WAZ: Krise an den Börsen: Auf dem falschen Fuß erwischt - Leitartikel von Thomas Wels
Geschrieben am 22-01-2008 |
Essen (ots) - Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, wie ungemütlich es auf dem internationalen Parkett zugeht, dann liegt er jetzt vor. Der Tranquilizer namens Zinssenkung aus den USA zeigt mit Macht: Die US-Finanzkrise hat auf den Rest der Wirtschaft übergegriffen. Und das ist ein ernsthafter Befund.
Die Zinssenkung der US-Notenbank ist als Notbremse für die Börsen gedacht, weil niedrigere Zinsen für Anleger Aktien-Käufe wieder attraktiver im Vergleich zu anderen Geldanlagen machen und so den Kursverfall bremsen helfen. Zudem sollen niedrige-re Zinsen die Amerikaner zum Geldausgeben in die Kaufhäuser treiben, gerne auch auf Pump. Selbiges Ziel hat das US-Konjunkturprogramm von 150 Milliarden Dollar. Bloß: Die Aktien-Anleger sind durch die Bush-Aktion erst aufgeschreckt worden.
Wo Rauch ist, ist auch Feuer. So haben Konjunkturprogramm und Zinssenkung erst das Gespenst der Rezession zum Leben erweckt. Schließlich darf man davon ausgehen, dass Bush und der mächtigste Notenbanker der Welt, Ben Bernanke, wissen, warum sie derart große Werkzeuge aus ihren Instrumentenkästen klauben. Die Börse ist der Handelsplatz der Zukunft, und die Erwartungen in eine Bewältigung der Krise spiegeln sich in den internationalen Börsenbarometern wider: Abwärts ist der Ausdruck für schwindende Hoffnungen.
Wie viel Krise schwappt nach Deutschland? Das ist die Gewinner-Frage, die derzeit keiner beantworten kann. Die Abhängigkeit von den USA ist dank der Euro-Gemeinschaft für deutsche Unternehmen nicht mehr so groß wie sie es einst zu D-Mark-Zeiten war. Allerdings ist auch richtig: Wenn die USA fiebern, hat die Welt Schüttelfrost.
Auch in Deutschland schlummern in den Büchern der Banken jede Menge Risiken aus den US-Immobiliengeschäften. Die exakte Höhe ist noch unbekannt. Wenn Banken sich aber untereinander nicht vertrauen, dann steigt der Zins als Risikoprämie fürs Geldausleihen. Dann wiederum verteuern sich die Investitionen, die Unternehmen mit Krediten bezahlen - mit Folgen für die Auftragsbücher etwa der Maschinenbauer, mit Folgen für die Zahl der Arbeitsplätze.
Wir werden mit dieser Unsicherheit leben müssen. Die Politik allerdings könnte helfen, die Wirtschaft etwas sturmsicherer zu machen: Dazu aber wären mehr, nicht weniger Reformen hin zu flexibleren Arbeitsmärkten nötig. Insofern erwischt diese Krise die Politik auf dem falschen Fuß.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
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