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Lausitzer Rundschau: Steuerskandal weitet sich aus: Eigentum verpflichtet

Geschrieben am 15-02-2008

Cottbus (ots) - Mit einem Einzelfall hätte sich leben lassen. Mit
einem Manager, der den Hals nicht voll genug kriegen konnte. Der sich
an seiner grenzenlosen Gier verschluckt hat und jetzt die
Konsequenzen tragen muss. Aber offenbar ist alles viel schlimmer.
Wohlgemerkt: Noch ist nichts erwiesen. Aber wenn es sich beim Fall
des gestern zurückgetretenen Postchefs Klaus Zumwinkel tatsächlich
nur um die Spitze des Eisberges handelt und es den Fahndern gelingt,
einen massenhaften Steuerbetrug wohlhabender Deutscher über
Liechtenstein aufzudecken - es wäre ein Skandal mit dem Potenzial,
die Republik nachhaltig zu erschüttern. Dies würde nämlich nichts
anderes als die Bestätigung jenes durchaus verbreiteten Klischees
bedeuten, nach dem ein signifikanter Teil der Elite dieses Landes nur
das eigene Wohl und den eigenen Nutzen im Blick habe - und sich um
die Stabilität und Zukunft jener Gesellschaft, in der sie zu ihrem
Wohlstand gekommen ist, wenig schere. Denn mit Steuergeldern werden
bekanntlich Straßen gebaut, wird die Bildung unserer Kinder bezahlt,
werden Theater und Museen finanziert, wird das kulturelle und
historische Erbe unseres Landes erhalten. Es ist in diesem
Zusammenhang bemerkenswert, dass die Bundesregierung gestern von den
Verdächtigen weiter als "Leistungsträger" sprach. Natürlich:
Leistungsträger sind zunächst einmal all jene, die - sei als als
Selbstständige oder Angestellte - einen überdurchschnittlichen und
anerkennenswerten Beitrag zum Erfolg ihres Unternehmens bringen. Aber
das Wort hatte in der Bundesrepublik auch immer eine
gesellschaftliche Bedeutung. Vielen der Unternehmer alten Schlages
und den bedeutendsten Nachkriegspolitikern, von Franz-Josef Strauß
bis Herbert Wehner, war bei allen Differenzen eines gemein: Der feste
Wille, sich nach der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges und der
NS-Herrschaft mit ihrer Leistung auch um das Gemeinwohl in
Deutschland verdient zu machen - eine Gesinnung, die ihren Ausdruck
im Artikel 14 des Grundgesetzes gefunden hat, in dem es in Absatz
zwei klipp und klar heißt: "Eigentum verpflichtet."
Von dieser Pflicht scheint heute mancher nichts mehr wissen zu wollen
- nicht nur die Steuerhinterzieher, sondern auch jene, die sich ganz
legal dem deutschen Fiskus entziehen, indem sie beispielsweise ihren
Wohnsitz ins Ausland verlegen. Man kann das - je nach politischer
Präferenz - unsozial oder unpatriotisch nennen. Klar ist: Wer so
handelt, schwächt das Gemeinwesen, untergräbt das Vertrauen sowohl in
den Staat als auch in die Wirtschaftsunternehmen - und sägt damit
gleich von mehreren Seiten an dem Ast, auf dem wir alle sitzen.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
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Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de


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