WAZ: Kriminelle Vereinigung
- Kommentar von Alfons Pieper
Geschrieben am 09-05-2006 |
Essen (ots) - Zugegeben, die Diskussion über die Stasi findet zurzeit fast ausschließlich in Berlin statt. Aber das täuscht doch nicht darüber hinweg, dass der Staatssicherheitsdienst der DDR und seine Methoden ein gesamtdeutsches Problem darstellen. Dazu gehören auch Diskussionen über die PDS, die Nachfolgepartei der SED. Denn in deren Auftrag arbeiteten Mielkes Genossen. Sie verstanden sich als Schwert und Schild der Partei. Auch das ist richtig: Die PDS- Abgeordneten sind demokratisch gewählte Mitglieder des Bundestages, aber das allein macht sie noch nicht zu Demokraten.
Die Stasi, sagt der Leiter der Stasi-Gedenkstätte Höhenschönhausen, Hubertus Knabe, war eine verbrecherische Organisation. Knabe empört sich zu Recht darüber, wie eine Diktatur und ihr Unterdrückungsapparat schön geredet werden sollen. Motto: Es war doch alles nicht so schlimm.
Es ist ungeheuerlich, dass die politische Klasse es sich gefallen lässt, dass sich ehemalige Stasi-Mitarbeiter, die andere gequält und drangsaliert, Freunde und Familienmitglieder gegeneinander ausgespielt haben, heute als Opfer gebärden. Dabei waren sie Täter und verhöhnen durch ihre dreisten Auftritte die Opfer.
Natürlich war auch in der Bundesrepublik nicht alles richtig und alles gut. Auch im Westen gab es Unrecht. Aber man konnte sich dagegen wehren, sich verteidigen, ohne dass man deswegen im Gefängnis landete. Die Bundesrepublik war ein demokratischer Staat, die DDR war eine SED-Diktatur.
Es geht nicht um Rache, es geht um Recht und Gerechtigkeit. Und es verschlägt einem die Sprache, wenn man erlebt, wie ein zahlenmäßig nicht so kleines Umfeld um die Stasi-Veteranen durch beredtes Schweigen Sympathien für sie erkennen lässt. Was der PDS- Ehrenvorsitzende Modrow gesagt hat, dass nämlich der Westen eine Mitschuld an den Mauertoten trage, ist eine Unverschämheit. Hier wird Geschichte verdreht. Und manche Stimme aus der SPD sollte lieber schweigen. Der Rechtsstaat gewährt selbst denen, die ihn bekämpfen, alle Rechte. Er ist kein Racheengel. Und das zeichnet ihn aus, das macht ihn stark. Diese Stärke versuchen die alten Stasi- Kameraden als Schwäche zu ihren Gunsten auszulegen. Das dürfen wir ihnen nicht gestatten.
Wem das alles nicht reicht, schaue sich den Film Das Leben der anderen an. Der Streifen demonstriert, wie eine Diktatur funktioniert, wie skrupellos die Stasi ihre Macht ausübte. Sie war überall präsent und jeder wusste das. Ein Volk, das unter ständiger Beobachtung stand. Die Opfer wären längst zur Versöhnung mit den Tätern bereit. Allerdings müssten die Täter dann irgendwie auch Einsicht zeigen, Reue oder ein Eingeständnis von Schuld. Aber davon ist bisher nichts zu sehen, nichts zu hören. Stattdessen läuft die Ostalgie-Welle. 17 Jahre nach dem Fall der Mauer ist das ein deprimierendes Urteil.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
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