LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Wahlen in Hamburg
Geschrieben am 24-02-2008 |
Leipzig (ots) - Wie hält es die SPD mit den Dunkelroten? Wo soll die CDU Koalitionspartner herbekommen, wenn es selbst mit den Liberalen nicht für eine Mehrheit reicht? Auch die Hamburg-Wahl hat keine Klarheit gebracht. Sicher ist nur: Das deutsche Parteiensystem ist im Umbruch, und man wird vermutlich an Wahlabenden noch häufiger eher ratlose als euphorische Gesichter bei den Vertretern der etablierten Parteien, Grüne inklusive, beobachten können. Der Wähler will es so in den Zeiten der großen Koalition, die links von der SPD so manches zum Blühen bringt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis strukturelle linke Mehrheiten auch zu ebensolchen Regierungsmehrheiten führen. Doch die SPD mit ihrem lavierenden Vorsitzenden Kurt Beck wird sich weiter quälen müssen, solange sie vor den Wahlen eine Zusammenarbeit mit den Linken ausschließt und dann nur mit Wahlbetrug ans Ruder kommen kann. So hat Grund zu wirklichem Jubel wieder einmal nur die Linke. Sie schreibt weiter Geschichte und ist jetzt in das vierte westliche Länderparlament eingezogen. Ob die Zeit allerdings für sie spielt, ist ungewiss: Eingebunden in Regierungsverantwortung könnte sie schnell entzaubert werden und als Protestpartei ausfallen. Zudem wurden in Hamburg nicht alle Blütenträume der Linkspartei wahr: Skurrile DKP-Kandidaten und einige empörende Stasi-Phantasien anderswo verhinderten Zweistelligkeit an der Alster. Dass die SPD nicht über ein knappes Drittel der Stimmen in ihrer jahrzehntelangen Hochburg hinauskam, liegt am Beckschen Wackelkurs, der zu allgemeiner sozialdemokratischer Verunsicherung führt. Jetzt, nach Hamburg, muss er gegen den Widerstand maßgeblicher Parteifreunde die hessische SPD-Liaison mit den Linken durchpauken, wenn er nicht an Autorität - und damit vielleicht auch die Kanzlerkandidatur - verlieren will. Der großen Koalition drohen so oder so turbulente Beziehungskrisen, Scheidung nicht ausgeschlossen. Dass es für die Hamburger SPD wieder aufwärts ging, lag vornehmlich an ihrem glaubwürdigen Spitzenkandidaten Michael Naumann. Auch wenn CDU-Spitzenmann Ole von Beust weit vorn liegt, ist er doch von hessischen Verhältnissen nicht allzu weit entfernt. Anders als Roland Koch in Wiesbaden kann von Beust aber ziemlich sicher sein, dass sich Hamburgs SPD nicht auf die Linke einlässt. Trotz des Verlustes der absoluten Mehrheit hat er die Regierungsbildung in der Hand. Allerdings wird er sowohl den Grünen als auch der SPD schmerzliche Zugeständnisse machen müssen. Auch in Hamburg wird die Regierungspolitik nach links rücken. Von Beust liebäugelt mit einem historischen schwarz-grünen Bündnis. Ob es zustande kommt, ist offen. Die Grünen sind gespalten, so wie alle Parteien automatisch in Zerreißproben stecken, wenn sie ungewohnte Koalitionspfade betreten. Auch in der CDU sind die Grünen nicht übermäßig populär, von großen Koalitionen haben beide Volksparteien die Nase gestrichen voll. Und FDP und Grüne sind sowieso wie Katz und Maus. Springt keiner über seinen Schatten, sind Neuwahlen unausweichlich - mindestens in Hessen.
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