Wiesbadener Kurier: Kommentar zu Italien/Wahlrecht
Geschrieben am 31-01-2008 |
Wiesbaden (ots) - Die mutige Entscheidung des italienischen Staatspräsidenten Napolitano verdient unseren Respekt. Gegen den Druck des politisch wiedererstarkten Mitte-Rechts-Lagers um den früheren Ministerpräsidenten Berlusconi hat sich der erste Mann im Staat gegen eine sofortige Neuwahl des Parlaments entschieden. Das belegt die Ernsthaftigkeit seines Amtsverständnisses und die Grundsätzlichkeit, mit der er die Dauerkrise des italienischen Wahlsystems angeht. Es ist jeden Versuch wert, die Zersplitterung der Parteienlandschaft zu beenden, schon gar gegen einseitige Beeinflussungsversuche. Das Berlusconi-Lager möchte zu gerne von der fragwürdigen Regelung profitieren, wonach die stärkste Fraktion mit einem Bonus in Form der Aufstockung der Mandatszahl auf 340 belohnt wird. Diese Vorschrift ist nicht nur ungerecht, sie hat auch wie der Rücktritt der Mitte-Links-Regierung Prodi gerade erst wieder beweisen hat nicht bewirkt, was sie bewirken sollte: Jeder Regierung die Möglichkeit zu geben, allein oder mit stabilen Partnern über die volle Legislaturperiode zu gehen. Das Hü und Hott in der jüngeren Geschichte hat dem Land nicht gut getan. Nach zwei Reformen einer mit einer Kombination aus Verhältnis- und Mehrheitswahl und der derzeitigen mit dem Bonus und zu niedrigen Prozenthürden haben die Italiener nicht mehr allzu viele Wahl(rechts)möglichkeiten. Eines wie in Deutschland mit einer Fünf-Prozent-Hürde pro Partei könnte die Probleme lösen. Viele der EU-Neumitglieder der großen Erweiterungsrunde haben sich für ein solches Modell entschieden und fahren gut damit. Es wird Zeit, dass das Gründungsland des europäischen Bündnisses nach Jahrzehnten der Instabilität berechenbarer wird. Acht Regierungen allein in den vergangenen zwölf Jahren sprechen eine deutliche Sprache. Berlusconi sollte seine Blockadehaltung gegen ein neues Wahlrecht aufgeben. Letztlich nutzt es auch ihm. Und es gibt angesichts eindeutiger Umfragen keinen Grund anzunehmen, dass der im Falle einer sofortigen Neuwahl vorhergesagte klare Sieg des Mitte-Rechts-Lagers nach der Reform nicht auch zustande kommen sollte.
Originaltext: Wiesbadener Kurier Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/64428 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_64428.rss2
Pressekontakt: Wiesbadener Kurier Melanie Wied Telefon: +49-(0)6131/48-5987 Fax: +49-(0)6131/48-5868 crossmedia@vrm.de
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