Die Pflegeversicherung in der Krise / DIA-Studie beziffert erstmals konkrete Versorgungslücken
Geschrieben am 23-01-2008 |
Berlin (ots) - Die demografische Entwicklung führt das System der sozialen Pflegeversicherung (SPV) zwangsläufig in die Krise. Deshalb fordert die aktuellste DIA-Studie einen Systemwechsel hin zu einer kapitalgedeckten Eigenvorsorge.
"Ohne grundlegende Reformen wird das System der sozialen Pflegeversicherung (SPV) in den kommenden Jahrzehnten zusammenbrechen." Dessen sind sich die die Autoren der DIA-Studie, Professor Dr. Bernd Raffelhüschen und Dr. Jasmin Häcker (Forschungszentrum Generationenverträge, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg), sicher. Die Ursachen dafür sehen sie im erst 1995 eingeführten Umlageverfahren, das aufgrund des tiefgreifenden demographischen Wandels zum Kollaps führen wird. So ergibt sich aus den Daten des Statistischen Bundesamts (2006), dass im Jahr 2050 auf 100 Erwerbstätige 58,8 Rentner und 26,4 pflegebedürftige Menschen entfallen werden. Zum Vergleich: 2005 standen 100 Erwerbstätigen 30,5 Menschen über 65 Jahre und 7,1 Pflegebedürftige gegenüber.
Beitragssätze bis zu sieben Prozent
Lag der Beitragssatz 2007 noch bei 1,7 Prozent, wird er zum 1.7.2008 auf 1,95 Prozent angehoben. Aufgrund der demographischen Entwicklung wird dieser bis zum Jahr 2020 auf 2,4 Prozent, bis 2035 auf 3,3 Prozent und bis 2055 auf 4,6 Prozent steigen. Berücksichtigt man eine realistische Ausgabensteigerung im Pflegesektor von 2,5 Prozent p.a., müsste der Beitragssatz laut DIA-Studie 2055 nicht 4,6 sondern sogar sieben Prozent betragen.
Magere Renditen
Je älter ein Jahrgang ist, umso stärker profitiert er von der umlagefinanzierten SPV. Bei einem unterstellten Beitragssatz von konstant 1,95 Prozent und gleichbleibendem realen Leistungsniveau erzielt der Jahrgang 1935 eine "Rendite" - das Verhältnis von Beiträgen zu Leistungen - von 33,5 Prozent, die 1945 Geborenen noch 9,7 Prozent, der Jahrgang 1975 sowie die Folgejahrgänge nur noch 3,8 Prozent. Berücksichtigt man aber den über die Zeit steigenden Beitragssatz, wird der Jahrgang 1975 nur noch mit 2,7 Prozent Rendite rechnen können, die 2005 Geborenen beispielsweise mit 1,3 Prozent, der Jahrgang 2010 mit 1,2 Prozent.
Das "Einfriermodell" - Ausweg aus der Krise
Um zu verhindern, dass junge sowie zukünftige Jahrgänge für gleiche reale Pflegeleistungen deutlich höhere Beiträge zu bezahlen haben, ist eine umfassende Reform unausweichlich. Als eine Möglichkeit schlägt die DIA-Studie vor, den Beitragssatz zur SPV bei 1,7 Prozent einzufrieren. Dies bedeutet eine Reduzierung des aktuellen Leistungsniveaus in den einzelnen Pflegestufen auf etwa die Hälfte. Unter der realistischen Annahme, dass im Pflegebereich ein moderater Kostendruck (2,5 Prozent Steigerung p.a.) unvermeidbar ist, läge das Niveau langfristig sogar bei unter einem Drittel und hätte eher den Charakter einer Grundversorgung.
Versorgungslücken bis zu 65 Prozent
In der Übergangsphase behalten die älteren Versicherten weitgehend ihren Leistungsanspruch gegenüber der SPV. Die jüngeren Versicherten sind demgegenüber zwar stärker von den Leistungskürzungen betroffen, haben aber genügend Zeit für den Aufbau einer privaten kapitalgedeckte Zusatzversicherung. Im optimistischen Szenario ("ohne Kostendruck") mit 1,5 Prozent Ausgabensteigerung p.a. besteht für den Jahrgang 1912 eine Versorgungslücke von 2,2 Prozent für den Jahrgang 1937 bereits von 18,8 Prozent bei den 2007 Geborenen von knapp 60 Prozent beim Jahrgang 2022 von knapp 65 Prozent. Bei einem realistischen Kostenanstieg von 2,5 Prozent steigen die Versorgungslücken insbesondere für Jüngere fast auf das Doppelte.
Verpflichtende kapitalgedeckte Pflege(zusatz)versicherung Für die Versorgungslücken haben die Autoren die monatliche Prämienzahlung für eine kapitalgedeckten Pflege(zusatz)versicherung berechnet. In einem Szenario mit einem konstanten Beitragssatz zur SPV von 1,7 Prozent und nur 1,5 Prozent Kostensteigerung p.a. bei den Gesamtpflegekosten läge die monatliche Prämie für 2007 Geborene bei 14,40 Euro, für den Jahrgang 2000 bei rund 15 Euro, für 1980 Geborene bei rund 20 Euro, den Jahrgang 1960 bei 24 Euro. Bei einer realistischer Weise anzunehmenden jährlichen Kostensteigerung von 2,5 Prozent p.a. müsste der Jahrgang 2007 - entsprechend der höheren Versorgungslücke - monatlich eine Prämie von 26 Euro zahlen, 2000 Geborene etwa 27 Euro, der Jahrgang 1980 33 Euro und 1960 Geborene 39 Euro.
Des weiteren wird Max A. Höfer, Geschäftsführer der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) einen auf dieser Studie fußenden Internetrechner vorstellen, mit dessen Hilfe jeder Bürger seine individuelle Rendite, seine Deckungslücke und die dafür erforderliche Zusatzprämie ermitteln kann.
DIA-Sprecher Bernd Katzenstein empfiehlt zur Lösung des Problems eine Versicherungspflicht. "Notwendig ist eine private Versicherungspflicht für die Pflegeversicherung, deren Prämien als Sonderausgaben von der Einkommensteuerschuld abzuziehen sein muss." Den INSM-Pflegerechner finden Sie unter www.insm.de. Die Studie "Die Pflegeversicherung in der Krise" kann unter www.dia-vorsorge.de angefordert werden.
Originaltext: Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/39474 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_39474.rss2
Pressekontakt: Intiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) Jens Walter Tel.: 0221/4981-412 E-Mail: walter@insm.de
Deutsches Institut für Altersvorsorge (DIA) Bernd Katzenstein Tel.: 0221/161 2113 E-Mail: katzenstein@dia-vorsorge.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
115735
weitere Artikel:
- brox und arvato Tochter empolis führen globalen Markt für Informationslogistik in eine neue Dimension Hannover/Stuttgart (ots) - - Neu gegründete Genossenschaft eccenca wird mit zentraler Open Source Plattform für mehr Informationsqualität in Unternehmen sorgen - Beitritt in Eclipse Foundation sichert hohes Entwicklungsniveau durch internationale Community Die Entwicklung eines international gültigen Standards für die Recherche, Aufbereitung und Zusammenführung von geschäftsrelevanten Daten - das ist das Ziel der eccenca eG, die in Kürze gegründet wird. Gründungsmitglieder sind die beiden führenden Anbieter von mehr...
- BDB jetzt mit Doppelspitze / Zentralverband bis 2010 geplant Landsberg (ots) - Lothar Müller, Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel e.V. (BDB), Landsberg, geht im Alter von 63 Jahren in den Ruhestand. Fast 15 Jahre lenkte er die Geschicke des Verbandes. Ab 01. Februar 2008 übernehmen Rechtsanwalt Ralf Kaspar Kemmerling, 47, Geschäftsführer des Verbandes des Westdeutschen Baustoff-Fachhandels e.V., Wuppertal, und Alfred Remy, 49, Geschäftsführer des Verbandes Norddeutscher Baustoffhändler e.V., Hamburg, gemeinsam die Geschäftsführung. Beide leiten ihre Landesverbände mehr...
- ma 2008 P I: welt der wunder mit großem Starterfolg bei der ma-Premiere Hamburg (ots) - Bei der ersten Reichweiten-Erhebung von welt der wunder durch die ag.ma startet das Wissensmagazin aus der Bauer Verlagsgruppe mit einer Gesamtreichweite von 870.000 Lesern sehr erfolgreich. Insbesondere die Männer tragen zum Reichweiten-Erfolg von welt der wunder bei: 520.000 Leser haben das junge Wissensmagazin für sich entdeckt. Damit setzt sich der Aufwärtstrend von welt der wunder nach dem Verkaufserfolg (195.155 durchschnittlich verkaufte Exemplare laut IVW 4/2007) auch in der Reichweitenentwicklung fort. Ralf mehr...
- Sedo Domain-Marktstudie 2007: Handelsvolumen um 60 Prozent gestiegen Köln (ots) - Das Jahr 2007 war für den Domain-Markt geprägt von rasantem Wachstum. Dies geht aus der alljährlichen Studie von Sedo, der weltweit größten Domain-Handelsbörse, hervor. So hat sich das Handelsvolumen um 60 Prozent gesteigert: Wurden im Jahr 2006 noch 30.702.000 Euro für Domains ausgegeben, waren es 2007 bereits 49.136.552 Euro. Grundlage dieser Studie sind die Verkaufszahlen von Sedo. Detaillierte Statistiken und Grafiken sind elektronisch abrufbar unter http://www.sedo.de/presse/Domain-Marktstudie2007.pdf Highlights mehr...
- ma 2008 P I: tv14 ist absoluter Reichweitengewinner - TV Movie plus 14 baut ihren Reichweitenvorsprung aus Hamburg (ots) - Mit einem Zuwachs von 430.000 neuen Lesern ist tv14 der absolute Reichweitengewinner der ma 2008 P I. Das moderne TV-Magazin aus der Bauer Verlagsgruppe erreicht jetzt 5,83 Millionen Leser. Auch Deutschlands reichweitenstärkste Anzeigenkombination TV Movie plus 14 baut mit 11.75 Millionen Lesern ihren Vorsprung laut ma 2008 P I weiter aus (plus 80.000 Leser). Damit werden jetzt 18,1 Prozent der Gesamtbevölkerung erreicht - fast jeder fünfte Bundesbürger. Hamburg, den 23. Januar 2008 Die Bauer Verlagsgruppe ist Europas mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|