Westdeutsche Zeitung: Umweltzonen sind das Resultat einer Alibi-Politik = Von Christoph Lumme
Geschrieben am 12-02-2008 |
Düsseldorf (ots) - Wahr ist: Der überbordende Straßenverkehr ist seit Jahrzehnten die größte Geißel unserer Innenstädte. Lärm, Abgase und Unfallgefahren haben Citys längst in lebensfeindliche Orte verwandelt. Dass in Deutschland jährlich 65 000 Menschen vorzeitig an den Folgen der Feinstaubbelastung sterben, wie die Weltgesundheitsorganisation ermittelt hat, muss alarmieren. Nur: Die Einrichtung von Umweltzonen in deutschen Städten hat dem nichts entgegenzusetzen. Sie erweist sich schon jetzt als politischer Aktionismus, der ins Leere läuft und den Frust der Bundesbürger an der Umweltpolitik nur weiter schürt. Allein der personelle Aufwand für die Überwachung der Zonen dürfte gigantisch sein und in keinem Verhältnis zur Wirkung stehen. Die Debatte um Umweltzonen zeigt in exemplarischer Weise, wie anstehende Vorgaben der Europäischen Union hierzulande im vorauseilenden Gehorsam als Selbstzweck umgesetzt werden, während die eigentlich verfolgten Ziele zur Nebensache geraten. Besonders ärgerlich ist, dass bei den wirtschaftlich teuren Umweltzonen ein juristischer Aspekt dominiert: Im September 2007 hatte das Bundesverwaltungsgericht die Städte zur Reduktion von Feinstaub verpflichtet, was auch bedeutet: Bürger haben das Recht, bei der Überschreitungen von Grenzwerten gegen ihre Gemeinde zu klagen. Als Konsequenz sehen Kommunen in der Plakettenpflicht nun ein Bollwerk gegen Prozess-Lawinen. Dem von täglichen Blechlawinen genervten Großstadt-Bewohner hilft das nicht. Im Gegenteil, ihm erscheint die Einführung von Umweltzonen wie eine umweltpolitische Bankrott-Erklärung der Verantwortlichen. In Zukunft sind weitaus mutigere Schritte notwendig, die Citys den Menschen zurückzugeben. Ansätze einer klugen Stadtplanung lassen Metropolen wie Amsterdam und London erkennen, die mit drastischen Maßnahmen Autos aus ihren pulsierenden Zentren verbannen und stattdessen dem öffentlichen Nahverkehr Vorrang einräumen. In deutschen Städten wagt man an großflächige Verkehrsberuhigungen nicht einmal zu denken - und zaubert stattdessen ein unsinniges Alibi-Projekt aus dem Hut, dessen Scheitern schon im Jahr seiner Realisierung verbrieft ist.
Originaltext: Westdeutsche Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2
Pressekontakt: Westdeutsche Zeitung Nachrichtenredaktion Telefon: 0211/ 8382-2358 redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
119456
weitere Artikel:
- WAZ: Ein kluger Kompromiss - Kommentar von Hayke Lanwert Essen (ots) - Wer genießt es nicht, abends im Restaurant zu sitzen und nicht mehr von rechts und links vollgequalmt zu werden, egal ob das Essen gerade serviert wurde oder nicht! Denn rüber zu gehen und um Rücksicht zu bitten, galt als uncool. Wer also nicht als Nörgler oder Spielverderber gelten wollte, ließ das tunlichst und hielt tapfer aus. Aber es hat sich gesellschaftlich etwas verändert. Die Zeiten des Marlboro-Mannes sind vorbei, Rauchen hat den Chic früherer Jahre verloren. Oder wie sieht es auf Ihren Partys aus, rauchen da mehr...
- Südwest Presse: Kommentar zum Thema Zollitsch Ulm (ots) - Mit Robert Zollitsch haben sich die Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz bewusst einen Mann der Mitte zum neuen Vorsitzenden gewählt. Der Erzbischof von Freiburg gehört keinem Flügel an und gilt als guter Moderator. Damit verfügt er über die Fähigkeiten, den meist ziemlich uneinigen Haufen der deutschen katholischen Bischöfe zusammenzuhalten. Allerdings muss sich Zollitsch erst noch den Respekt verschaffen, den sein theologisch brillanter und politisch raffinierter Vorgänger Karl Lehmann unter den Mitbrüdern genießt. mehr...
- WAZ: Die Umweltzonen - Eine Imagefrage - Leitartikel von Jürgen Polzin Essen (ots) - Nach Nokia passt die Umweltzone nicht in die Welt. Dieser Satz stammt aus Kreisen der Landesregierung und zeigt vor allem das: Nach nunmehr zwei Jahren Streit um den Feinstaub erregt ein befürchteter Imageschaden des Ruhrgebiets immer noch mehr Aufsehen als die Frage, ob eine große Zone die Gesundheit von Millionen Menschen nun besser schützt oder nicht. Weltoffen will das Ruhrgebiet sein. Modern, der Zukunft zugewandt. Eine Region, die mehr ist als Pott und Pütt. Doch die Art und Weise, in der die große Umweltzone erst mehr...
- Stuttgarter Nachrichten: zu Alkoholverbot: Stuttgart (ots) - Egal, ob es an Tankstellen künftig für wenige Stunden - so will es die Landesregierung - oder gar grundsätzlich - so fordert es die Polizei - keinen Alkohol mehr gibt, nichts davon löst das grundsätzliche Problem: Viele Jugendliche trinken viel zu viel. Warum gibt es kein Gesetz, das Alkoholkonsum für unter 18-Jährige generell verbietet, das all jenen mit Strafe droht, auch Freunden und Verwandten, die jungen Menschen dennoch Bier, Wein und Schnaps zugänglich machen? So etwas mag unpopulär sein, vielleicht sogar Wählerstimmen mehr...
- WAZ: Zollitsch löst Lehmann ab - Eine gute Wahl für die deutschen Katholiken - Leitartikel von Angelika Wölk Essen (ots) - Es war die spannendste Wahl seit fast 21 Jahren: Die katholischen Bischöfe haben einen neuen Vorsitzenden für die Deutsche Bischofskonferenz bestimmt. Robert Zollitsch, Erzbischof von Freiburg, soll dem zurückgetretenen Karl Kardinal Lehmann in diesem Amt folgen. Es war eine Wahl mit Signalwirkung. Es stimmt, die Bischöfe wollten keinen Aufbruch, sie haben keinen Generationenwechsel vollzogen. Der neue Mann ist immerhin 69 Jahre alt. Er ist, vom Alter her betrachtet, ein Mann des Übergangs. Denn zum Ende seiner Amtszeit mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|