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"Gott will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen"- ./. Der EKD-Ratsvorsitzende zum missionarischen Auftrag der Kirchen und seiner ökumenischen Dimension

Geschrieben am 14-12-2007

Hannover (ots) - Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen
Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Dr. Wolfgang Huber, nimmt die
heute in Rom öffentlich vorgestellte "Lehrmäßige Note zu einigen
Aspekten der Evangelisierung" der Kongregation für die Glaubenslehre
zum Anlass, zum missionarischen Auftrag der Kirchen und seiner
ökumenischen Dimension Stellung zu nehmen. Er hebt dabei die
Berührungspunkte zwischen der Haltung der EKD und den Überlegungen
der Glaubenskongregation hervor. Er formuliert zugleich ergänzende
Überlegungen aus evangelischer Sicht. Seine Erklärung hat folgenden
Wortlaut:

"Es gibt nichts Schöneres, als vom Evangelium, von Christus
gefunden zu werden. Es gibt nichts Schöneres, als ihn zu kennen und
anderen die Freundschaft mit ihm zu schenken." Dieses Zitat aus der
Predigt Papst Benedikts XVI. bei seiner Amtseinführung 2005 prägt die
jüngste Verlautbarung der Päpstlichen Glaubenskongregation zu einigen
Aspekten der Evangelisierung. Aus evangelischer Sicht kann man diesem
Grundton wie auch vielen Aussagen des Textes aus vollem Herzen
zustimmen. Dieser Text berührt sich eng mit der Kundgebung, in der
die Synode der EKD 1999 den missionarischen Auftrag der Kirche an der
Schwelle zum 3. Jahrtausend beschrieben hat: "Alle Bemühungen um den
missionarischen Auftrag" - so heißt es am Anfang dieser Kundgebung -
"fangen damit an, zu erkennen und zu beschreiben, wie schön,
notwendig und wohltuend die christliche Botschaft ist. Sie zielt auf
die Antwort des Glaubens."

Die missionarische Aufgabe ist eine gemeinsame Herausforderung
unserer Kirchen. Auf diesem Feld wollen wir voneinander lernen und
miteinander vorankommen; denn ein Gegeneinander bleibt ohne Segen.
Mission und Evangelisation - so stellte die EKD 1999 fest - sind der
Herzschlag der Kirche. Evangelisierung wird auch von der
Glaubenskongregation als eine Herzensangelegenheit bedacht: Als eine
von Jesus selbst ausgehende Sendung richtet sie sich an die Herzen
der Menschen. Denn die Heilswahrheit, die in der Evangelisierung
weitergegeben wird, ist "nicht nur Gegenstand des Denkens ...,
sondern ein Ereignis, das die ganze Person - Verstand, Willen,
Gefühle, Tätigkeiten und Pflichten - betrifft." Deswegen vergraben
gläubige Menschen den Schatz des Evangeliums nicht in der eigenen
Herzenskammer, sondern lassen andere teilnehmen an dem "unschätzbaren
Geschenk, in der universalen Gemeinschaft der Freunde Gottes zu
leben."

Damit lässt die Glaubenskongregation der römisch-katholischen
Kirche keinen Zweifel daran, worum es bei der Evangelisierung geht.
Es geht nicht darum, die eigene Institution zu stärken oder "eine
Machtgruppe zu vergrößern". Sondern es geht darum, Menschen eintreten
zu lassen "in das Netz der Freundschaft mit Christus, das Himmel und
Erde sowie verschiedene Kontinente und Epochen miteinander
verbindet." Völlig zu Recht werden die Christen dazu ermutigt, ohne
Scheu anderen Menschen den eigenen Glauben zu bezeugen und sie dafür
zu gewinnen, diesen Glauben auch für sich selbst gültig sein zu
lassen. "Dem Menschen ist die Sehnsucht eigen, die anderen an den
eigenen Gütern teilhaben zu lassen."

Ganz in diesem Geist bekennen wir gemeinsam: Die "Autorität des
bittenden Christus" (Eberhard Jüngel), in dessen Namen allein rechte
Evangelisierung geschehen kann, erlaubt keine gewaltsame, aggressive
oder autoritäre Missionspraxis. Deswegen spricht die
Glaubenskongregation eine gemeinsame Überzeugung aus, wenn sie für
die konkrete Gestalt der Evangelisierung jeder Form von Zwang oder
Manipulation eine Absage erteilt. Es gilt, in "Respekt vor der Würde
und der religiösen Freiheit der Gesprächspartner" die eigene Wahrheit
zu bezeugen.

Mit besonderer Aufmerksamkeit werden evangelische Leser
feststellen, dass ein eigener Abschnitt ökumenischen Aspekten des
Themas gewidmet ist. Zwar beziehen sich die hier formulierten
Hinweise, wie Evangelisierung "in Ländern mit alter christlicher
Tradition und Kultur" zu geschehen habe, offenbar vor allem auf
Länder, in denen überwiegend orthodoxe Christen leben. Aber auch aus
einer evangelischen Perspektive ist es sachgemäß, dabei die Achtung
der Gewissens- und Religionsfreiheit einzufordern und einen
vorschnell erhobenen Vorwurf des "Proselytismus" abzuweisen. Doch die
in diesem Zusammenhang von der Glaubenskongregation gemachten
Aussagen müssen sich, wenn sie stimmig sind, auch auf Länder mit
alter reformatorischer Tradition und Kultur anwenden lassen. In
dieser Hinsicht bleiben freilich Unklarheiten und Zweifel.

Zwar werden im Blick auf andere Kirchen sowohl "echter Respekt für
ihre Tradition und ihre geistlichen Reichtümer als auch aufrichtiger
Wille zur Zusammenarbeit" gefordert. Verdeutlicht wird dies in dem
Dreischritt des Zuhörens, der theologischen Diskussion und der
Verkündigung des gemeinsamen christlichen Glaubens. Dieser
Grundhaltung wird man auch in den Ländern der Reformation gerne
zustimmen. Die Folgerungen daraus werden jedoch nur einseitig
formuliert. Denn das Augenmerk der Glaubenskongregation gilt allein
dem Recht und der Verantwortung dafür, "die Fülle des katholischen
Glaubens anderen Christen zu verkünden, die ihn in Freiheit annehmen
wollen." Es wird jedoch nicht davon gesprochen, dass dies im
Verhältnis der Kirchen zueinander wechselseitig gilt. Weil davon
keine Rede ist, entsteht der Eindruck, dass die Päpstliche
Glaubenskongregation die ökumenische Dimension des missionarischen
Handelns der Kirchen noch nicht vollständig würdigt. In der
Kundgebung der Synode der EKD von 1999 heißt es dazu: "Es kommt nicht
in erster Linie auf den Mitgliederzuwachs in der eigenen Kirche an,
sondern darauf, dass Menschen überhaupt eine kirchliche Beheimatung
finden ... Weil wir von der einen Kirche Christi her denken, freuen
wir uns auch über das Wachsen anderer christlicher Kirchen."

Für die Richtigkeit:
Pressestelle der EKD
Silke Römhild
Hannover, 14. Dezember 2007

Originaltext: EKD Evangelische Kirche in Deutschland
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55310
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55310.rss2

Pressekontakt:
Evangelische Kirche in Deutschland
Hans-Christof Vetter
Herrenhäuser Strasse 12
D-30419 Hannover
Telefon: 0511 - 2796 - 269
E-Mail: christof.vetter@ekd.de


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