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Börsen-Zeitung: Den Bogen überspannt Kommentar zu den Diskussionen im Eigentümerkreis der WestLB, von Annette Becker.

Geschrieben am 07-02-2008

Frankfurt (ots) - Es ist nicht außergewöhnlich, dass
Verhandlungsparteien mit widerstreitenden Interessen hart um
Kompromisse ringen. Auch nicht verwunderlich ist, dass die überlegene
Partei gerne mit Nachforderungen Druck zu machen versucht. Doch das,
was sich derzeit im Eigentümerkreis der WestLB abspielt, ist kaum
mehr Posse zu schimpfen.

Nach wochenlangen Verhandlungen über den zu stellenden
Risikoschirm für die WestLB, in denen sich auch die Sparkassen von
manchem Traum verabschieden mussten, kommt das Land am Ende auf den
Punkt, dass die Lösung für die WestLB nun doch mit dem neuen
Sparkassengesetz verquickt werden soll. Und zwar dergestalt, dass die
Sparkassenverbände dem Gesetzgeber als Gegenleistung für seine
alleinige Garantiestellung einen Freibrief beim Thema
Vertikalisierung ausschreiben.

Die Kröten, wie den möglichen Verlust der Mehrheit an der WestLB
und damit einhergehend den Verzicht auf ihre Sonderrechte, hätten die
Sparkassen in irgendeiner Form geschluckt. Es wäre die Aufgabe der
Verbandspräsidenten gewesen, den Kompromiss an der Basis zu
verkaufen. Was sie aber nicht können, ist, gegen Organbeschlüsse
ihrer Verbände zu verstoßen.

Dass Finanzminister Helmut Linssen (CDU) in den Verhandlungen so
gut wie keinen Ermessensspielraum hat, liegt am vermeintlich kleinen
Koalitionspartner FDP. Aus dessen Feder stammen die immer neuen
Forderungen, die Linssen den erstaunten Verhandlungspartnern
tagtäglich unterbreitet. Mit welchem Druckmittel die Liberalen dabei
agieren, lässt sich ausmalen.

Dass die Eigentümer, wie noch im vorigen Sommer von allen
Beteiligten suggeriert, an einem Strang ziehen, davon kann schon
längst keine Rede mehr sein. Heute entsteht vielmehr der Eindruck,
dass nicht einmal innerhalb der jeweiligen Anteilseignergruppen mit
einer Stimme gesprochen wird.

Ginge es ausschließlich darum, ein interessiertes Publikum zu
unterhalten, diente der Streit möglicherweise dem Spannungsaufbau.
Leider aber geht es um die Zukunft einer Bank mit derzeit noch 6000
Beschäftigten. An diese, und das ist das eigentlich Traurige, denkt
offenbar keiner der Eigentümer. Lange werden sich die Bonitätswächter
nicht mehr hinhalten lassen. Die Folgen einer Herabstufung dürften
für alle Beteiligten härter sein als alles, was derzeit verhandelt
wird.

(Börsen-Zeitung, 8.2.2008)

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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