Rheinische Post: In Hessen geht es um mehr Kommentar VON SVEN GÖSMANN
Geschrieben am 25-01-2008 |
Düsseldorf (ots) - Er oder sie Hessens Wähler entscheiden dieses Duell gleich zweimal. Für das Land final, zwischen CDU-Ministerpräsident Roland Koch und seiner SPD-Herausforderin Andrea Ypsilanti. Für die Bundesebene vorläufig, zwischen CDU-Kanzlerin Angela Merkel und SPD-Chef Kurt Beck. Weil das so ist, haben wir in Hessen die schärfste Auseinandersetzung seit langem erlebt, die den gleichzeitigen Wahlkampf in Niedersachsen glatt in den Schatten stellte. Mit Koch steht allerdings auch der profilierteste Politiker seiner Generation zur Wahl. Noch keine 50, wirkt er auf seine Gegner wie ein Wiedergänger von Franz Josef Strauß. Deshalb wurde geholzt wie in den Siebzigern. Koch trug mit seinem manchmal schrillen Wahlkampf, der am Ende das alte Strauß-Motiv "Freiheit statt Sozialismus" zitierte, einiges dazu bei. Vom Koch-Zerrbild, das viele von ihm zeichneten, aber auch von der Tatsache, dass manche Hessen (und Journalisten) des seit neun Jahren regierenden Koch überdrüssig sind, profitierte seine Herausforderin. Motto: Ein neues Gesicht soll her fast egal, welches. So muss man Ypsilanti auch als eine Art Äppelwoi-Variante des derzeit in den USA zu bestaunenden Phänomens Barack Obama verstehen: Zwei eigentlich chancenlose Außenseiter versprechen einem schnell gelangweilten Publikum Abwechslung. Da fällt es kaum ins Gewicht, dass die Programme dieser Aufsteiger Soufflés ähneln ein Stich und die Luft ist raus. Sozialdemokrat Wolfgang Clement hat das im Fall Ypsilanti exemplarisch vorgeführt. Gedankt wird es ihm am Montag nach der Wahl wahrscheinlich mit dem Rausschmiss aus der SPD. Nun ist Politik kein Dschungelcamp, auch wenn sich SPD-Fraktionschef Peter Struck gelegentlich so gebärdet. Wähler gehen in ihrem Urteil überlegter vor als Teenager, die zur Gaudi mal eben jemanden telefonisch "raus wählen". Das könnte Kochs Chance sein. Bei der Kompetenz sahen ihn die Wähler in Umfragen bis zum Schluss vor seiner Herausforderin, er bietet dem Industrieland Hessen mit der FDP einen berechenbaren Koalitionspartner das hat er Ypsilanti und ihren schwurbeligen Aussagen über eine Zusammenarbeit mit der Linkspartei voraus. Er gegen sie so lautet auch das Duell auf Bundesebene. Gelingt der SPD der Machtwechsel in Wiesbaden, wäre das ein Triumph für Kurt Beck und seinen Linkskurs. Ein Achtungserfolg Ypsilantis würde Beck immerhin den Spielraum lassen, es weiter so zu probieren. Schafft Koch auf den letzten Metern einen echten Stimmungsumschwung, beschert er der SPD eine Führungs- und Richtungsdebatte. Spiegelbildlich die Situation in der CDU: Ein Sturz Kochs würde die Frage aufwerfen, ob er allein verloren hat oder welchen Anteil das schwache Profil der CDU und ihrer Kanzlerin in der großen Koalition hatte. Koch würde nach Berlin drängen. Es entstünde Unruhe das, was Merkel am wenigsten mag. Jetzt heißt es warten. Noch gut 36 Stunden.
Originaltext: Rheinische Post Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30621 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30621.rss2
Pressekontakt: Rheinische Post Redaktion Telefon: (0211) 505-2303
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
116397
weitere Artikel:
- Rheinische Post: Tariffront verhärtet Kommentar VON DETLEV HÜWEL Düsseldorf (ots) - Die laufende Tarifrunde für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen steht unter keinem guten Stern. Die Fronten haben sich verhärtet. Die Gewerkschaften weisen das Angebot von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) schroff zurück. Er will den etwa 1,3 Millionen Beschäftigten fünf Prozent mehr geben allerdings über zwei Jahre gestreckt und verbunden mit einer Aufstockung der wöchentlichen Arbeitszeit auf 40 Stunden. Die Gewerkschaften fühlen sich provoziert. Ihre Reaktion gehört zwar auch mehr...
- LVZ: zu Regierungskrise in Italien Italiens Niedergang Leipzig (ots) - Von Dominik Straub Blickt man über die Alpen, kommt man unweigerlich ins Grübeln: Nur noch schlechte Nachrichten von Radio Italia. Die Abfallberge, die seit Wochen in Neapels Straßen verrotten. Die marode Alitalia, die von Air France-KLM vor dem sicheren Konkurs gerettet werden muss. Die Millionen Briefe, die seit Monaten nicht zugestellt werden und in einem Post-Verteilzentrum bei Mailand vergammeln. Die Mafia, die mehr Umsatz macht als Fiat, der größte Industriekonzern des Landes. Und nun auch noch die Regierungskrise, mehr...
- Lausitzer Rundschau: Nach dem Rücktritt von Italiens Regierungschef Prodi Neues Recht vor neuer Wahl Cottbus (ots) - Es könnte ein gutes Signal sein, dass sich der Italienische Staatspräsident Giorgio Napolitano fünf Tage Zeit nehmen will, um mit den Vertretern zahlreicher Parteien darüber zu beraten, wie es nach dem Rücktritt von Ministerpräsident Romano Prodi weitergehen soll. Neuwahlen abhalten oder eine Übergangsregierung bilden - zwischen diesen Alternativen muss entschieden werden. Und der Präsident täte gut daran, bei seinem Widerstand gegen einen erneuten Urnengang zu bleiben, den er in jüngster Vergangenheit mehrfach artikuliert mehr...
- Lausitzer Rundschau: Faschingsumzug am Holocaust-Gedenktag Gedankenlosigkeiten Cottbus (ots) - Auschwitz wird immer unser deutsches Thema sein. Die Hauptstadt Berlin hat einen großen Platz in ihrem Zentrum "geopfert", um an den Massenmord zu erinnern. Das ist der ganzen Nation angemessen. Und zum 27. Januar, dem Tag der Befreiung des Massenvernichtungslagers, treffen sich alljährlich die Spitzen des Staates - Regierung, Präsident, Parlament, Ministerpräsidenten und Abgeordnete - um gemeinsam an die Befreiung des Massenvernichtungslagers zu erinnern. Das ist würdig. Doch draußen greift Gedankenlosigkeit um sich. mehr...
- Rheinische Post: Bürokratie-TÜV warnt vor den Erbschaftsteuer-Plänen der Bundesregierung Düsseldorf (ots) - Der Nationale Normenkontrollrat (NKR) hat den Regierungsentwurf zur Erbschaftsteuerreform scharf kritisiert. Er warnte, das Gesetz bringe enorme bürokratische Lasten. Diese Frage habe in der Regierung "keine angemessene Rolle gespielt", beklagte das auch als "Bürokratie-TÜV" bekannte Expertengremium. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe diese Stellungnahme des NKR jetzt offiziell dem Bundesrat zugeleitet, berichtet die "Rheinische Post" (Samstagausgabe). Der NKR äußere darin massive Zweifel an der Angabe der Regierung, mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|