Westdeutsche Zeitung: Klimakonferenz in Bali erreicht nur Minimalziele - Hoffnungsvolles in den Fußnoten = Von Martin Vogler
Geschrieben am 16-12-2007 |
Düsseldorf (ots) - Nachdem über 11.000 Menschen 14 Tage lang in Bali über das Weltklima nachdachten, konnten sie nicht ergebnislos wieder heimreisen. Flankiert von ziemlich dramatischen Verhandlungsszenen, inklusive Nervenzusammenbrüchen, haben sie immerhin ein Minimalziel erreicht. Mehr gab es leider nicht - und war wahrscheinlich auch gar nicht möglich.
Jetzt überschlagen sich die Interpretationen. Viele sind enttäuscht. Das ist verständlich, denn besonders aufregend klingen die Bali-Ergebnisse auf den ersten Blick nicht. Hauptsächlich hat man beschlossen, über ein neues Klimaabkommen verhandeln zu wollen. Die eigentliche Arbeit folgt also noch. In zwei Jahren soll sie beendet sein. Vor allem: Eine Festlegung auf klare Emissionsziele - also mit wie viel Kohlendioxid die einzelnen Länder die Umwelt belasten dürfen - fehlt. Wesentliches zu Treibhausgasen steht gar nicht im eigentlichen Papier. Der Leser muss es in Fußnoten suchen. Das ist dürftig.
Andererseits beinhaltet die Einigung mehr, als man zuletzt erwarten konnte. Dazu zählt auch ein besserer Technologietransfer in Richtung Entwicklungsländer. Und immerhin sind erstmals mit China und Indien heftig und rücksichtslos wachsende künftige Wirtschaftsgiganten in die Pflicht genommen. Genauso wie die USA. Amerika hatte sich ja als einziges großes Industrieland dem Kyoto-Protokoll zur Minderung der Treibhausgase verweigert. Jetzt will es an den Verhandlungen teilnehmen. Das ist erfreulich, das Einlenken kommt jedoch viel zu spät. Denn Amerikas Ruf bei den anderen Ländern ist bereits ruiniert. Zu oft stellten sich die US-Delegierten quer. Sie sind isoliert. Dies wurde in offenen Respektlosigkeiten und Feindseligkeiten während der Beratungen sichtbar. Und dass im Nachhinein Präsident Bush schon wieder an den ja wirklich nicht revolutionären Bali-Ergebnissen herummäkelte, wird letztendlich vor allem den Vereinigten Staaten schaden.
Doch nicht nur Bush, sondern viele Politiker können sich von einem prinzipiellen Dilemma nicht frei machen: Was ist ihnen wichtiger, rascher politischer Erfolg, häufig bis hin zur Wiederwahl - oder der Zustand unserer Erde in 100 Jahren? Es ist menschlich nachvollziehbar, dass sie sich oft für das kurzfristigere Ziel entscheiden. Leider.
Originaltext: Westdeutsche Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2
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