Westfalenpost: Global, normal, brutal
Geschrieben am 18-01-2008 |
Hagen (ots) - Die Industrie-Karawane zieht weiter Von Bodo Zapp Eines ist unstrittig: Von der Globalisierung, dem Verschwinden von Grenzen und Zollschranken, profitieren viele. Auch die deutsche Wirtschaft. Das ist jedoch überhaupt kein Trost für Menschen, die wegen dieser neuen Offenheit gerade ihren Arbeitsplatz verlieren. Was bei Nokia in Bochum passiert, haben andere auch schon erlitten, und vielen Arbeitnehmern stehen Enttäuschung und Empörung noch bevor. Die Industrie-Karawane zieht weiter, in gelobte Förderländer. Auf der Strecke bleiben Menschen, denen man nicht verargen kann, wenn sie von den Gesetzen der Marktwirtschaft nichts mehr hören wollen, die sich schlicht verschaukelt fühlen. Brutalstmögliche Mitnahme aller finanziellen Vorteile ist - leider - normal bei Konzernen, deren Manager sich allein den Aktionären und dem Börsenkurs verpflichtet fühlen, denen regionale Bindung nur so lange etwas bedeutet, wie sie besten Gewinn verspricht. Das kann man zu Recht beklagen, darüber kann man sich - wie die Politiker - vor Mikrofonen und Protestpublikum aufregen, die einmal beschlossene Abwanderung wird man aber nicht stoppen können. So ist die Wirtschaftswelt, so ist die groß gewordene EU, nur traut sich kaum jemand, seine Ohnmacht offen zu zeigen. Was hierzulande mit großer Selbstverständlichkeit praktiziert wurde, Firmenanwerbung mit Hilfe üppiger Subventionen, machen jetzt andere. Da müssen die Zig-Millionen nicht einmal direkt in die Unternehmenskassen fließen. Ein dichtes Geflecht von "Strukturhilfen", verbunden mit Lockvogel-Niedrigsteuern, ist wirksam genug. Wer das als unanständig anprangert, hätte besser früher tiefer nachgedacht. Und bei der fortwährenden EU-Erweiterung nicht nur "prima" gerufen. Verzichtbereite deutsche Belegschaften können nicht annähernd mit dem Lohnniveau etwa in Rumänien mithalten. Wo der Gewinnsache auf Dauer auch nicht zu trauen ist. In der Ukraine lassen sich supergünstig Massenartikel herstellen. Und ist die Produktion in Vietnam oder Kambodscha nicht noch kostengünstiger? Im Wettlauf um Billig-Fabriken kann Deutschland nicht mithalten. Um so wichtiger und dringlicher ist es, in die Entwicklung hochwertiger neuer Produkte, in Bildung und Wissenschaft zu investieren. Wenn wir auch künftig unseren Lebensstandard halten wollen, müssen wir besser sein als die Konkurrenz in den Ländern, die endlich ihren Teil vom großen Wirtschaftskuchen haben wollen. So zu tun, als sei die Schreckenssache Nokia völlig überraschend gekommen, als habe man nie etwas vom satten Heuschrecken-Futter im Osten gehört, ist zu billig.
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