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Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) schreibt zum Thema Superstar-Show & Co.

Geschrieben am 07-02-2008

Bielefeld (ots) - Die Dschungel-Show »Ich bin ein Star - holt mich
hier raus«, gepfiffen sei's und getrommelt, ist mal wieder vorbei,
die C-Promis gottlob zu Hause. Die Casting-Show »Deutschland sucht
den Superstar« verunglimpft weiter junge Menschen. Sender beider
»Formate«, wie das im Jargon heißt, ist RTL. Der Marktführer in der
für ihn und die anderen »Privaten« so wichtigen Zielgruppe der 14 bis
49-jährigen Zuschauer, darf zufrieden sein. Hier stimmt die
Einschaltquote, das ist das Wichtigste. Hier rollt der Rubel, hier
ist Stimmung. Was soll also all das Gewinsel der Kritiker, die da was
von »medialer Brutalität«, »Ekel-TV«, »Menschenverachtung« oder
ähnlichem lamentieren? Lehnen wir uns zurück, schließlich haben wir
ja bisher alle solchen Kritiker-Stürme überstanden. So hat's
natürlich keiner gesagt, aber der Eindruck verdichtet sich, dass sich
weder Einsicht regt, geschweige denn, dass auch nur irgendetwas
geändert wird.
Machen wir uns nichts vor: Beide Sendungen, Dschungel-Show wie
Superstar, faszinieren. Wie Gewalt übrigens auch. Man ist ja nicht
vor Ort dabei, ist nur Zuschauer, kann darüber sprechen. Und lassen
wir uns auch nicht darüber hinwegsehen, dass diese Sendungen überaus
geschickt gemacht sind. Hier sind Profis am Werk. Solche, die mit
allen Wasser gewaschen sind.
Und so gibt sich RTL nicht etwa kleinlaut ob der reichlich
vorhandenen Angriffe von gesellschaftlichen Stützen, Jugendschützern
und sonstigen Kritikern. Nein, man mahnt selbstbewusst eine
differenzierte Diskussion an.
RTL-Sprecher Christian Körner war's und setzte noch einen drauf. Es
bringe »vermutlich auch weiter als Pauschalkritik«. Hat er gesagt.
Abgesehen davon, dass Pauschalkritik ohnehin selten was bringt: tun
wir ihm und seinem Sender (und allen anderen Sendern auch) doch den
Gefallen. Setzen wir uns wirklich damit auseinander, fangen wir doch
einfach mal an - bei uns.
Ist das wirklich Unterhaltung, was da in der Casting-Show abläuft?
Möchten wir uns so behandeln lassen? Müssen die Bedingungen knallhart
sein? Können wir denn weiter diese Brutal-Jury um den unsäglichen
Dieter Bohlen anschauen? Sind wir als Gesellschaft so weit, dass wir
einen solchen Abbau von Hemmnissen brauchen, weil wir sonst nicht
mehr hingucken? Wo ist der nächste Kick?
Auseinandersetzung tut not, wird immer dringlicher. Wir sind alle
gefordert. Das heißt aber: nicht nur Werte einfordern, sondern sie
auch vorleben. Analysieren wir, was uns da serviert wird, setzen wir
unseren Wert fest und handeln wir eigenverantwortlich. Die
Hemmschwelle ist bereits genug gesunken. Lassen wir nicht zu, dass
jedes Elend zur bloßen Unterhaltung degradiert wird.
Nicht jeder schafft diese Leistung allein. Und so brauchen wir sie,
die Kommission für Jugendmedienschutz, den Deutschen Kulturrat, die
vielen Politiker, die so kritisch sind, die vielen Erzieher und
Pädagogen und vor allem die Eltern. Das ist die Keimzelle.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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