Kinderarzt vorzustellen. Oder um die Pflicht, Vorschulkinder in den Kindergarten zu schicken. Ob wir - wie in NRW - ein soziales Frühwarnsystem einführen, ob in Zukunft wieder - wie früher - Gemeindeschwestern die Familien besuchen. Ob es um Hausaufgabenhilfe, Leseförderung, ein kostenloses Mittagessen geht: Jede Aktion, die Eltern unterstützt, aber auch in die Pflicht nimmt und Kindern konkret hilft, ist eine gute Aktion. Und sollte so schnell wie möglich umgesetzt werden.
Wir sollten nicht mit Klagen die Zeit darüber verlieren, dass wir in unserem föderalen System keine bundesweit einheitlichen Aktionspläne durchsetzen werden. Jede Kommune sollte aber den Kinderschutz oben auf ihrer Prioritätenliste platzieren. Und sofort tun, was nötig ist, um Hochrisikofamilien zu begleiten. Das Ziel muss sein, dass wir seltener mit derartig grauenhaften Nachrichten konfrontiert werden.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
Pressekontakt: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Zentralredaktion Telefon: 0201 / 804-2727 zentralredaktion@waz.de
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