Allgemeine Zeitung Mainz: Kommentar zur Oase Liechtenstein
Geschrieben am 19-02-2008 |
Mainz (ots) - Durchlaucht ist angefressen. Mit wüsten Ausfällen gegen den "Großstaat" Deutschland, womit "Großdeutschland" nur knapp vermieden wurde, hat Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein zurückgeschossen. Es ist das gute Recht des Potentaten, auf die Legalität des Bankenwesens im Fürstentum hinzuweisen. Auch ist die Frage legitim, ob denn der deutsche Geheimdienst den Ankauf von unrechtmäßig erlangten Dateien überhaupt hätte vermitteln und die Bundesregierung diese bestimmungsgemäß geheimen Unterlagen überhaupt hätte kaufen dürfen. Das Fürstentum aber als ein Opfer von Steuerbetrügern hinzustellen, ist der Gipfel der Unverfrorenheit. Ein Ländchen wie dieses ist zwar auf der nahegelegenen Autobahn in weniger als fünf Minuten passierbar, dafür hat es aber mehr Banken als Bäcker und Metzger zusammen und zehn mal mehr Briefkästen als Häuser. Und das hat seinen Grund in sehr einfachen Möglichkeiten, dort Geld gewinnbringend zu verstecken. Der beliebteste Dreh, von dem nicht auszuschließen ist, dass er sogar von sonst seriösen ausländischen Banken vermittelt wird, die in Liechtenstein eine Dependance haben, ist die Gründung einer Stiftung. Dazu brauchen Anleger neben einigem Kleingeld einen Treuhänder, der die Barschaft für die Stiftung dann irgendwo auf der Welt anlegt. Dabei weiß im Regelfall nur diese eine Person, wem das Geld gehört und damit auch die Zinsen. Versteuert wird bei alledem oft gar nichts. Und genau das ist strafbar. Und ist es auch noch Schwarzgeld, dann wiegt es doppelt schwer. Erst im Laufe der letzten Jahre hat Liechtenstein auf massiven internationalen Druck wenigstens dafür gesorgt, dass Drogenbosse aus aller Welt nicht länger die Erträge ihrer Verbrechen hinter den Bergen des Fürstentums verstecken konnten. Das hat der getroffene Hund wohl vergessen, der nun so laut bellt und dem Nachbarn Deutschland empfiehlt, sein Steuersystem endlich einmal in Ordnung zu bringen. Aber die Bundesrepublik ist nun mal kein Zwergstaat und hat zudem auch ein paar Einwohner mehr. Leider steht der Erbprinz von Liechtenstein mit seiner Meinung aber nicht alleine da; deshalb muss es Aufgabe aller auf seriöses Finanzgebaren bauenden Staaten sein, Steueroasen wie Liechtenstein dauerhaft zu schleifen.
Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65597 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_65597.rss2
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