Südwest Presse: Kommentar zu Koalition Ausgabe vom 07.01.08
Geschrieben am 06-01-2008 |
Ulm (ots) - Zwei Herzen schlagen, ach, in Angela Merkels Brust. Das eine gehört der Bundeskanzlerin, das andere der CDU-Vorsitzenden. Besonders in Wahlkampfzeiten kommt es dabei zu heftigeren Rhythmusstörungen, weil die Parteichefin stärker ihr Recht fordert, als es der Kanzlerin um des Koalitionsfriedens willen eigentlich lieb sein sollte. Aber angesichts der drohenden Verluste ihrer CDU-Freunde in den Ländern hat sie sich entschlossen, in den nächsten Wochen nur noch Wahlkampf zu machen - und auf die Harmonie mit der SPD zu pfeifen. Dass die CDU mit ihren bislang ungedeckten Versprechen (höheres Kindergeld, niedrigere Unternehmenssteuern) besonders Bundesfinanzminister Peer Steinbrück provoziert, dessen Sparkurs ja nicht einmal bei den eigenen Genossen auf ungeteilte Freude stößt, schert die Regierungschefin kaum. Hauptsache, sie hilft Roland Koch, Christian Wulff und Ole von Beust dabei, ihre Ämter zu verteidigen, was am Ende auch der Parteivorsitzenden nutzt. Bis Ende Februar hat sich die Bundeskanzlerin also eine Auszeit genommen und aus der Verpflichtung verabschiedet, Zweifel am Reformwillen der Koalition sofort zu zerstreuen. Dass die SPD da nicht bereit sein wird, sich auf irgendwelche Vereinbarungen, etwa zum Jugendstrafrecht, einzulassen, müsste der CDU-Chefin klar sein. Sie hat es nicht anders gewollt. Mal abwarten, was die Wähler davon halten.
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