 Allgemeine Zeitung Mainz: Kommentar zum Lokführer-Konflikt
Geschrieben am 20-12-2007 |
Mainz (ots) - Was jetzt passiert, übersteigt die Prognosen selbst
der größten Pessimisten. Zwar hatten nicht wenige Kommentatoren
gewarnt, dass die grundsätzliche "Einigung" zwischen Bahn AG und
Gewerkschaft der Lokführer (GDL) auf einen eigenen Tarifvertrag unter
dem Dach der Bahn sowie einen noch festzulegenden
Gehaltstarifabschluss wohl kaum der letzte Stand der Dinge sei. Nun
hat die Bahn aber sämtliche "Angebote und Zugeständnisse"
zurückgezogen und nach einem Schlichter gerufen. Die Lokführer
kontern das mit Ausrufung eines faktisch unbegrenzten Streiks ab 7.
Januar, und zwar in allen Sparten: Personennah-, Fern- und
Güterverkehr. Der Knackpunkt, wie er jetzt im Vordergrund steht, war
allerdings auch vor gut drei Wochen schon erkennbar; insofern ist der
Bahn AG kein Vorwurf des Tricksens zu machen. Sie hatte stets darauf
hingewiesen, dass ein individueller Tarifvertrag für die Lokführer
zwingend entsprechend strukturierte Tarifverträge mit den beiden
anderen Bahngewerkschaften Transnet und GBDA voraussetzt, damit in
dem Großunternehmen Bahn insgesamt drei Mitarbeitergruppen
individuell nach ihrer Tätigkeit, schließlich aber doch gemeinsam als
Bahnbeschäftigte behandelt werden könnten. Das wollen die Lokführer
nun nicht mehr hören und schlagen jedes weitere Gespräch aus, wenn
nicht eine ihnen genehme Erklärung der Arbeitgeberseite kommt. So
steht der Tarifzug, wenn nicht noch ein Wunder geschieht, oder die
Weichen in eine ganz andere Richtung gestellt werden, binnen kurzem
vor dem Prellbock. Den Schaden haben die Bahnkunden und das
Unternehmen selbst, das im Blick auf einen Börsengang die aktuelle
Entwicklung als besonders katastrophal registrieren muss.
Andererseits ist es gerade die vorgesehene Teilprivatisierung, die
das Management der Bahn zusätzlich in seiner Haltung bestärkt, den
Lokführern keine tarifliche Extrawurst zu braten. Von
Gehaltsforderungen ist bis dahin noch gar keine Rede. Auch die bergen
Zündstoff in Menge. Rosa Zeiten sehen anders aus.
Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz
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Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Melanie Wied
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Fax: +49-(0)6131/48-5868
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