Westdeutsche Zeitung: Die neue Macht der Gewerkschaften = Von Christoph Lumme
Geschrieben am 10-01-2008 |
Düsseldorf (ots) - Acht Prozent mehr Gehalt wollen Verdi und der Beamtenbund für die 1,3 Millionen Mitarbeiter des Bundes und der Kommunen. Das "bescheiden" zu nennen, wie Beamtenbund-Chef Peter Heesen es tut, geht zu weit. Aber zu weit ginge es auch, diese Forderung als weltfremd zu verwerfen. Die Tarifparteien stehen vor harten Kämpfen, denn nach Jahren der Sparsamkeit gehen die Gewerkschaften zu Recht in die Offensive. Die Mitarbeiter des Öffentlichen Dienstes haben, wie die meisten anderen Arbeitnehmer auch, nichts vom jüngsten Aufschwung, obwohl sie diesen durch ihren Lohnverzicht erst ermöglicht haben. Anders gesagt: Die Beschäftigten sorgen zwar für Wohlstand, aber nicht für den eigenen. Wer erleben muss, dass sein Weihnachtsgeld gestrichen und seine Arbeitszeit erhöht wird, zur gleichen Zeit aber die Bezüge von Managern in astronomische Höhen schnellen, der fragt sich nun einmal, ob es in dieser Republik noch mit (ge)rechten Dingen zugeht. Und so ist der Begriff "Gerechtigkeit" mit Wucht in die Debatte zurückgekehrt. Aus dem ursprünglichen Einverständnis der Arbeitnehmer, Verzicht für das Gemeinwohl zu üben, ist im kältesten Aufschwung der Nachkriegsgeschichte längst Unverständnis und Wut geworden. Es ist diese Wut, die auch die Gewerkschaften unter Druck setzt. Ihr Mitgliederschwund hat bis zuletzt immer dramatischere Ausmaße angenommen. Wann, wenn nicht jetzt, können sie den Verfall stoppen - oder den Trend sogar umdrehen? So legitim die Forderungen der Gewerkschaften aber sind: Unlauter bleiben die Ermunterungen von SPD-Bundespolitikern, sich nun "einen ordentlichen Schluck aus der Pulle" zu genehmigen. Dabei handelt es sich um Wahlkampfgetöse; schließlich müssen die chronisch klammen Kommunen und nicht der Bund die Hauptlast kräftiger Tarifsteigerungen im Öffentlichen Dienst tragen. Verdi und Beamtenbund stehen vor der Aufgabe, einerseits den emotional aufgeladenen Beschäftigten gerecht zu werden, andererseits aber nicht in Halsstarrigkeit zu verfallen. Denn ohne den Willen zum Kompromiss werden sie keine Gerechtigkeit herstellen, wohl aber den rapiden Abbau von Jobs in den Städten beschleunigen.
Originaltext: Westdeutsche Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2
Pressekontakt: Westdeutsche Zeitung Nachrichtenredaktion Telefon: 0211/ 8382-2358 redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
113532
weitere Artikel:
- Allg. Zeitung Mainz: Eine neue Chance? (Kommentar zu Bush in Nahost) Mainz (ots) - Ein Friedensabkommen in Nahost sei bis Ende 2008 machbar, verkündete George W. Bush gestern in Israel, und er werde dabei gerne helfen. Wunderbar, kann man da nur ausrufen. Doch Spaß beiseite, mit der Realität im Januar 2008 hat die Sache kaum etwas zu tun, und wenn nicht ein Wunder geschieht, auch nicht am Ende des Jahres. Denn für kein einziges Problem zwischen Israelis und Palästinensern liegen einvernehmliche Lösungen vor. Aber genau die braucht es, um voranzukommen. Israel will zwar Gebiete räumen, aber keineswegs alle mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Grünen Halle (ots) - Eines kann man den Grünen nicht absprechen: Sie haben Schwerpunkte gesetzt in Wörlitz. Um den Klimaschutz wollen sie sich kümmern, um die Stärkung von Verbraucherrechten. Und die Liste, die die Fraktionschefs Fritz Kuhn und Renate Künast gestern zum Abschluss der Neujahrsklausur vorlegten, ist noch länger: So finden sich darauf auch die Stichpunkte "soziale Gerechtigkeit" und "Kampf gegen Kinderarmut". Das klingt gut. Das klingt nach Themen, die auch in diesem und im nächsten Jahr gewiss weiter an Bedeutung gewinnen werden. mehr...
- LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Landtagswahlkämpfen 2008 Leipzig (ots) - Bei den Landtagswahlen in Hessen, Niedersachsen und Hamburg hat die dort überall regierende CDU - und damit besonders deren Bundesvorsitzende Angela Merkel - erheblich mehr zu verlieren als die SPD. Die Sozialdemokraten könnten sogar von ihrem Umfrage-Elend ablenken und den Stimmungstrend bundesweit umkehren, falls es ihnen gelingt, ein oder zwei der CDU-Fürsten aus dem Amt zu hebeln. Dass sie das schaffen, ist aber keineswegs sicher, und so ist der deutsche Januar politisch so spannend wie schon lange nicht mehr. Könnte mehr...
- WAZ: Indien hat ein Volksauto: Das Wachsen der Giganten - Leitartikel von Jürgen Polzin Essen (ots) - Klein und putzig kommt er daher, der Tata. Das Volksauto soll der neuen Mittelschicht Indiens ein Vehikel des Wohlstands sein - erschaffen, um jene Ansprüche zu befriedigen, die sich ein Milliardenvolk hart erarbeitet hat. Tata ist das neueste Produkt der gigantischen Motorisierungswelle, die durch Indien und China rollt. Die westliche Welt hält den Atem an, und das ist sicher keine Übertreibung. Es gibt derzeit wohl kein spannenderes Thema als das Wachsen der asiatischen Giganten. Manchen macht es Angst. Anderen verschlägt mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Kopfnoten Bielefeld (ots) - Bildung und Erziehung ständig zu verbessern, sollte Anliegen all derer sein, die als Eltern, Lehrer und Erzieher mit Kindern zu tun haben. Durch die Einführung von Kopfnoten für das Arbeits- und Sozialverhalten von Schülern wird nun auf dem Zeugnis sichtbar, ob das Kind oder der Jugendliche ein Querulant ist oder gewissenhaft Absprachen einhält. Eigentlich eine sinnvolle Sache, die so manchem Personalchef auch die Auswahl möglicher Mitarbeiter erleichtern könnte. Oder den Eltern (und Lehrern) aufzeigt, wo ihre Erziehung mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|