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Henri Nannen Preis 2006 geht an:

Geschrieben am 12-05-2006

Hamburg (ots) - Bartholomäus Grill, "Die Zeit" (Reportage), Kayhan
Özgenc, "Focus" (Investigation), Henning Sußebach und Stefan Willeke,
"Die Zeit" (Dokumentation), Kurt Kister, "Süddeutsche Zeitung"
(Humor) und an den Fotografen Jim Gehrz, "View"/"Minneapolis Star
Tribune" (Fotografie)

Weitere Preisträger der vom Verlagshaus Gruner + Jahr und stern
vergebenen Auszeichnungen sind Joachim Fest für sein Lebenswerk und
Hrant Dink für Pressefreiheit. Der Sonderpreis der
stern-Chefredaktion geht an Jim Amoss für "herausragend vorbildliche
journalistische Leistungen"

Heute Abend haben der Verlag Gruner + Jahr und der stern zum
zweiten Mal den Henri Nannen Preis vergeben, mit dem Bestleistungen
im deutschsprachigen Printjournalismus ausgezeichnet werden. Die
insgesamt 9 Preisträger wurden im Rahmen einer festlichen Premiere im
Deutschen Schauspielhaus Hamburg vor rund 1.200 Gästen aus Medien,
Kultur, Politik und Wirtschaft geehrt. G+J-Vorstandsvorsitzender Dr.
Bernd Kundrun betonte in seiner Begrüßung, dass der Printjournalismus
sich heute neuen und anderen Herausforderungen gegenüber sähe als zu
Zeiten Henri Nannens: "Die sich rapide verändernde Medienwelt und
Mediennutzung scheinen unser Gewerbe zu revolutionieren. Ich bin
jedoch sicher, dass sich Qualität immer durchsetzen wird. Je
unübersichtlicher die Nachrichtenflut und die Möglichkeiten der
Informationsbeschaffung sind, desto mehr werden die Menschen nach
Orientierung und Einordnung durch Journalisten verlangen, die ihr
Handwerk wirklich beherrschen."

Mit dem Henri Nannen Preis stellen Gruner + Jahr und der stern die
kulturelle Bedeutung des anspruchsvollen Printjournalismus heraus,
leisten einen Beitrag zu dessen Pflege und erinnern zugleich an das
Werk des stern-Gründers Nannen (1913-1996). Der Preis ist insgesamt
mit 30.000 Euro bewertet. Außerdem erhalten die Preisträger den
"Henri", eine von dem Berliner Bildhauer Rainer Fetting geschaffene
Bronzeskulptur des stern-Gründers Henri Nannen im Andenken an dessen
Lebenswerk.

Der Henri Nannen Preis 2006 wird verliehen an: Bartholomäus Grill,
"Die Zeit" (Reportage), Kayhan Özgenc, "Focus" (Investigation),
Henning Sußebach und Stefan Willeke, "Die Zeit" (Dokumentation), Kurt
Kister, "Süddeutsche Zeitung" (Humor) und den Fotografen Jim Gehrz,
"View"/"Minneapolis Star Tribune" (Fotografie). Ebenfalls
ausgezeichnet wurden Prof. Dr. Joachim Fest für sein Lebenswerk, der
armenische Journalist Hrant Dink (Engagement für Pressefreiheit)
sowie der Chefredakteur der US-Zeitung "Times Picayune" Jim Amoss,
der den Sonderpreis der stern-Chefredaktion für "herausragend
vorbildliche journalistische Leistungen" erhielt.

Nach ihrer gestrigen Sitzung hat die Hauptjury Bartholomäus Grill
für seine in der "Zeit" erschienene Reportage "Ich will nur fröhliche
Musik" den Henri Nannen Preis 2006 für die "beste Reportage"
zuerkannt. Grill beschreibt den letzten Weg seines todkranken
Bruders, der sterben möchte und den Freitod in der Schweiz sucht.
Frank Schirrmacher in der vorgetragenen Begründung der Hauptjury:
"Diese Begleitung des Bruders in einer existentiellen Grenzsituation
ist meisterhaft beschrieben und gewinnt exemplarische Bedeutung, weil
der Umgang mit dem selbst gewählten Tod zu den großen Themen der
Gegenwart und Zukunft gehört. Der Autor schafft es, das allergrößte
persönliche Unglück mit größter Authentizität und Beherrschung zu
beschreiben. Er gibt damit einem verdrängten Vorgang Sprache." Grill,
seit 1987 bei der "Zeit", ist Autor von Sach- und Kinderbüchern über
Afrika und Mitglied im Afrika-Beraterkreis des Bundespräsidenten.

Den Henri Nannen Preis 2006 für die "beste investigative Leistung"
vergibt die Jury an Kayhan Özgenc für seine Berichterstattung über
"Die VW-Affäre" in "Focus". Schmiergelder, Luxusreisen, Edelhuren und
billige Absteigen - das sind die Zutaten der VW-Affäre, die den
Autohersteller bis heute beschäftigt. Rob Warden und Shawn Armbrust
in der für die Jury vorgetragenen Begründung: "Er hatte die richtige
Witterung, gute Informationen und war allen anderen um eine
Nasenlänge voraus. Sein Bericht war der erste und gab den Anstoß zur
Aufdeckung der VW-Affäre, des größten deutschen Skandals der letzten
Jahre. Und auch in den folgenden Wochen und Monaten, in denen dieser
Skandal immer weitere Kreise zog, trug er mit den investigativ
arbeitenden Journalisten anderer Blätter beharrlich zur Aufdeckung
neuer Details der Affäre bei." Özgenc (36), seit 1997
"Focus"-Redakteur, studierte nach seinem Volontariat Sozial- und
Wirtschaftsgeschichte, Politik und Kriminologie und ist seit 2001
Leiter des Hamburger "Focus"-Büros.

Für seinen "Zeit"-Beitrag "Operation Lohndrücken" werden Henning
Sußebach und Stefan Willeke mit dem Henri Nannen Preis 2006 für die
"besonders verständliche Berichterstattung über einen aktuellen oder
historischen Sachverhalt" (Dokumentation) ausgezeichnet. Werner Kilz
in der vorgetragene Begründung der Hauptjury: "Wie entsteht ein ganz
normaler deutscher Elektro-Rasierer? Zwei Autoren sind dieser Frage
an den Schauplätzen seiner Herstellung in drei Kontinenten
nachgegangen und haben den komplexen Vorgang auf ebenso instruktive
wie spannende Weise als ein Lehrstück über die Globalisierung
aufgeschrieben."

In der Kategorie "herausragende humorvolle und unterhaltende
Berichterstattung" wird Kurt Kister, Leiter der Hauptstadt-Redaktion
der "Süddeutschen Zeitung" mit dem Henri Nannen Preis 2006 für seine
Kolumne "Das Personal der Berliner Republik" ausgezeichnet. Jörg
Thadeusz in der für die Jury vorgetragenen Begründung: "Im Wahljahr
2005 hat er mit Sachverstand, analytischer Schärfe, beeindruckender
Pointen-Dichte und Mut zu satirischer Überspitzung die führenden
Politiker des Landes porträtiert und manchmal auf umwerfende Weise
persifliert."

Der amerikanische Fotograf Jim Gehrz ist der Henri Nannen
Preisträger 2006 in der Kategorie "fotografische Autorenleistung".
Damit wird seine Fotoreportage "Die Soldatin Jessica Clements"
prämiert, erschienen in "View" und "Minneapolis Star Tribune". Als
junge Soldatin fährt die Amerikanerin mit ihrer Einheit Tanklaster
durch Bagdad und kehrt vier Monate später nach Washington
schwerstverletzt zurück. 2004 wurde Gehrz Mitglied des
Fotografenteams der "Minneapolis Star Tribune", in deren Auftrag er
die Fotostrecke über die Soldatin Jessica Clements umsetzte. Der
amerikanische Starfotograf Elliot Erwitt in seiner Begründung: "Das
Foto-Essay hat uns besonders berührt, es hat Intimität und ist ein
handwerklich hervorragendes Beispiel humanistischer Fotografie, wie
es heute in den meisten Publikationen leider selten geworden ist."
Stellvertretend für Jim Gehrz nahm Peter Koleman, Director of
Photography der "Minneapolis Star Tribune", für ihn den Preis
entgegennehmen.

Der Autor und Journalist Prof. Dr. Joachim C. Fest wurde von
Gruner + Jahr und stern für sein umfassendes publizistisches
Lebenswerk und seinen Beitrag für den Qualitätsjournalismus mit dem
Henri Nannen Preis 2006 ausgezeichnet. In der Begründung heißt es
unter anderem: "Joachim Fest ist ein Anwalt der geschichtlichen
Erinnerung. Nur wer Geschichte versteht, kann Gegenwart gestalten -
dieses Grundverständnis hat ihn zu einem der wichtigsten Vermittler
von Zeitgeschichte in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg werden
lassen. In zahllosen journalistischen Beiträgen für den Rias, den NDR
- dessen Chefredakteur er war - und die 'Frankfurter Allgemeine
Zeitung' - zu deren Herausgebern er gehörte -, vor allem aber in
seine zahlreichen Büchern hat Joachim Fest die Geschichte des
Nationalsozialismus an seinen wichtigsten Figuren und Ereignissen
nachgezeichnet und erklärt. Dabei ist er stets der Devise gefolgt:
Geschichte hat eine Geschichte zu erzählen. Seine zeitgeschichtlichen
Arbeiten sind seriös, stilsicher und packend. Sie waren wichtige
Beiträge zur Aufarbeitung der Vergangenheit und sind damit
wesentliche Anstöße zur Gestaltung der Gegenwart. Sie repräsentieren
das lebenslange Werk eines großen Journalisten, Essayisten und
Publizisten, den wir dafür mit dem Henri Nannen Preis 2006
auszeichnen." Die Laudatio wurde von Bundesinnenminister Dr. Wolfgang
Schäuble vorgetragen, der Preis von Dr. Bernd Kundrun überreicht.

Gruner + Jahr und stern verliehen Hrant Dink, dem armenischen
Journalisten und Herausgeber der zweisprachigen Wochenzeitung "Agos",
für sein Engagement der unterdrückten armenischen Minderheit in der
Türkei den Henri Nannen Preis 2006 für seine Verdienste um die
Pressefreiheit. In der Begründung heißt es unter anderem: "Hrant Dink
ist eine Stimme der Verstummten. Verstummt sind seine armenischen
Landsleute in der langen Geschichte der Unterdrückung, der sie in der
Türkei ausgesetzt waren. Ihre Geschichte verfälscht und verschwiegen,
ihre Kultur ignoriert, ihre christliche Religion kaum geduldet. Dink
hat ihnen die Sprache zurückgegeben und kämpft mit seiner Redaktion
darum, ihnen auch die Würde zurück zu erobern. Immer wieder wurde er
deswegen von den Behörden und Gerichten der Türkei verfolgt, vor
Gericht gebracht und verurteilt. Mit dem Henri Nannen Preis 2006 für
Verdienste um die Pressefreiheit ehren wir einen mutigen Mann, einen
couragierten Kämpfer gegen die Willkür, einen tapferen Verfechter der
Wahrheit, einen großen Journalisten." Die Laudatio wurde von Ayaan
Hirsi Ali vorgetragen.

stern-Chefredakteur Andreas Petzold verlieh erstmals den
Sonderpreis der stern-Chefredaktion an Jim Amoss, Chefredakteur der
"Times Picayune" in New Orleans. Ausgezeichnet wird diese
Zeitungsredaktion für ihre unbeirrte, unerschrockene Haltung, im
Zentrum der Katastrophe des Wirbelsturms Katrina und seiner Folgen
über das Chaos zu berichten, ohne Rücksichtnahme auf Schäden am
eigenen Hab und Gut. Andreas Petzold: "Es war absolut vorbildlich,
wie konsequent die Kollegen der 'Times Picayune' während der
Katastrophe ihrem Leitspruch gefolgt sind 'To publish no matter
what'. Für die Menschen in dem US-Staat Louisiana auf der Flucht vor
Katrina waren die ersatzweise ins Internet gestellten Artikel extrem
wichtig, um sich in der Vielzahl von Ungewissheiten nicht
alleingelassen zu fühlen. Wir vergeben den 'Sonder-Henri' für
herausragende journalistische Leistungen, die uns und allen Kollegen
in der Branche ein Vorbild sein sollten. Den 'Sonder-Henri' wird es
nicht jedes Jahr geben, sondern nur dann, wenn uns entsprechend
preiswürdiges Verhalten auffällt."

Für den Henri Nannen Preis 2006 wurden insgesamt 870 Arbeiten
eingereicht. Die Artikel kommen aus 191 deutschsprachigen Zeitungen
und Zeitschriften und wurden dort im vergangenen Jahr publiziert.
Allein 346 Arbeiten wurden für die Kategorie "Reportage" eingereicht,
gefolgt von 224 Einsendungen für die Kategorie "Dokumentation", 174
Arbeiten für die Kategorie "Humor", 61 für die Kategorie
"Investigation" und 65 Fotoreportagen.

Ein aufwendiges Sichtungsverfahren sowie eine hochkarätige Jury,
der erfahrene Journalisten, Autoren, Chefredakteure und Herausgeber
nahezu aller großen Verlage Deutschlands angehören, gewährleisten die
Unabhängigkeit der Auszeichnung. Zur Jury zählen führende
Printjournalisten Deutschlands: Alice Schwarzer, Chefredakteurin und
Herausgeberin von "Emma", Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur der
"Zeit", Peter-Matthias Gaede, Chefredakteur von GEO, Hans Werner
Kilz, Chefredakteur der "Süddeutschen Zeitung", Helmut Markwort,
"Focus"-Chefredakteur, Frank Schirrmacher, Herausgeber der "FAZ",
Cordt Schnibben, Ressortleiter Gesellschaft des "Spiegel" und Thomas
Osterkorn, Chefredakteur des stern. Elisabeth Biondi, die Bildchefin
des "New Yorker" und der international bekannte Fotograf Elliott
Erwitt, USA, jurieren die Fotoreportagen.

www.henri-nannen-preis.de

Originaltext: Gruner+Jahr AG & Co KG
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6562
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6562.rss2

Dr. Andreas Knaut
Leiter G+J Öffentlichkeitsarbeit + Unternehmenskontakte
Tel. 040/3703-3113
E-Mail: knaut.andreas@guj.de

Kurt Otto
Leiter stern Marktkommunikation
Tel. 040/3703-3810
E-Mail: otto.kurt@guj.de


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