Lausitzer Rundschau: Vor 75 Jahren gelangte Hitler an die Macht Noch lange nicht vorbei
Geschrieben am 29-01-2008 |
Cottbus (ots) - Fünfundsiebzig Jahre sind eine lange Zeit. Ein ganzes Menschenleben liegt zwischen dem Tag, an dem Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt wurde und heute. Ist es da nicht an der Zeit zu sagen, das ist vorbei, und wendet sich anderen Dingen zu? Es ist noch lange nicht vorbei. Denn über die Ursachen und Hintergründe des Übergangs von der Weimarer Republik zu einer brutalen, verbrecherischen Diktatur gibt es mehr Unkenntnis und Legenden als Wissen. Das zeigen Umfragen zum Thema nicht nur unter Jugendlichen. Und je weniger Wissen über Struktur und Ideologie des NSDAP-Staates vorhanden ist, um so leichter haben es Rechtsextremisten mit und ohne Parteibuch, Anhänger zu finden. Denn wer sich mit dem aktuellen braunen Rand der Gesellschaft befasst, stößt unweigerlich auf viele historische Parallelen zum Hitler-Regime. Da ist zum Beispiel das Völkische. Der von den Nazis geprägte Begriff der Volksgemeinschaft, der sich der Einzelne unterzuordnen hat. Die Volksgemeinschaft hat bei der NPD einen festen Platz. Und zur Volksgemeinschaft gehört dabei natürlich nur, wer deutschen Blutes ist. Deutsche mit einem Elternteil aus Afrika oder Asien haben in diesem rassistischen Weltbild keinen Platz, von eingebürgerten Einwanderern, auch in der zweiten Generation, ganz zu schweigen. Vom Rassismus zum aktuellen Antisemitismus der rechtsradikalen Szene ist es nur ein kleiner Schritt. Das reicht vom verschwörerischen Suggerieren einer jüdischen Steuerung und Unterwanderung des Weltkapitalismus und dem Anbiedern an die Machthaber des Mullah-Regimes im Iran bis zu einem offen zur Schau getragenen Hass auf Israel. Manchmal wird sogar offen der Holocaust geleugnet, wie durch den ehemaligen NPD-Anwalt Horst Mahler. Und der Rechtsextremismus von heute ist nicht zu trennen von dem Versuch, die Verbrechen des Dritten Reiches zu leugnen oder wenigstens zu relativieren. Deshalb ist der Friedhof von Halbe, auf dem die Toten der letzten großen Kesselschlacht des Zweiten Weltkrieges liegen, so interessant für das rechtsradikale Heldengedenken. Dass die deutsche Wehrmacht dort zusammen mit Einheiten der Waffen-SS noch einmal erbittert gegen die Rote Armee kämpfte und dabei auch unzählige Zivilisten ums Leben kamen, bietet den Stoff für zynischen Geschichtsrevisionismus. Die deutschen Truppen werden dabei vom Angreifer und gelegentlichen Handlanger beim nationalsozialistischen Völkermord zum Verteidiger Westeuropas gegen den Bolschewismus umetikettiert. Aus Tätern werden Opfer und Helden. Wenn Deutschland aber nicht Schuld wäre am Zweiten Weltkrieg und wenn es die Judenvernichtung gar nicht gegeben hätte, dann könnte man doch ganz unbefangen über die vermeintlich guten Seiten des NS-Staates reden, über Autobahnbau und Mutterkreuz. Damit das nicht passiert, muss man noch lange an die Machtübernahme Hitlers und deren Folgen erinnern.
Originaltext: Lausitzer Rundschau Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_47069.rss2
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