Terrorismusexperte Michael Lüders im "ZDF-
Mittagsmagazin": / "Deutschland ist Ruheraum für Attentäter"
Geschrieben am 09-05-2006 |
Mainz (ots) - Der Terrorismusexperte Michael Lüders sieht Deutschland als Aufenthaltsort für potenzielle Attentäter. "Deutschland ist zwar nicht unmittelbar attentatsgefährdet, aber Deutschland gilt gewalttätigen Islamisten als Ruheraum", sagte der Islamwissenschaftler und Journalist am Dienstag, 9. Mai 2006, im "ZDF-Mittagsmagazin". "Deutschland ist keine Insel der Seligen. Insbesondere, wenn sich der Konflikt mit dem Iran zuspitzen sollte, dann müssen wir auch in Deutschland zweifelsohne mit entsprechenden terroristischen Rückschlägen rechnen", warnte er. Lüders begründete diese Einschätzung damit, dass die heute in Düsseldorf wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vor Gericht stehenden Angeklagten möglicherweise gar keine international agierenden Al-Qaida-Mitglieder seien.
"Gefährlich sind sie auf jeden Fall. Inwieweit sie wirklich international vernetzt sind, muss das Gericht klären, sagte er. Sie könnten auch in erster Linie auf Eigeninitiative gehandelt haben, meint Lüders. So wie etwa jene anderen Al-Qaida-Zellen, die in Ländern wie Spanien und Großbritannien aktiv waren. "Sie handeln zwar im Geist Osama Bin Ladens und sind beseelt von dem Gedanken des nihilistischen Terrors, nämlich Zerstören um des Zerstörens willen. Aber diese verschiedenen Gruppen (...) waren nicht zentral gelenkt von Osama bin Laden", erläuterte Lüders.
Lüders lobte die Terror-Prävention in Deutschland. Dort sei bisher die Kooperation der Behörden nach dem 11. September 2001 sehr erfolgreich gewesen. Es habe in Deutschland keine Versuche mehr gegeben, Anschläge wie in Spanien oder Großbritannien durchzuführen. "Da haben die Behörden gut aufgepasst. Aber man muss auch sagen: Deutschland ist kein Land, in dem arabische Extremisten wirklich Rückhalt haben, mangels einer zahlenmäßigen arabischen Bevölkerung."
Für mögliche terroristische Machenschaften im Umfeld der Fußball-WM in Deutschland gebe es keine Hinweise. "Man muss sagen, dass das Innenministerium und die deutschen Sicherheitsbehörden gut aufgestellt sind. Ich denke, dass terroristische Gewalttäter nur dann eine Chance haben, wenn sie sich bewegen können wie ein Fisch im Wasser." Sowohl in Großbritannien wie auch in Spanien hätten die entsprechenden Gewalttäter Anschläge verüben bzw. sich in der arabischen oder pakistanisch-stämmigen Bevölkerung bewegen können. "Diesen Rückzugraum gibt es hier in Deutschland nicht, und von daher sind Anschläge weniger wahrscheinlich. Aber die Behörden haben allen Grund wachsam zu sein."
Originaltext: ZDF Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=7840 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_7840.rss2
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