Commerzbank: Börsenbericht für die Woche vom 21. bis 25 .Januar 2008
Geschrieben am 21-01-2008 |
Frankfurt (ots) - Nachdem die ersten beiden Wochen schon für einen Fehlstart an den Weltbörsen sorgten, ging es in der letzten Berichtswoche nochmals deutlich bergab. Die internationalen Aktienmärkte erleben derzeit eine ihrer bisher schwächsten Jahreseröffnungen. Deutsche Standardwerte gaben letzte Woche um über 5% nach, die Marktkapitalisierung der 30 größten deutschen Unternehmen schmolz seit Jahresbeginn um über 65 Milliarden Euro. Aufgrund der anhaltenden US-Rezessionsdiskussion sowie immer neuen Abschreibungen aus dem Finanzsektor konnten sich auch die übrigen Märkte dem negativen Sog nicht entziehen. Der EuroStoxx50 lag im Wochenvergleich mit 5,5% im Minus, ähnlich lief es bei US-Werten des S&P 500 (minus 5,4%).
Auch in der 3. Woche des Jahres setzte sich die Rallye am Rentenmarkt fort. Der für den deutschen Rentenmarkt richtungsweisende Bund Future stieg um 80 Basispunkte auf 116,25 Punkte. Seit Jahresbeginn konnte damit bereits ein Anstieg von 314 Basispunkten verzeichnet werden. Die Rendite von 10-jährigen Bundesanleihen sank im Wochenvergleich um 11 Basispunkte auf 3,97% und notierte damit erstmals seit September 2004 wieder unter 4%. 10-jährige US-Staatsanleihen rentierten zum Wochenschluss mit 3,63% gegenüber 3,78% am Freitag der Vorwoche. Gestützt wurden die Rentenmärkte einerseits durch schwache Konjunkturdaten und Stimmungsindikatoren. So war die Industrieproduktion im Euroraum im November rückläufig und der ZEW-Index in Deutschland fiel auf -41,6 Punkte, den tiefsten Stand seit Januar 1993. Auch aus den USA ist wenig Positives zu berichten. So waren die Einzelhandelsumsätze im Dezember entgegen den Erwartungen rückläufig und die Industrieproduktion stagnierte. Der Philadelphia Fed Index, der die Aktivität der Wirtschaft in der Region misst, fiel auf -20,9 Punkte, den tiefsten Stand seit Oktober 2001. Das Verbrauchervertrauen, das von der Universität Michigan erhoben wird, hat sich allerdings entgegen den Erwartungen im Januar etwas aufgehellt. Andererseits wurden die Rentenmärkte erneut von Aussagen aus US-Zentralbankkreisen gestützt. So zeichnete US-Notenbankpräsident Bernanke bei seiner Rede vor dem Kongress am vergangen Donnerstag ein düsteres Konjunkturszenario und bestärkte die Erwartungen bevorstehender US-Leitzinssenkungen. Die Flucht in sichere Staatsanleihen setzte sich somit fort und die gestiegenen US-Zinssenkungserwartungen führten zu einem steileren Verlauf der Zinsstrukturkurve.
Nach der Fülle wichtiger US-Konjunkturdaten in der letzten Woche wird sich der Fokus der Anleger in dieser Woche wieder auf die Veröffentlichungen im Euroraum richten. Dort werden vor allem die Stimmungsindikatoren im Mittelpunkt stehen, die den Abwärtstrend der letzten Monate fortsetzen dürften. Die Angst vor einer Rezession in den USA wird auch die Unternehmen und Verbraucher im Euroraum nicht kalt lassen. Entsprechend werden die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor im Euroraum sowie der ifo-Geschäftsklimaindex in Deutschland eine weitere Stimmungseintrübung zeigen.
Zudem dürften die Auftragseingänge in der europäischen Industrie vom November Beachtung finden, die einen Hinweis auf die zu erwartende Produktionstätigkeit geben werden. In den USA sollten einzig die Daten zu den Verkäufen bestehender Häuser im Dezember größere Aufmerksamkeit finden. Nach den enttäuschenden Immobilienmarktdaten der letzen Woche ist allerdings nicht mit einer Entspannung der Situation zu rechnen. Die Ereignisse der nächsten Woche dürften den Rentenmarkt erneut stützen. Im Euroraum ist nach schlechten Konjunkturdaten damit zu rechnen, dass allmählich größere Zinssenkungserwartungen aufkommen werden, was vor allem die Kurse am kurzen Ende der Zinsstrukturkurve stützen dürfte und sich entsprechend in einem steileren Verlauf derselben widerspiegeln sollte. Am morgigen Dienstag steht in Japan die Leitzinsentscheidung auf der Agenda, wir rechnen jedoch nicht damit, dass die Notenbank an der Zinsschraube drehen wird.
Auf der Unternehmensseite rissen die Negativnachrichten letzte Woche nicht ab - die US-Berichtssaison ist in vollem Gange, und die Auswirkungen der Subprimekrise werden immer deutlicher. So traf es v.a. die Finanzwerte mit voller Wucht. Merrill Lynch ist nach einem Rekord-Quartalsverlust von rund 10 Mrd. $ auch im Gesamtjahr 2007 tief in die roten Zahlen gerutscht und muss wegen der Kreditkrise nochmals 11,5 Mrd. $ abschreiben. Citigroup vermeldete einen Verlust von 9,8 Mrd. $ im 4. Quartal und schreibt rund 18 Mrd. $ für Engagements im Subprime-Segment ab. Auch der Kurssturz der Hypo Real Estate dürfte in Erinnerung bleiben - Innerhalb weniger Minuten verlor der im Dax gelistete Immobilienfinanzierer gut zwei Milliarden Euro an Wert, da das Unternehmen weit stärker in die US-Kreditkrise verwickelt ist als bisher angenommen. Ein 37-prozentiger Abschlag ist einer der größten Kursstürze, den es je im deutschen Leitindex gab. Zuvor hatte das Unternehmen mitgeteilt, dass es sein US-Wertpapierportfolio mit 390 Millionen Euro auffangen musste.
In der laufenden Woche berichten 5 Dow-Jones-Unternehmen sowie weitere 85 Unternehmen aus dem S&P 500 über das abgelaufene Quartal. Wurde laut Daten von First Call zu Beginn des 4. Quartals noch mit einem Gewinnanstieg von +11,5 gerechnet, ist die Rate inzwischen auf -11% gefallen. Da eine wesentliche Trendumkehr auch in den nächsten Tagen nicht zu erwarten ist, blicken wir mit Vorsicht auf die bevorstehende Zahlenflut.
Auch für diese Woche bleiben wir weiter pessimistisch, was der heutige Handelsverlauf bisher bestätigt. Die Aktienmärkte sind in keiner stabilen Verfassung, die Kreditkrise fördert immer weitere Milliardenlöcher zutage und lässt Rezessionsängste wachsen. Trotz der Ausverkaufsstimmung und dadurch möglichen kurzfristigen Zwischenerholungen hat sich das Gesamtbild nicht verändert - wir bleiben daher weiter vorsichtig und defensiv aufgestellt. Die Gewinnrevisionen im Markt tendieren weiterhin abwärts, und das wird voraussichtlich noch anhalten, solange die Geschäftsklimaindikatoren rückläufig sind. Das Risiko, dass dieser "zyklische Gegenwind" kurzfristig noch erhalten bleibt, ist hoch. Das wird zunächst auch noch eine Wende zum Besseren beim Gewinnsentiment (Gewinnrevisionen) verhindern und die Präferenz für Aktien mit hoher "Gewinn-Visibilität" und unterdurchschnittlichem Risiko (liquide Large Caps) hoch halten. Es ist verglichen mit früheren ähnlichen Krisenphasen vergleichbar, dass zunächst die Vorsicht regiert und Erwartungen zurückgenommen werden, bevor nach einer Stabilisierung der Rahmenbedingungen dann relativ abrupt wieder eine Umkehr zu mehr positiven Revisionen und Risikobereitschaft einsetzt.
Technisch betrachtet stellte sich der Dax trotz der allgemein schwachen Stimmung noch relativ stabil dar. Auch wenn die Unterstützungsmarke von 7.400 Punkten in der abgelaufenen Woche gebrochen wurde, sieht das Bild nicht so dramatisch aus, wie bei den US-Märkten. Dass sich der deutsche Markt dem negativen Sog auf Dauer nicht entziehen kann, zeigt der heutige Handelstag. Nachdem die Unterstützungen bei 7.200 und 7.040 Punkten gerissen wurden, droht nun ein Abrutschen bis zur langfristigen Trendlinie im Bereich von 6.800 Punkten. Privatanlegern wird die Aktie von Veolia zum Kauf empfohlen.
Disclaimer
Für die Erstellung dieser Ausarbeitung ist das Geschäftsfeld Privat- und Geschäftskunden (ZPK) der Commerzbank AG verantwortlich. Die Commerzbank AG, Frankfurt am Main, unterliegt der Aufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin).
Diese Ausarbeitung richtet sich ausschließlich an Personen mit Wohnsitz in Deutschland und dient ausschließlich Informationszwecken. Sie stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Die enthaltenen Informationen und Angaben wurden von dem Geschäftsfeld Privat- und Geschäftskunden (ZPK) der Commerzbank AG sorgfältig recherchiert und zu eigenen Zwecken verarbeitet. Diese Ausarbeitung ist mit größter Sorgfalt bearbeitet worden. Die Angaben beruhen auf Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität wir aber keine Gewähr übernehmen können. Es besteht keine Garantie, dass etwaig aufgezeigte Zukunftsszenarien tatsächlich eintreten werden. Diese Ausarbeitung soll eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung oder Mitteilung hierüber ändern. Die in der Vergangenheit gezeigte Kursentwicklung von Finanzinstrumenten erlaubt keine verlässliche Aussage über deren zukünftigen Verlauf. Eine Gewähr für den zukünftigen Kurs, Wert oder Ertrag etwaig in dieser Publikation genannter Finanzinstrumente oder deren Emittenten kann daher nicht übernommen werden.
©2008; Herausgeber: Commerzbank Aktiengesellschaft, Kaiserplatz, 60261 Frankfurt am Main. Diese Ausarbeitung oder Teile von ihr dürfen ohne Erlaubnis der Commerzbank weder reproduziert, noch weitergegeben werden.
Originaltext: Commerzbank AG Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6676 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6676.rss2 ISIN: DE0008032004
Pressekontakt: Commerzbank AG Zentraler Stab Konzernkommunikation -Presse- Telefon: 069/136-22830 Telefax: 069/136-29955 Email: pressestelle@commerzbank.com
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
115305
weitere Artikel:
- Marco Graffitti wird zum 1. Februar 2008 Segmentvertriebsleiter Wirtschaftspresse in der Unit DPV Gruner + Jahr Hamburg (ots) - Marco Graffitti, 39, wird zum 1. Februar 2008 als Segmentvertriebsleiter Wirtschaftspresse in der Unit DPV Gruner + Jahr auf Peider Bach folgen, der innerhalb von Gruner + Jahr als Geschäftsführer zum Entertainment Media Verlag nach München gewechselt ist. Der Diplomkaufmann Marco Graffitti begann seinen Berufsweg beim Pressegrossisten PVN in Hamburg, bevor er 2001 als Stellvertretender Vertriebsleiter STERN zu Gruner +Jahr wechselte. 2002 kehrte er zum Heinrich Bauer Verlag zurück und übernahm dort zuletzt als Absatzleiter mehr...
- WAZ: Kannegiesser spricht sich im Zusammenahng mit Nokia für freie Standortwahl von Unternehmen aus Essen (ots) - Martin Kannegiesser, der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, spricht sich mit Blick auf die geplante Schließung des Nokia-Werkes in Bochum gegen gesetzliche Regelungen aus. "Die Forderung nach gesetzlichen Hürden gegen Werksschließungen oder Verlagerungen sind aus der Wut des Augenblicks nachempfindbar, stiften aber leider mehr Schaden als Nutzen", sagte er der in Essen erscheinenden "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (WAZ), Dienstagausgabe. Kannegiesser sprach sich zugleich für eine freie Standortwahl von mehr...
- Advocard gibt Wechsel im Vorstand bekannt / Oliver Brüß wird neues Vorstandsmitglied beim Hamburger Rechtsschutzversicherer - Onno Denekas wechselt zur AMB Generali Services GmbH Hamburg (ots) - - Querverweis: Bildmaterial ist abrufbar unter http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs - Der Diplom-Betriebswirt Oliver Brüß (42) wurde mit Wirkung zum 1. Februar vom Aufsichtsrat in den Vorstand der Advocard Rechtsschutzversicherung AG berufen. Brüß kommt von der Volksfürsorge, wo er als Bereichsleiter den Gesamtbereich Marketing verantwortet. Vor seiner Tätigkeit im Marketing hat Brüß den Maklervertrieb der Volksfürsorge neu ausgerichtet. Der 42jährige wechselt damit innerhalb des AMB Generali mehr...
- Freiheit, Effizienz und Einfachheit - FARO präsentiert neues Messsoftwarepaket CAM2 Q auf den Frühjahrsmessen Lake Mary, Florida (ots/PRNewswire) - FARO, Weltmarktführer im Bereich der portablen Koordinatenmessmaschinen (CMM's), stellt auf der METAV, TUBE, Hannover Messe und CONTROL die neue Messsoftware CAM2 Q vor. Siggi Buss, Geschäftsführer von Faro Europe, erklärt: "Wir haben bei CAM2 Q insbesondere die Funktionalität und Schulung weiter entwickelt sowie die Software für jeden Benutzer intuitiver gemacht. Sowohl erfahrenen Messtechnikern als auch erstmaligen Anwendern unserer mobilen Messsysteme gewährt CAM2 Q die volle Kontrolle. Zu beeindrucken mehr...
- Glos: Trotz Börseneinbruch Grund zum Optimismus / "Was erlauben Strunz", N24-Polit-Talk / HEUTE (Montag, 21.01.08), 23:30 Uhr Berlin (ots) - Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) sieht trotz der Einbrüche an den Börsen die deutsche Wirtschaft im Aufschwung. "Die deutsche Wirtschaft ist nach wie vor auf einem Wachstumspfad", sagte Glos am Montag in der N24-Talksendung "Was erlauben Strunz" und fügte hinzu, die Kursstürze seien "eine Krise der Banken und des Geldes." Die deutschen Banken hätten aber offenbar weniger Leichen im Keller als manche ausländischen Geldinstitute. Panische Reaktionen müssten vermieden werden, betonte Glos. "An der Börse werden mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|