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Wissenschaftliches Institut der AOK / Heilmittelreport 2008 / Der Sprache auf die Sprünge

Geschrieben am 25-02-2008

Bonn (ots) - Mit 23.000 Sprachtherapien wurden mehr als 20 Prozent
der sechsjährigen AOK-versicherten Jungen in ihrer Sprachentwicklung
unterstützt, 14 Prozent erhielten eine Ergotherapie. Seit Jahren
steigt der Anteil sowohl der Jungen als auch der Mädchen, die
sprachtherapeutische Behandlungen zur Behebung von Stimm-, Sprech-
und Sprachstörungen oder Ergotherapien zur Behandlung psychischer,
sensorischer oder motorischer Störungen erhalten. Das zeigt der vom
Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) und Professor Harald Bode
von der Universität Ulm herausgegebene Heilmittel-Report. Neben
Kindern, denen die Sprach- oder Ergotherapie eine Hilfestellung beim
Übergang zwischen Kindergarten und Grundschule gibt, wird vor allem
älteren Menschen mit Rückenproblemen geholfen: Mehr als jede vierte
Frau über 60 Jahre hat 2006 eine Krankengymnastik oder Massage
erhalten, im Vergleich zu nahezu jedem fünften Mann über 60. "Mit dem
erstmals herausgegebenen Heilmittel-Report werden Anregungen zur
Weiterentwicklung der medizinischen Qualität der Heilmittel gegeben",
so Helmut Schröder, Mitherausgeber und Forschungsbereichsleiter im
Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO).

Wer Heilmittel verordnet, hat der Wortbedeutung nach einen hohen
Anspruch: Er stellt eine Therapie in Aussicht, die heilt. Im
Heilmittel-Report 2008 werden die 237 Millionen
Heilmittelbehandlungen eines Jahres für insgesamt 70 Millionen
gesetzlich Krankenversicherte beschrieben und analysiert. Die
Ausgaben beliefen sich auf 3,9 Milliarden Euro. Im Durchschnitt hat
jeder GKV-Versicherte 3,5 Heilmittelbehandlungen erhalten. Dabei sind
Heilmittelbehandlungen im Bereich der Physiotherapie wie
Krankengymnastik und Massage mit 3,2 Behandlungen je Versicherter
verordnungsbestimmend. Die Gesetzlichen Krankenkassen haben im Jahr
2006 pro Versichertem 55,55 Euro für Heilmittel aufgewendet. Der
Heilmittel-Report 2008 untersucht darüber hinaus, ob die Erwartungen
von Patienten und Krankenkassen an diese "heilenden" Behandlungen
auch erfüllt werden.

Die hohen, ständig steigenden Verordnungsmengen bei Ergo- und
Sprachtherapien für Kinder weisen auf die spezifischen Anforderungen
im Übergang zwischen Kindergarten und Grundschule hin. So befinden
sich 14 Prozent der sechsjährigen Jungen in ergotherapeutischer
Behandlung, im Vergleich zu 5,3 Prozent der Mädchen dieses Alters.
Helmut Schröder: "Der Heilmittel-Report 2008 macht deutlich, dass
Ergo- und Sprachtherapien helfen können, Defizite der kindlichen
Umwelt zu bewältigen. Dringend notwendig sind aber auch präventive
Maßnahmen in Kindergärten und Schulen sowie im Elternhaus. Damit kann
man Gesundheitsstörungen rechtzeitig vorbeugen." Bei den
sprachtherapeutischen Behandlungen erreichen die Sechsjährigen einen
Höchstwert: 21 Prozent aller Jungen und 14 Prozent aller Mädchen in
dieser Altersgruppe haben 2006 eine Sprachtherapie erhalten. Das ist
nach Einschätzung der Fachwelt zu spät: Die sprachtherapeutischen
Behandlung sollte nicht erst beim Übergang zwischen Kindergarten und
Grundschule stattfinden, sondern bereits bei drei- bis vierjährigen
Kindern.

Physiotherapeutische Behandlungen wie Krankengymnastik oder
Massage helfen insbesondere Rückenprobleme zu behandeln, von denen
vor allem Menschen über 60 Jahre betroffen sind: Im Jahr 2006 waren
bei mehr als der Hälfte dieser Verordnungen Wirbelsäulenerkrankungen
der Behandlungsgrund. Frauen erhalten dabei rund ein Drittel mehr
physiotherapeutische Behandlungen als Männer. Experten des
Heilmittel-Reports 2008 monieren, dass hier qualitätsgesicherte
Physiotherapieverfahren fehlen. Angeboten würden viele
unterschiedliche Methoden und Konzepte, die außerdem im Rahmen der
Physiotherapeutenausbildung nur teilweise oder gar nicht gelehrt
werden und deren therapeutischer Nutzen nicht hinreichend
wissenschaftlich evaluiert ist. Sie regen an, entsprechende
Evaluierungsstudien aufzulegen, damit die knapp 34 Millionen an
gesetzlich Versicherte verordneten Physiotherapien mit Kosten in Höhe
von nahezu 3 Milliarden Euro im Jahr 2006 hinsichtlich ihrer
Heilwirkungen optimiert werden können.

Mehr Infos im Internet: http://wido.de/heilmittel-rep.html

Der Heilmittel-Report 2008 beschreibt erstmals den gesamten Umfang
der Heilmittelverordnungen zu Lasten der Gesetzlichen
Krankenversicherung. Experten aus den Bereichen Physiotherapie,
Ergotherapie und Sprachtherapie erläutern Methoden und
Behandlungskonzepte und bewerten die Evidenzlage der jeweiligen
Maßnahmen. Der Heilmittel-Report 2008 bringt Transparenz in diesen
wachsenden Bereich des Gesundheitssystems und erweist sich als
wertvolles Nachschlagewerk für die verordnenden Ärzte. Themen und
Analysen des Heilmittel-Reports 2008:

- Welche Mengenrelevanz haben die Verordnungen in den Bereichen
Physiotherapie, Sprachtherapie und Ergotherapie?
- Wer verordnet Heilmitteltherapien?
- Welche Unterschiede in der Versorgungsstruktur existieren in Bezug
auf Alter, Geschlecht und Region?
- Welche Indikationen münden in die Heilmitteltherapie, welche
Maßnahmen werden angewandt und wie lange dauert die Therapie?
- Welche Therapeuten sind in der Versorgung mit Heilmitteln tätig?
- Welche Methoden und Konzepte werden bei der Behandlung mit
Physiotherapie, Ergotherapie und Sprachtherapie eingesetzt?
- Wie ist die Evidenzlage der Therapiekonzepte?

Bode/ Schröder/ Waltersbacher (Hrsg.):

Heilmittel-Report 2008.
Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie:
Eine Bestandsaufnahme
Schattauer (Stuttgart) 2008; 224 Seiten, 51 Abbildungen,
43 Tabellen kart.
EUR 29,95 (D) ISBN 978-3-7945-2617-8;
ab 22.2.2008 über den Buchhandel zu beziehen.

Pressekontakt: Wissenschaftliches Institut der AOK Helmut Schröder
Tel.: 0228/843-115 Fax.: 0228/843-144
email: helmut.schroeder@wido.bv.aok.de
Internet: www.wido.de

Rezensionsexemplare bitte anfordern bei:
Schattauer Verlag Katharina Märker
Tel.: 0711/22987-20
Fax: 0711/22987-85
email: katharina.maerker@schattauer.de

Originaltext: Wissenschaftliches Institut der AOK
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/32063
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_32063.rss2

Pressekontakt:
Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)
Helmut Schröder
Tel.: 0228/843-115
Fax.: 0228/843-144
email:helmut.schroeder@wido.bv.aok.de
home: www.wido.de


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