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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Internet-Suchmaschinen

Geschrieben am 08-02-2008

Bielefeld (ots) - Microsoft bietet für den angeschlagenen
Suchmaschinenbetreiber Yahoo - und ausgerechnet Google schreit
zetermordio. Sicher nicht ohne Grund: Schließlich ist Google Mitglied
im Club der weltweit agierenden Fast-Monopolisten und weiß um die
Umgangsformen in diesem exklusiven Kreis. Es geht um die Macht im
Internet... Oder doch nur um eine Suchmaschine, die auf dem
absteigenden Ast ist?
Allein in Deutschland sind mehr als elf Millionen nationale Adressen
(.de-Domains) registriert. Kaum eine Information, die es im Internet
nicht gibt: die Bilanzzahlen ebenso wie das Rezept für einen
Ork-Eintopf.
Eine bestimmte Information zu suchen, hieße mit verbundenen, auf dem
Rücken gefesselten Händen in einem riesigen Heuhaufen nach der
Stecknagel zu wühlen... gäbe es nicht die Suchmaschinen.
Inzwischen wird nicht mehr im Netz gesucht, sondern gegoogelt. Die
meisten Surfer merken sich keine Adressen mehr, sondern tippen ein
paar Suchwörter in Googles Abfragenmaske - Sekunden später wirft die
Suchmaschine, bei acht von zehn Deutschen ist es Google, das Ergebnis
aus.
Nach welchen Kriterien aber werden die Ergebnisse aufgelistet,
werden Adressen nach vorne gestellt oder tauchen erst auf Seite 6547
auf - oder gar nicht, was ungefähr aufs Gleiche hinaus läuft? Laut
Google steckt dahinter ein komplexer Algorithmus, reine, unschuldige
Mathematik. Geld verdiene man ausschließlich mit den Werbelinks, die
passend zur Anfrage in einer separaten Spalte platziert werden.
Eine florierende Industrie beschäftigt sich damit, Websiten so zu
optimieren, dass sie Google auf den vorderen Plätzen listet. Wer da
nicht mithalten kann, hat für sich die Internet-Nische entdeckt, wo
ihn niemand findet.
Publizistische Verantwortung übernimmt Google nicht. Das Unternehmen
sperrt nur »verbotene Seiten«. In Deutschland die Adressen, die die
Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien auf die schwarze Liste
gesetzt hat. In China erreicht man über Google aber auch keine
Seiten, die sich mit dem Massaker an Studenten in Peking, dem
Einmarsch in Tibet oder anderen regimekritischen Inhalten
beschäftigen.
Die aktuelle Diskussion um den Yahoo-Deal sollte für die
Internet-Nutzer Anlass genug sein, ein Stück Bequemlichkeit - Google
ist nicht ohne Grund Branchenprimus - zu opfern und parallel auch
anderen Suchmaschinen zu nutzen. Zum Beispiel Yahoo, Ask.com, Windows
Live Serach, Lycos, Exalead... Wer die neue Wikisearch benutzt, tut
der Freiheit des Internets etwas besonders Gutes. Diese Suchmaschine
steckt zwar noch in den Kinderschuhen, alle Funktionen sind aber
vollkommen transparent.
Das Internet ist eine große Chance, durch seine Leitungen pulsiert
der Lebenssaft der Informationsgesellschaft. Wir sind gut beraten,
jeden kritisch unter die Lupe zu nehmen, der sie drosseln, umlenken
oder steuern will oder auch nur kann. Im Zweifel ist es besser, der
demokratische Rechtsstaat kontrolliert die Datenströme als ein
multinationaler Konzern ohne Prinzipien, außer dem einen, möglichst
viel Geld zu verdienen. Egal, ob der Google oder Microsoft heißt.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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