Teurere Lebensmittel: Neuer Megatrend auf den Weltagrarmärkten
Geschrieben am 17-01-2008 |
Berlin (ots) - Lebensmittel zu Schleuderpreisen werden künftig die Ausnahme sein. Der Preistrend bei Agrarprodukten zeigt nach oben. Zwar werden sich die hohen Steigerungsraten des vergangenen Jahres nicht fortsetzen. Aber eine weitere moderate Aufwärtsentwicklung wird die vor uns liegende Dekade bestimmen. Das erklärte Prof. Harald von Witzke von der Berliner Humboldt-Universität vor der Presse in Berlin. "Immer mehr Menschen müssen ernährt werden, und immer mehr davon können sich eine bessere Ernährung leisten. Hinzu kommt die Flächenkonkurrenz durch nachwachsende Rohstoffe", begründete der Experte für internationalen Agrarhandel und Entwicklung seine Prognose. Im Auftrag des Industrieverbands Agrar e. V. (IVA) hatte er die Entwicklungstendenzen auf den Weltagrarmärkten untersucht.
Mehr zu ernten ist die große Herausforderung für die Landwirtschaft. In diesem Zusammenhang kritisierte Hans Theo Jachmann, Präsident des IVA, die innovationsfeindliche Politik Europas im Pflanzenschutz. Sie werde nicht nur für die heimischen Landwirte große Probleme aufwerfen. Europa sei das weltweite Kompetenzzentrum im Pflanzenschutz. "Wenn die Weiterentwicklung des Pflanzenschutzes hier behindert wird, trifft die Blockade die Erzeuger in aller Welt."
Die steigenden Agrarpreise befreien die Landwirte aus der Tretmühle der letzten 150 Jahre. Die Schattenseite dieser Entwicklung spüren die armen Länder. "850 Millionen Menschen sind heute mangelernährt oder hungern; das sind mehr als in den 1980er und 1990er Jahren. Und immer noch kommen pro Jahr vier Millionen hinzu", so von Witzke.
Die zusätzlich benötigten Nahrungsmittel müssen überwiegend auf dem heute schon bewirtschafteten Land erzeugt werden. Nur noch rund fünf Prozent beträgt die Flächenreserve weltweit. Was darüber hinaus kultiviert würde, würde sich nicht mit dem Klimaschutz vertragen. "Die Brandrodung tropischer Regenwälder macht 18 Prozent des anthropogenen Klimaeffekts aus. Sie sollte daher möglichst vermieden werden" erklärte von Witzke.
Durch Intensivierung können noch erhebliche Produktionsreserven mobilisiert werden. Neben leistungsfähigen Sorten spielen bessere Düngung und der Schutz der Ernten eine große Rolle für die Ertragssteigerung. "Rund 50 Prozent der potenziellen Ernten gehen durch Schädlinge und Krankheiten verloren", so von Witzke. "Fast die Hälfte dieser Verluste kann durch Pflanzenschutz-Maßnahmen vermieden werden."
Gute Aussichten also für die Pflanzenschutz-Industrie, sollte man meinen. Trotzdem sehen die europäischen Unternehmen mit Sorge in die Zukunft. Von den weltweit noch sechs forschenden Firmen haben drei ihre Zentrale in Deutschland und der Schweiz. Sie halten allein 50 Prozent Anteil am Weltmarkt für Pflanzenschutzmittel. Noch höher ist ihr Beitrag zur Innovation im Pflanzenschutz. Etwa 70 Prozent der Investitionen in Forschung und Entwicklung werden durch diese drei getätigt.
Der Innovationsmotor könnte ins Stottern geraten. Brüssel will seine bereits weltweit strengsten Anforderungen an Pflanzenschutzmittel weiter verschärfen. Bis zu zwei Drittel der heute eingesetzten Substanzen könnten dann vom Markt verschwinden. Es sind Stoffe, die seit Jahren von den Landwirten ohne Risiko für Mensch und Umwelt eingesetzt werden.
Die Auswirkungen der neuen Brüsseler Verordnung wären prekär. Hunderte von Schädlingen und Krankheiten könnten nicht mehr kontrolliert werden. Hohe Ernteverluste und Qualitätseinbußen wären die Folge. Neue Wirkstoffe zu finden, würde durch die künftige Pflanzenschutzpolitik noch schwieriger als heute schon. Neue Anbieter außerhalb Europas können kurzfristig nicht in die Bresche springen. Pflanzenschutz-Forschung stellt höchste Ansprüche an Zeit, Kapital und vor allem Wissen.
"Europas Verbraucher haben durch die neue Pflanzenschutzpolitik kein Mehr an Sicherheit", erklärte Jachmann dazu. "Diese Politik blockiert aber die Nutzung und Weiterentwicklung des Pflanzenschutzes in vielen Regionen der Welt. So entsteht ein zusätzlicher Treibsatz für Preissteigerungen bei Nahrungsmitteln. Wir appellieren an die Politik, diese Konsequenz im Auge zu haben, wenn die Abstimmungen über die Pflanzenschutz-Novelle anstehen."
Der Industrieverband Agrar e. V. mit Sitz in Frankfurt am Main ist der Zusammenschluss von Unternehmen der agrarchemischen und agrarbiologischen Industrie in Deutschland. Zu den Geschäftsfeldern der 44 Mitgliedsunternehmen gehören Pflanzenschutz, Pflanzenernährung, Schädlingsbekämpfung und Biotechnologie.
Originaltext: Industrieverband Agrar e.V. Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/16070 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_16070.rss2
Pressekontakt: Industrieverband Agrar e. V., Pressestelle Hannelore Schmid Tel.: +49 69 2556-1249 oder +49 177 8772222 Fax: +49 69 2556-1298 E-Mail: schmid.iva@vci.de www.iva.de
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