Lausitzer Rundschau: Schüler-Befragung zeigt Wissenslücken in DDR-Geschichte Zu große Nähe
Geschrieben am 01-02-2008 |
Cottbus (ots) - Wenig erfreulich war es gewesen, was Berliner Wissenschaftler der Freien Universität Berlin in ihrer Befragung über das DDR-Geschichtsbild zutage gefördert haben. Gerade in Brandenburg, so das Ergebnis, haben die Schüler große Wissenslücken, verklären viele von ihnen die DDR als Sozialparadies. In Nordrhein-Westfalen indes und Bayern, in der damaligen BRD, ist die Ahnungslosigkeit weniger groß. Dieser Ost-West-Unterschied mag auf den ersten Blick erstaunen. Kennen doch Eltern und Lehrer Brandenburger Schüler die ostdeutsche Diktatur aus eigener Anschauung. Sie müssten doch ihren Kindern beziehungsweise Schülern Wissen aus erster Hand vermitteln können. Auf den zweiten Blick jedoch, im Gespräch mit den Schülern über das Thema DDR, erweist sich diese Nähe eher als hinderlich denn als förderlich. Eltern erzählen wenig von ihren Erfahrungen, sagen die Jugendlichen. Es gibt eben Erfreulicheres, was ein Vater oder eine Mutter seinem Kind erzählen kann. Das Gefühl etwa, Mitläufer gewesen zu sein in einer Diktatur mag für viele ebenso unangenehm sein wie die Erinnerung an Repressalien, die jemand erlitten hat, weil er im System aneckte. Über beides zu reden, kostet Überwindung, braucht Offenheit und Ehrlichkeit sich selbst gegenüber. Da ist die Verlockung groß, zu verschweigen und schönzureden. Hinzu kommen die schwierigeren Lebensverhältnisse im Osten auch für Lehrer, die einer Verklärung der DDR Vorschub leisten und einer differenzierten Sicht im Weg stehen. Die Konsequenz aus der Befragung kann deshalb nicht allein die sein, den Lehrplan zu ändern, um der DDR-Geschichte mehr Platz einzuräumen. Brandenburger Lehrer dürfen mit diesem besonderen Kapitel deutscher Geschichte, in dem die meisten von ihnen selbst eine Rolle gespielt haben, nicht im Stich gelassen werden. Sie brauchen Fachberater und Schulung.
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