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Lebensmittelbranche vernachlässigt Chancen in Asien

Geschrieben am 14-12-2007

Frankfurt am Main (ots) -

PwC-/BVE-Studie: Deutsche Ernährungsindustrie konzentriert sich
stark auf Europa / Staatliche Exportförderung geht teilweise am
Bedarf vorbei

Die deutsche Ernährungsindustrie nimmt die schnell wachsenden
asiatischen Volkswirtschaften kaum als Absatzmärkte wahr. Über 90
Prozent der Unternehmen halten Europa auf absehbare Zeit für die
wichtigste Exportregion, während kaum eines der befragten Unternehmen
ein Land in Asien zu seinen präferierten Zukunftsmärkten zählt. Dies
geht aus der Studie "Deutsche Lebensmittel: Exportschlager mit
sicherem Navigationssystem?" der Wirtschaftsprüfungs- und
Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) und der
Bundesvereinigung der deutschen Ernährungsindustrie (BVE) hervor.

Gerd Bovensiepen, PwC-Partner und Leiter des Competence Centers
Retail & Consumer Deutschland, zu den Gründen:"In Boomländern wie
China und Indien machen Zölle, Einfuhrbeschränkungen und spezifische
Konsumgewohnheiten den Markteintritt für deutsche
Lebensmittelproduzenten sehr schwer. Davon dürfen sich die
Unternehmen aber nicht abschrecken lassen. Wer in Zukunft in Asien
erfolgreich sein will, muss dort schon heute Präsenz zeigen."

Die staatliche Außenwirtschaftsförderung könnte einen wichtigen
Beitrag zur Erschließung der neuen Märkte leisten, die Umfrage zeigt
allerdings Defizite der bestehenden Instrumente auf. Das
Förderangebot des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft
und Verbraucherschutz (BMELV) beispielsweise hat bislang nur knapp
jedes fünfte Unternehmen genutzt. Die Dienstleistungen des
Ministeriums sind nur einem geringen Anteil der Befragten bekannt.
Allerdings dürfte dies auch mit Tatsache zusammenhängen, dass das
Ministerium erst seit rund einem Jahr in der Exportförderung einen
Schwerpunkt setzt. Einen höheren Bekanntheitsgrad zeigen in der
Umfrage die Angebote des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) und der
nichtstaatlichen Centralen Marketinggesellschaft der deutschen
Agrarwirtschaftwirtschaft mbH (CMA). Für die Studie wurden Antworten
von 93 Unternehmen (Geschäftsführer und Exportleiter) ausgewertet,
wobei die Schwerpunkte in den Branchen Fleisch, alkoholische Getränke
und Gewürze liegen sowie bei mittelständischen Unternehmen.

Osteuropa wird wichtiger

Der Export ist für die deutsche Ernährungsindustrie von
existenzieller Bedeutung. So stieg der Auslandsabsatz von 1998 bis
2006 um sechs Prozent pro Jahr, während der Zuwachs im Inland
lediglich 1,2 Prozent erreichte. Diese Entwicklung schlägt sich auch
in der Befragung nieder: Knapp 80 Prozent der Unternehmen haben ihren
Exportanteil in den vergangenen fünf Jahren gesteigert, und ein
ebenso großer Teil rechnet mit einer Fortsetzung dieser Entwicklung.

Für rund drei Viertel der Befragten (74 Prozent) liegen die
derzeit wichtigsten Ausfuhrländer in West- beziehungsweise Mittel-
und Südeuropa, weitere 20 Prozent exportieren vor allem nach
Osteuropa. Eine weitaus geringere Rolle spielen die Ausfuhrregionen
Amerika und Afrika, kein Unternehmen zählt ein asiatisches Land zu
seinen wichtigsten Exportmärkten.

Diese Rangfolge wird sich in den kommenden Jahren kaum ändern. In
mittelfristiger Perspektive halten 67 Prozent der befragten
Unternehmen Westeuropa für ihre wichtigste Exportregion, 24 Prozent
nennen ein osteuropäisches Land. Insbesondere Polen und Russland
dürften der Umfrage zufolge an Bedeutung gewinnen.

Die große Mehrheit (72 Prozent) der im Ausland aktiven Unternehmen
organisiert den Export in Eigenregie. Tochtergesellschaften im
Ausland haben nur 12 Prozent der Befragten. "Wegen der
mittelständischen Struktur der deutschen Ernährungsindustrie ist
davon auszugehen, dass auch künftig die meisten Unternehmen ihre
Produkte vom Stammsitz aus ins Ausland verkaufen. Daher muss die
Außenwirtschaftsförderung primär mit Angeboten in Deutschland
ansetzen", kommentiert Bovensiepen.

Staatliche Förderung wenig zielgenau

Zwar gibt es in Deutschland zahlreiche staatliche Instrumente zur
Exportförderung, jedoch sind nur wenige auf den Bedarf der
Lebensmittelindustrie zugeschnitten. Das gilt insbesondere für die
Leistungen des BMELV. Lediglich 17 Prozent der Befragten haben das
Angebot schon einmal genutzt, die Mehrheit der Befragten (56 Prozent)
kennt die Dienstleistungen des Ministeriums zur Exportförderung gar
nicht.

Die Dienstleistungen der Auslandshandelskammern kennen über 80
Prozent der Befragten und knapp 60 Prozent haben sie mindestens
einmal in Anspruch genommen. Demgegenüber wissen nur 41 Prozent vom
Angebot der Bundesagentur für Außenhandelsinformationen (bfai), und
das von ihr betreute Internetportal iXPOS kennen sogar nur 13
Prozent. Die Möglichkeit der Unterstützung zur
Auslandsmarkterschließung durch die Deutschen Botschaften kennen 55
Prozent, jedoch nur 26 Prozent haben diesen Weg bereits genutzt.

Die mit finanziellen Mitteln der Agrarwirtschaft finanzierte
Absatzförderorganisation CMA ist für die exportierenden Unternehmen
der Ernährungsindustrie die bedeutendste Anlaufstelle. Gut jeder
dritte Befragte hat eines der CMA-Angebote schon einmal genutzt. Die
meisten Befragten (87 Prozent) kennen die Exportberatung der CMA im
Inland, und über 50 Prozent haben die Dienstleistung mindestens
einmal in Anspruch genommen. Die Markt- und Länderinformationen der
CMA haben sogar fast 70 Prozent der im Ausland aktiven Unternehmen
schon einmal genutzt. Das Angebot ist damit das meistverwendete aller
in der Studie untersuchten Förderinstrumente.

Auslandsmessen sind ihr Geld wert

Auslandsmessen sind nach Einschätzung der befragten Unternehmen
besonders wichtig für den Exporterfolg und bekommen im Rahmen der
Befragung eine hohe Zustimmung. Die hohen Kosten lassen aber viele,
vermutlich insbesondere kleine Unternehmen, vor einer Teilnahme
zurückschrecken. "Es liegt daher nahe, die Beteiligung an
Auslandsmessen durch die Außenwirtschaftsförderung zu unterstützen.
Die Erfolgsbilanz der bestehenden Programme ist allerdings sehr
unterschiedlich", so Dr. Sabine Eichner Lisboa, Geschäftsführerin der
BVE. "Zentrales Anliegen der BVE ist die Schaffung eines
'Exportnetzwerkes Lebensmittel', in dem die an der
Außenwirtschaftsförderung beteiligten Institutionen ihre
Leistungsangebote auf die Anforderung der Branche hin abstimmen und
anpassen."

Redaktionshinweis:

Die PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ist
in Deutschland mit 8.390 Mitarbeitern und einem Umsatzvolumen von
rund 1,35 Milliarden Euro eine der führenden Wirtschaftsprüfungs- und
Beratungsgesellschaften. An 28 Standorten arbeiten Experten für
nationale und internationale Mandanten jeder Größe. PwC bietet
Dienstleistungen an in den Bereichen Wirtschaftsprüfung und
prüfungsnahe Dienstleistungen (Assurance), Steuerberatung (Tax) sowie
in den Bereichen Transaktions-, Prozess- und Krisenberatung
(Advisory).

Die BVE ist der wirtschaftspolitische Spitzenverband der deutschen
Ernährungsindustrie. Sie vertritt die branchenübergreifenden Anliegen
von 22 Fachverbänden und 43 Unternehmen der Branche auf den Gebieten
Außenwirtschaftspolitik, Umweltpolitik, Energiepolitik,
Rohstoffpolitik und Verbraucherpolitik in Berlin und Brüssel.

Originaltext: PwC PriceWaterhouseCoopers
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/8664
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_8664.rss2

Pressekontakt:
Karim Schäfer
PricewaterhouseCoopers AG WPG
Corporate Communications / Presse
Tel.: (069) - 95 85 54 35
E-mail: karim.schaefer@de.pwc.com


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