Wie Finanzdienstleister aus der Krise lernen - Risk Management mit neuen Vorzeichen
Geschrieben am 14-02-2008 |
Ellerau (ots) - Sind die bestehenden Risk Management-Systeme noch sicher genug? Die Frage ist berechtigt, angesichts des durch Manipulationen entstandenen Milliardenverlustes der Société Générale. Finanzdienstleister, die die aufsichtsrechtlichen Vorgaben für ein systematisches Risikomanagement als Chance und nicht als notwendiges Übel begreifen, gehen einen wesentlichen Schritt in Richtung zu mehr Transparenz und generieren so einen strategischen Vorteil für ihr Unternehmen. Kleinere und mittlere Finanzdienstleister können hiervon ebenso profitieren, wenn sie pragmatisch vorgehen und auf praxiserprobte IT-Tools und Methoden setzen.
Der Schlüssel, sein Unternehmen optimal auf neue Risiken vorzubereiten, heißt Transparenz. Risiken stecken beispielsweise in steigenden Geschäftsvolumina und in kurzfristigen Marktveränderungen. Ebenso lauern sie im Personalbereich, wie das Beispiel des SocGen-Händlers Kerviel zeigt, der große Transaktionsvolumina in Milliardenhöhe bewegen konnte, ohne sofort aufzufallen.
Bereits mit Einführung des KonTraG im Mai 1998 dürfte sich für das Top-Management die Sicht auf die Risikolage erheblich verändert haben. Das Gesetz erweiterte die Haftung von Vorstand, Aufsichtsrat und Wirtschaftsprüfern in Unternehmen. Es zwingt zu einer ganzheitlichen Bestandsaufnahme aller Unternehmensrisiken. Operationelle Risiken, wie IT, Vertrieb oder Betrugsversuche und vor allem Risiken auf der Aktivseite der Bilanz, wie Markt- oder Kreditrisiken, müssen nach dem Willen des Gesetzgebers entsprechend gewürdigt werden.
Die Gesetzgebung wird angesichts der Turbulenzen an den Finanzmärkten den Druck verstärken. Die EU zielt mit ihren Reformvorhaben auf deutlich mehr Transparenz über die wahre Risikolage einer Versicherung oder Bank. Es ist zu erwarten, dass Basel II nachgebessert und Solvency II entsprechende Anreizsysteme enthalten wird, um die Corporate Governance und damit das Risikomanagement in den Unternehmen zu verbessern.
Solvency II und MaRisk als Chance verstehen
Die Milliarden-Dimension des SocGen-Falles zeigt: Risiken erfassen, bewerten und managen ist eine permanente Aufgabe des Top-Management. Es muss als oberste Entscheidungsinstanz - Vorstand oder Geschäftsführung - die Strategien und Risikomanagementziele festlegen sowie risikopolitische Entscheidungen kommunizieren. Und vor allem die Umsetzung im Rahmen eines Risikomanagementprozesses einschließlich interner Kontrollverfahren permanent überwachen. Hierzu gehört die organisatorische Einbettung des Risikomanagement ebenso wie der Einsatz entsprechender IT-gestützter Werkzeuge. Eng verbunden mit dem Thema Risikomanagement sind zentrale Fragen des Datenmanagements: "Existieren die benötigten Daten und wo sind diese gespeichert, wie dokumentiert?" Datenqualität wird zum entscheidenden Erfolgsfaktor, wenn es darum geht, die neuen Anforderungen zu erfüllen. Solvency II als auch die mit dem Rundschreiben der BaFin am 30.10.2007 neu gefassten Vorgaben der MaRisk sollten demnach als Chance verstanden werden, Datenqualität und Risikomanagement deutlich besser als bisher zu organisieren. Konsequent betriebenes Risikomanagement hilft, das eigene Unternehmen differenziert und stringent zu betrachten. Optimal implementiert ist es ein effektives Instrument des Controlling für alle Hierarchieebenen.
Größere Finanzdienstleister delegieren diese Aufgabe an spezialisierte Risk Management-Bereiche. Kleinere und mittlere Unternehmen sind in der Regel weniger komfortabel ausgestattet.
Frühwarnsystem pragmatisch umgesetzt
Die Pensionskasse HT Troplast VVaG, Troisdorf, demonstriert, wie mit vergleichsweise geringem personellen Einsatz und mit den richtigen Instrumenten professionelles Risk Management eingeführt werden kann. Externes Wissen brachte die agens Consulting, Ellerau, in das Projekt ein. Christof Merz, Leitender Berater der agens, erläutert den gemeinsam entwickelten Lösungsansatz und das Vorgehen: "Entscheidend war, vor dem eigentlichen Start des Projektes, einen gemeinsamen Risikobegriff zu definieren. Auf dieser Basis konnten alle Risiken nach einem einheitlichen Schema identifiziert und bewertet werden." Ziel war, alle Informationen in einem einzigen System zusammenzuführen. Neben den Funktionen Risikoidentifizierung und Risikoanalyse, sollte das System Frühwarnindikatoren liefern, Risikotragfähigkeitsberechnungen erlauben und eine Risikoquantifizierung unterstützen.
Thorsten Fiedler, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Pensionskasse zieht - rund fünf Monate nach dem Projektstart - ein positives Fazit: "Die bisherige Erfahrung zeigt, dass sich unser pragmatischer Ansatz und die frühzeitige Einbindung externen Know-hows bereits auszahlt. Die entwickelte Risk Management-Lösung erlaubt uns heute, die ganzheitliche Bestandsaufnahme aller Risiken unseres Unternehmens quartalsweise zu aktualisieren und die Ergebnisse an und im Vorstand sowie Aufsichtsrat zu kommunizieren. Damit können wir uns auch auf neue Risiken frühzeitig vorbereiten und realisieren auf diese Weise die von Gesetzgeber und Versicherten erwartete Transparenz."
Originaltext: agens Consulting GmbH Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/69140 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_69140.rss2
Pressekontakt: Ansprechpartner für die Presse Gerhard Baumeister Telefon: +49 (0) 2206 85 28 40 E-Mail: gbaumeister@4p-marketing.de
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