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LVZ: Leipziger Volkszeitung zum Weggang der Computerspielemesse Games Convention

Geschrieben am 25-02-2008

Leipzig (ots) - Es gibt Sätze, die klingen wie blanker Hohn. Wenn
sich der Branchenverband der Spieleindustrie BIU bei der Leipziger
Messe und dem Umland dafür bedankt, dass sie die Computerspielemesse
Games Convention groß gemacht haben, dann fällt einem nichts mehr
ein. Auch wenn dies die Kölnmesse bestreitet, für die GC hat sie
offenbar mehr Geld hingelegt als jeder andere Messeplatz in
Deutschland. Das ist modernes Raubrittertum.
Sicher ist die Kritik an der mangelnden Infrastruktur in Leipzig als
Begründung für den Umzug nach Köln nicht aus der Luft gegriffen.
Insbesondere die nationale und internationale Fluganbindung lässt zu
wünschen übrig, was nebenbei bemerkt auch die großen Unternehmen der
Region seit langem beklagen. Per Bahn oder mit dem Auto ist Leipzig
aber mindestens so gut wie jede andere namhafte westdeutsche
Messestadt zu erreichen.
Als Grund für den Umzug von der Pleiße an den Rhein gibt der Verband
eine rein unternehmerische Entscheidung an. Köln habe die besseren
Voraussetzungen für den Aufbau einer internationalen Veranstaltung.
Hier muss aber die Frage erlaubt sein: Was war oder ist die GC denn
jetzt? Der BIU hat sie bislang jedenfalls immer als Leitmesse
gefeiert. Und wie viel Geld darf die öffentliche Hand für das Wachsen
einer Veranstaltung ausgeben, bis diese groß genug ist, damit die
Industrie eine wirtschaftliche Entscheidung überhaupt erst fällen
kann?
Messegesellschaften sind in Deutschland zumeist in kommunaler Hand
und ein Zuschussprojekt. Falsch wäre es deshalb nicht, wenn Sachsen
und die Stadt Leipzig als Gesellschafter, die das Baby GC
aufgepäppelt haben, jetzt auf den BIU zugehen und ordentlich Geld für
Windeln und Babynahrung verlangen würden.
Seit der letzten GC 2007 ist klar, behauptet der BIU, dass Leipzig
als Austragungsort ab 2009 nicht mehr in Frage kommt. Bei der
Leipziger Messe ist das offensichtlich so nicht angekommen. Wenn
doch, hat es die Geschäftsführung schlichtweg verschlafen, ordentlich
öffentliche Gegenwehr zu organisieren, in die auch die Politik bis
hin zur Kanzlerin hätte eingebunden werden müssen. Denn der Umzug
nach Köln ist mitnichten nur eine simple unternehmerische
Entscheidung. Für Leipzig, für den Osten, ist es ein fatales Signal,
nunmehr nur noch (Messe-)Standort zweiter Klasse zu sein. Leipzig und
seine älteste Messe der Welt sind gerade dabei, die Folgen der
deutschen Teilung zu überwinden und an alte Traditionen anzuknüpfen.
Der schmerzliche Verlust einer Leitmesse wirft den Ausstellungsplatz
auf seinem Weg zu neuer Größe um Meilen zurück. Die Politik muss
spätestens jetzt hinterfragen, ob das mit öffentlichen Geldern
subventionierte Wettbewerbsgebaren der Messeplätze richtig ist.
Die Verschiebung der Veranstaltung vom August in den September ist
eine klare Absage an die bisherige Hauptklientel der GC, die
Gemeinschaft der Daddelfreunde, die in den Sommerferien auf dem
Messegelände vor den Toren Leipzigs die Neuheiten der Industrie
ausgiebig getestet hat. Die neue Computer- und Videospielemesse hat
verstärkt das Fachpublikum im Fokus, es geht ums große Geschäft und
nicht um das Erlebnis Spielen. Von der GC bleibt nicht viel übrig -
das ist besonders bitter.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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