WAZ: Einfach nur trauern - Kommentar von Ulrich Reitz
Geschrieben am 06-02-2008 |
Essen (ots) - Die kalte, routinierte Maschinenhaftigkeit, das reflexhafte Empörungsritual bei menschlichen Katastrophen, lässt einen dann doch erschaudern. Weshalb können wir nicht erst einmal nur trauern, wenn neun Menschen tragisch sterben? Warum können wir uns nicht erst mal nur freuen über Feuerwehr und Polizei, die Menschenleben gerettet haben?
Anstatt anteilnehmend nur bei den Menschen zu sein, gibt der türkische Botschafter Erklärungen ab, die spalten statt zu versöhnen; wirft Ankaras Erdogan schon das Reizwort "Solingen" in die Politmanege, ohne zu wissen, ob die Todesfälle einen rassistischen Hintergrund haben.
So heizt der türkische Ministerpräsident das ohnehin stürmische Klima an. Und rückt den Einsatz türkischer Ermittler auf deutschem Boden in ein schiefes Licht; er fährt jenen in die Parade, die, wie Schäuble, diesen Vorgang als Normalfall interpretieren möchten, schon um der Entspannung des beiderseitigen Verhältnisses wegen. Wer so vorgeht, will aus Misstrauen politisches Kapital schlagen, anstatt Vertrauen zu schaffen. Dabei wäre genau das in dieser Lage und zur jetzigen Zeit das einzig Richtige.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
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