 WAZ: Pipeline-Protest - Die Umfaller - Leitartikel von Thomas Wels
Geschrieben am 07-01-2008 |
Essen (ots) - Es ist ein politisch ebenso bemerkenswerter wie
befremdlicher Vorgang: Da liegt ein Gesetz zum Betrieb und Bau einer
Kohlenmonoxid-Pipeline vor, dass Abgeordnete einstimmig im Landtag
verabschieden, weil es doch um den Chemiestandort NRW gehe und
Arbeitsplätze. Sodann kommen Bagger und baggern, die betroffenen
Anwohner finden selbiges befremdlich und organisieren einen
Widerstand, der Abgeordnete und einen Bürgermeister nach dem anderen
aus den Schuhen pustet. Arbeitsplätze, Industriestandort - war da
was?
Die Kohlenmonoxid-Pipline ist beileibe kein Einzelfall in
Deutschland. Steinkohle- und Braunkohlekraftwerke sind ebenfalls ein
beliebtes Demonstrationsziel mit Umfaller-Potenzial. Man muss sich
schon fragen, warum Politiker erst merken, welchen Projekten sie das
Wort redeten, nachdem eine Abordnung des BUND vor der Türe trillert.
Gewiss, nächstes Jahr ist Kommunalwahl. Zum Job eines Politikers
gehört allerdings auch, für wichtige, aber wenig beliebte Projekte zu
kämpfen. "Nicht vermittelbar" ist dabei die wohlfeilste aller
Ausreden. Und ein Ausweis für die verfehlte Berufswahl.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
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