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WAZ: Die fremde Justiz - Kommentar von Stefan Wette

Geschrieben am 14-12-2007

Essen (ots) - Dass der 17 Jahre alte Marco W. nicht mehr im
Gefängnis sitzt, ist
eine gute Entscheidung, weil jeder Tag eines Menschen im Gefängnis
ohne ein Strafurteil problematisch ist. Das ist in Deutschland so, in
der Türkei aber ebenso.

Die Kritik am Verfahren gegen Marco W. beruht ja auch darauf,
dass vielen von uns die türkische Justiz fremd ist und sie allein
deshalb als vermeintlich einseitig und willkürlich abgelehnt wird.
Dabei hat auch dieses Rechtssystem Standards entwickelt, mit denen
diesen Gefahren einer ungerechten Justiz entgegengewirkt wird.

Auch im deutschen Strafrecht gibt es Fristen. Etwa die, dass eine
länger als sechs Monate dauernde U-Haft besonderer Gründe bedarf.
Sonst kommt der Verdächtige frei. Und so erscheint es den türkischen
Richtern offenbar jetzt nicht mehr verhältnismäßig, Marco länger in
Haft zu lassen.

Ein Freispruch ist dies nicht. Auch Charlotte hat einen Anspruch
darauf, dass der Fall zu Ende geführt wird. Ihr Schicksal trat in der
öffentlichen Debatte stets in den Hintergrund. Nur um Marcos Leid
ging es. Auch eine Ungerechtigkeit, falls nur etwas von den Vorwürfen
wahr sein sollte.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de


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