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Südwestrundfunk (SWR) Programmhinweise für Freitag, 18.01.08 (Woche 3) und Samstag, 19.01.08 (Woche 4)

Geschrieben am 17-01-2008

Baden-Baden (ots) - Freitag, 18. Januar 2008 (Woche 3)/17.01.2008

22.00 Nachtcafé
Gäste bei Wieland Backes
Die 68er - Vom Aufbruch zur Altlast?

Kaum eine Generation hat unsere Gesellschaft so verändert und
geprägt wie die 68er. Gestartet als Vorkämpfer einer kritischen
Auseinandersetzung mit der NS-Zeit, ging es schnell um alles: die
Abrechnung mit bürgerlichen und überkommenen Moralvorstellungen, für
einen freien Zugang zur Bildung für alle und nicht zuletzt um ein
neues Modell, wie Menschen zusammen leben und lieben können -
jenseits eines konservativen Familienbildes. Die Sprüche sind heute
noch in aller Munde: "Wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon
zum Establishment" oder "Unter den Talaren der Muff von tausend
Jahren". Während viele noch heute an die Ideale von damals glauben,
ist es 40 Jahre danach an der Zeit Bilanz zu ziehen: Sind nicht
wenige beim Marsch durch die Institutionen selbst zum Teil des
Systems geworden? Haben die 68er tatsächlich die Gesellschaft so
nachhaltig verändert, wie viele gern glauben machen wollen? Sind sie
als Generation noch relevant? Oder sind die Vorkämpfer von einst
womöglich zu den Blockierern von heute geworden?

Die Gäste:
Krista Sager war eine junge 68erin, die schon mit 14 Jahren politisch
aktiv war, angezettelt durch Konflikte im Elterhaus. Ihr Weg von der
Sozialistischen Studentengruppe bis an die Spitze der Grünen
Regierungsfraktion steht im Geist der Ideale der 68er. Vorwürfe, dass
klassische Werte, notwendige Familienstrukturen und umfassende
Bildung durch die angeblichen Kämpferideologien zerstört wurden,
weist sie entschieden zurück. "Man kann die 68er doch nicht für alles
verantwortlich machen."

Das sieht Hans Olaf Henkel ganz anders, für ihn sind die 68er eine
klare Altlast. Der langjährige IBM-Manager und BDI-Vorsitzende gibt
den 68ern die Schuld an der aktuellen PISA-Misere und an anderen
gesellschaftlichen Missständen. Hans Olaf Henkel sieht als Verfechter
des Bürgertums heute mehr denn je die Notwendigkeit, den seiner
Meinung nach offensichtlichen Linksruck in Deutschland zu bekämpfen
und alte Werte und Sekundärtugenden wie Fleiß und Disziplin wieder in
den Vordergrund zu rücken: "Für mich sind die Langzeitfolgen der 68er
heute noch zu spüren."

Verklemmte Moralvorstellungen trieben den Regisseur und
Schriftsteller Rosa von Praunheim an, mit Mitteln der Kunst zu
protestieren. Als schwuler Mann hat er selbst die positiven
gesellschaftlichen Auswirkungen der 68er erlebt. Seine Aktivitäten
brachten einen starken Schub für die internationale Schwulenbewegung.
Zudem fühlte er sich auch damals wie heute solidarisch mit den
gleichermaßen unterdrückten Frauen. "Schwule wurden bis dahin in
ihrer Sexualität ebenso unterdrückt wie Frauen."

Von der Emanzipationsbewegung der 68er profitiert heute die
37-jährige Autorin Katja Kullmann. Sie ist Teil der ersten
Generation, die die gesellschaftlichen Freiräume barrierefrei
ausleben kann: So gehören Patchwork-Familien mittlerweile zum Alltag,
die Ehe als Wirtschaftsgemeinschaft hat nach Katja Kullmann
"ausgedient", und die Frau als Heimchen am Herd gilt als unsexy.
Viele ihrer Zeitgenossen wüssten es jedoch gar nicht mehr zu
schätzen. "Wir Frauen haben es teilweise versäumt, den Geist der 68er
weiter auszubauen."

Das Leben des Politik-Professors Gerd Langguth ist ein klarer
Gegenentwurf zu den typischen 68ern: So stellte er sich bereits zu
Studentenzeiten gegen die Reformer, trat in den "Ring
Christlich-Demokratischer Studenten" ein und geriet als erklärter
Feind der Revoluzzer oft mit ihnen in handfeste Konflikte. Mit der
gleichen klaren politischen Gesinnung saß der frühere
RCDS-Vorsitzende später für die CDU im Bundestag. "Die linken 68er
wollten die Universitäten übernehmen, da musste ich doch etwas
dagegen tun."

Als 68er Kind des Aktionskünstlers HA Schult wuchs Kolin Schult
zwischen Kinderladen und Kommune auf. Es herrschte ein Hauen und
Stechen, die Erzieher sahen dabei zu. Zu Hause war sexuelle Freiheit
im Kommuneleben Pflicht. Er musste hungern, während sich die
Erwachsenen der freien Liebe hingaben. Heute setzt er sich auf seine
Art als Filmemacher mit seinen Kindheitserlebnissen auseinander. "Den
68ern ging es nicht darum, Macht abzuschaffen, sondern sie wollten
sie selbst übernehmen."

Der Unternehmer Bernd Lunkewitz fehlte Mitte der 60er Jahre als
bekennender Marxist und Maoist auf keiner Demo. In vollem Einsatz für
die Sache wurde der "Che von Kassel" sogar angeschossen. Doch Anfang
der 70er Jahre wechselte der heute 60-Jährige desillusioniert das
Lager und entdeckte den Kapitalismus, um Immobilienspekulant und
Millionär zu werden. Später kaufte er den Aufbau-Verlag und ist
seitdem Verleger. Egal, was Bernd Lunkewitz beruflich machte, immer
sah er sich den Werten der 68er verpflichtet, auch wenn er schon
einräumt, dass "der Lunkewitz von heute sicher ein anderer ist, als
der von damals."

An der Bar:
Rudi Marek Dutschke ist der Sohn des bekanntesten Studentenführers
der 68er, Rudi Dutschke. Seinen Vater lernte er nie kennen, dieser
starb drei Monate vor seiner Geburt. Als Marek um die
Jahrtausendwende aus den USA nach Deutschland kam, um selbst
politisch aktiv zu werden, bemerkte der 27-Jährige die schwere Bürde
des geschichtsträchtigen Namens. "Mein Vater hat Deutschland im
Nachhinein etwas positiver gemacht."

Freitag, 18. Januar 2008 (Woche 3)/17.01.2008

23.30 Nachtkultur
Die Kultur-Illustrierte
Moderation: Markus Brock

unter anderem mit folgenden Themen:
Muse oder Femme fatale? - Jeanne Moreau wird 80
Zwischen Öl und Lachsen - die europäische Kulturhauptstadt Stavanger
Ein Meister präsentiert sich selbst - Gerhard Richter im Museum
Frieder Burda
Ein Virtuose der deutschen Sprache - der Schriftsteller Bodo
Kirchhoff erhält die Carl-Zuckmayer-Medaille

Samstag, 19. Januar 2008 (Woche 4)/17.01.2008

22.20 Frank Elstner: Menschen der Woche

Michael Schanze
Der TV-Star macht wieder Theater. Vom 25. Januar bis zum 24. März
wird Michael Schanze in dem Stück "Kunst" zu sehen sein. Darin spielt
der Entertainer den Kunstliebhaber Serge, der sich ein "Meisterwerk"
kauft - ein komplett weißes Bild! Michael Schanze freut sich mal
wieder auf der Bühne in Stuttgart zu stehen.

Andreas Kieling
Die Welt ist im Eisbärenfieber! Gerade kam im Nürnberger Tierpark ein
süßes Eisbärenbaby auf die Welt und alle wollen es sehen. Andreas
Kieling ist der erfolgreichste deutsche Tier- und Bärenfilmer. Der
gelernte Förster schaffte es als einer der wenigen Menschen, den
Eisbären im arktischen Packeis ganz nahe zu kommen.

Reinhold Messner
Am 11. Januar verstarb Sir Edmund Hillary, dem 1953 die
Erstbesteigung des Mount Everest gelang. 25 Jahre später schaffte
Reinhold Messner den Gipfel ohne künstlichen Sauerstoff. Reinhold
Messner bewundert Hillary nicht nur als Bergsteiger sondern auch für
sein soziales Engagement für das Volk der Sherpas am Mount Everest
und pflegt sehr persönliche Erinnerungen an ihn. Gemeinsam mit
Hillary hat er dafür gekämpft, den Mount Everest vor zu viel
Tourismus und Umweltverschmutzung zu bewahren. 1979 rettete er
Hillarys Sohn Peter in den Bergen das Leben.

Peter Horton
Als Kind war er Mitglied der Wiener Sängerknaben und studierte danach
Gesang in Stuttgart, sowie in Berlin, Rio de Janeiro und Cordoba
Gitarre. Als Gastgeber seiner Musiksendereihen "Café in Takt",
"Hortons Kleine Nachtmusik" und "Hortons Bistro" schrieb er ein Stück
deutscher Fernsehgeschichte.

Bernhard Stitz
Vor rund 20 Jahren kam seine Mutter, eine sparsame Frau, mit einer
Decke aus Alpakawolle von einer Kaffeefahrt zurück. Der Preis: 600
Mark, der Wert: 60 Mark. Seither versucht Bernhard Stitz, Polizist
aus Flensburg, auch bekannt als "Kaffeefahrten-Schreck", den
Organisatoren dieser meist illegalen Verkaufsveranstaltungen das
Geschäft zu vermiesen und Teilnehmer aufzuklären.

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Ursula Foelsch, Tel. 0 72 21 /
9 29 - 22 85.

Originaltext: SWR - Südwestrundfunk
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/7169
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_7169.rss2


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