Westdeutsche Zeitung: Die erste schwarz-grüne Koalition bahnt sich an - Neues Farbenspiel in Hamburg = Von Friedrich Roeingh
Geschrieben am 24-02-2008 |
Düsseldorf (ots) - Mit hanseatischer Nüchternheit haben die Hamburger ihre Wahl getroffen, und mit hanseatischer Nüchternheit werden die Hamburger Parteien in den nächsten Tagen ein Regierungsbündnis zimmern bzw. sich in die Oppositionsrolle fügen. Nach einem fairen Wahlkampf können sich alle Protagonisten - anders als im unrühmlichen Hessen - noch in die Augen schauen.
Zur wohltuenden Nüchternheit der Hamburger zählt auch, dass die Debatte um eine Tolerierung von Rot-Grün durch die Linken in Wiesbaden offenbar keine Rolle gespielt hat. Es ist im Vergleich zu den Wahlumfragen jedenfalls nicht erkennbar, dass der Tabubruch Kurt Becks die Linke gestärkt, oder der SPD geschadet hätte - worauf noch zurückzukommen ist.
Ole von Beust kann nun in Ruhe abwägen, ob er mit der SPD eine Große Koalition bildet oder die bundesweit erste rot-grüne Landesregierung ins Leben ruft. Für letztere sprechen gleich drei Argumente: 1. In Zeiten von Fünf-Parteien-Parlamenten muss die Union dringend beweisen, dass sie nicht im schwarz-gelben Ghetto gefangen ist. 2. Die Hamburger Grünen können sich trotz der traditionell linken Ausrichtung der GAL in der Regierung stärker profilieren. Gehen sie in die Opposition, werden sie im Zweifel im Schatten der Linken verkümmern. 3. Die SPD unter Kurt Beck hat vor der nächsten Bundestagswahl kein Interesse, eine weitere Große Koalition zu bilden. Beck wird dem Spitzenkandidaten Michael Naumann zwar keine (rechnerisch mögliche) linke Koalition aufzwingen. Eine Teilnahme an der Regierung als Juniorpartner kann der Parteichef den Genossen im Hamburg aber sehr wohl verwehren.
Jetzt beginnt für Beck der Showdown in Hessen. Seinen innerparteilichen Kritikern kann er entgegenhalten, dass sein Wortbruch mit Ansage in Hamburg geadelt worden sei. Nach seinem bestandenen Machtkampf gegen Franz Müntefering wird sich der unterschätzte Machiavellist aus der Pfalz auch den gegen Steinbrück und Steinmeier zutrauen. Das bewahrt den SPD-Chef aber nicht vor der Gefahr, mit seinem unbedachten Kurs auf den Abgrund zuzusteuern. Wenn Andrea Ypsilanti von einer Handvoll konservativer SPD-Abgeordneter im hessischen Landtag nicht gewählt würde, ist Kurt Beck am Ende.
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