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Börsen-Zeitung: Tui in Nöten, Kommentar zur überraschenden Umtauschanleihe von Gottfried Mehner

Geschrieben am 09-01-2008

Frankfurt (ots) - Wer in diesen Zeiten der Kreditkrise bei den
Banken auf der Matte steht, hat einfach schlechte Karten. Natürlich
sind Fälligkeiten nie so planbar, dass immer ein freundliches
Kapitalmarktumfeld herrscht, wenn die Verlängerung ansteht. Aber mit
etwas Vorsorge und Umsicht lassen sich die Phasen vermeiden, in denen
die Banker absolut schlecht gelaunt die Türen fest zuhalten.

Dass jetzt Tui trotz des lausigen Umfelds mit einem
Liquiditätsbedarf von einer halben Milliarde aufschlägt, lässt nichts
Gutes erahnen. Die Finanz-Drainage hält bei diesem in der Schifffahrt
und im Touristik tätigen Konzern seit Jahren an. Der Hannoveraner
Konzern wird gegenwärtig mit 4,2 Mrd. Euro bewertet und ist mit
sieben Anleihen mit einem Emissionsvolumen von 3,4 Mrd. Euro
unterwegs. Das ist eine Verschuldung an der Unterkante Oberlippe. Die
Ratings sind mit "BB-" (S&P) bzw. "B1" (Moody's) entsprechend
grottenschlecht. Und schlimmer: Beide Agenturen haben den Ausblick
auf negativ gesetzt.

Was also tun, wenn sich der Augenkontakt mit dem chronisch klammen
Bittsteller Tui in den Banketagen nicht vermeiden lässt? Noch ein
innovatives Finanzierungskonzept auflegen, wo den außerbilanziellen
Zweckgesellschaften doch gerade reihenweise die Luft ausgeht?

Vor diesem Hintergrund muss die jetzt gefundene
Finanzierungskonstruktion mit der Deutschen Bank eingeordnet werden,
die durch einen Verkauf eines Aktienpakets von 9,1% an der
eigenständig notierten Tui Travel plc besichert ist. Dass Tui die
Eintütung "Umtauschanleihe" vorzieht, ist nachvollziehbar, denn die
"Rückkaufsoption" dient primär der Gesichtswahrung des
Tui-Managements und der Aufrechterhaltung der Lebenslüge, dass das
mit der Zweibranchenaufstellung auch weiterhin seine Richtigkeit
habe.

Die hat es nicht: Die juristische Mehrheit an der Touristiktochter
ist weg. Und ob sie im Jahr 2013 bei der Fälligkeit der Finanzierung
von einem Nachfolger des Konzernchefs Michael Frenzel zurückgekauft
wird, steht in den Sternen. Es kann so sein, aber auch nicht.

Not macht erfinderisch, so auch hier. Mit diesem Deal hat sich Tui
aber mächtige Spaltpilze eingefangen. Biologisch ist es ein
Widerspruch, aber bei anhaltender Liquiditätsnot werden diese wachsen
- und das Zweispartengebilde Tui ist ganz schnell zersetzt.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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